Obwohl er zu Lebzeiten berühmt und sogar Kammerkomponist und Hofkapellmeister Kaiser Josephs II. in Wien war, spielt Florian Leopold Gassmann heute eher für die Musikwissenschaft eine Rolle als für das Konzertleben. Für die damalige Musikwelt aber hat er vor allem in Venedig und in Wien entscheidende Beiträge geleistet. Er komponierte Opern für den venezianischen Karneval und war in Wien Mitinitiator der Tonkünstler-Sozietät, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, nicht nur Musikveranstaltungen für die Öffentlichkeit zu organisieren, sondern sich auch um Witwen und Waisen verstorbener Mitglieder zu kümmern. Die erste Aufführung der Sozietät fand mit der Uraufführung seines Oratoriums La Betulia liberata am 19. März 1772 statt. Den Erfolg hat sich Gassmann hart erkämpfen müssen. Geboren am 3. Mai 1729 in Brüx, erhielt er wegen seiner großen Begabung zwar schon in früher Kindheit Unterricht in Gesang, Violine und Harfe, sein Vater war jedoch strikt gegen eine musikalische Karriere und wollte ihn stattdessen als Gewürzhändler sehen. So floh Gassmann im Alter von dreizehn Jahren nach Karlsbad und verdiente seinen Lebensunterhalt als Harfenist. Immerhin war er so gut, das der Mainzer Kurfürst Philipp Karl von Eltz-Kempenich ihn als Hofmusiker engagieren wollte. Dieses Angebot schlug Gassmann allerdings aus. Stattdessen ging er 1742 nach Venedig, von wo aus er zu Giovanni Battista Martini ans Liceo Musicale di Bologna kam. Nach dem Studium dort wurde Gassmann 1744 Organist in einem Nonnenkloster in Venedig. 1757 komponierte er zum Karneval seine erste Oper Merope für das Teatro San Moisè. Er genoss die Förderung des Grafen Leonardo Veneri, in dessen Haus er wohnen durfte und schrieb bis 1762 jedes Jahr zur Karnevalssaison eine Oper. Dann begab sich Gassmann nach Wien und trat 1763 in Wien die Nachfolge von Christoph Willibald Gluck an. Es folgte 1773 die Ernennung zum Kammerkomponisten Kaiser Josephs II. und 1772 zum Hofkapellmeister. Bei einer Reise nach Venedig traf Gassmann 1766 Antonio Salieri, lud ihn nach Wien ein und unterrichtete ihn in Komposition. 1771 schließlich gründete er die Tonkünstler-Sozietät. Am 21. Januar 1774 starb Florian Leopold Gassmann in Wien an den Spätfolgen eines Unfalls seiner letzten Italien-Reise. Den größten Teil seines Œuvres bilden über 20 Opern und Bühnenmusiken, Gassmann hinterließ aber u.a. auch fünf Messen, eine Vesper und ein Requiem sowie ca. fünfzig Sinfonien, Divertimenti für verschiedene Besetzungen und sechs Streichquartette.
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