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UA 1869
18
Februar
vor 155 Jahren
in Leipzig
Vor 150 wurde ein Werk uraufgeführt, das bis heute in jeder Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt: Am 18. Februar 1869 erklang zum ersten Mal das op. 45 von Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem. Das Werk, eines der Standardwerke der groß besetzten Chorliteratur, nennt sich zwar „Requiem“, aber schon allein der Titel deutet an, dass es sich nicht um die Vertonung des lateinischen liturgischen Requiem-Textes im Umfeld der katholischen Kirchenmusik handelt. Vielmehr hat Brahms gezielt Texte aus dem Alten und Neuen Testament gewählt und sowohl inhaltlich als auch musikalisch zu einer eigenen Einheit verschmolzen, bei der nicht das traditionelle Totengedenken im Vordergrund steht, sondern vor allem der Trost der Hinterbliebenen. Durch das Fehlen einer Handlung und dramatischer Höhepunkte steht das Werk auch nicht im Rahmen der Gattung des Oratoriums. Brahms hat bewusst alle Dramatik und alle Anspielungen auf das Jüngste Gericht und den Erlösungstod Jesu vermieden. Thematisiert wird die Endlichkeit des Lebens verbunden mit dem Trost und der Hoffnung im Diesseits. Schon 1861 beschäftigte sich Brahms mit der Thematik und stellte erste Textstellen zusammen, doch erst nach dem Tod seiner Mutter 1865 griff er die Idee wieder auf und komponierte im weiteren Verlauf die einzelnen Sätze. Im Dezember 1867 wurden erstmals die ersten drei Sätze durch den Wiener Singverein in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgeführt. Die Uraufführung in seiner heutigen Form erfolgte heute vor 150 Jahren. Das Werk brachte für den damals 33jährigen Brahms den Durchbruch als Komponist. Es ist bis heute eines seiner populärsten Werke. Clara Schumann schrieb, nachdem sie die Noten des 6. und 7. Satzes von ihm erhalten hatte: „Zu erzählen gibt es hier wenig, aber sagen muß ich Dir noch, daß ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend. Ich kann’s, wie Du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann es auszusprechen. … Ach könnte ich es hören, was gäb ich wohl darum“. Und der Musikkritiker Eduard Hanslick, der nicht so leicht zu begeistern war, schrieb: „Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ Deutsches Requiem zu stellen vermag“.