Berthold Goldschmidt wurde am 18. Januar 1903 in Hamburg als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Er wuchs in Hamburg auf und ging als 19jähriger nach Berlin, wo er von 1922 bis 1924 zusammen mit Ernst Krenek, Alois Hába, Karol Rathaus und Ignaz Strasfogel an der Hochschule für Musik in der Kompositionsklasse von Franz Schreker studierte. Daneben nahm er auch Unterricht im Dirigieren. Sein Studium finanzierte er als Klavier- und Celestaspieler und als Korrepetitor. 1925 erhielt er eine Stelle als Korrepetitor an der Berliner Staatsoper unter Erich Kleiber. In dieser Eigenschaft war er unmittelbar an der Vorbereitung der Uraufführung von Alban Bergs Wozzeck beteiligt. Bei der Uraufführung selbst spielte er die Celesta. Die Uraufführung seiner eigenen Passacaglia op. 4 für Orchester durch Erich Kleiber im gleichen Jahr brachte ihm den Mendelssohn-Preis ein, ein von 1879 bis 1936 vom preußischen Staat gestiftetes jährliches Stipendium zur Förderung talentierter Musiker. 1926 erlebte sein erstes Streichquartett op. 25 seine Uraufführung. Dieses Werk erregte die Aufmerksamkeit von Arnold Schönberg, der daraufhin Goldschmidt einen Platz in seiner Kompositionsklasse anbot. Goldschmidt zog es allerdings vor, in Schrekers Klasse zu bleiben. 1927 holte Carl Ebert den vielversprechenden Studenten als musikalischen Berater und Dirigenten an das Landestheater in Detmold. Dort machte ihn der damalige Oberspielleiter Arthur Maria Rabenalt auf das Schauspiel Le cocu magnifique des flämischen Dichters Fernand Crommelynck aufmerksam. Dieses Stück inspirierte Goldschmidt zu seiner ersten Oper Der gewaltige Hahnrei, die 1932 in Mannheim uraufgeführt wurde. Als Ebert 1931 Generalintendant an der Städtischen Oper Berlin wurde, nahm er auch Goldschmidt als musikalischen Berater mit. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 beendete allerdings Goldschmidts beruflichen Aufstieg. Ebert und Goldschmidt wurden beurlaubt. Goldschmidt übernahm nun die Leitung eines Orchesters jüdischer Musiker, aus deren Kreis sich später das Israel Philharmonic Orchestra formierte. 1935 wurde er von den Nazis zum Verhör geladen. Er floh daraufhin nach England, nachdem ihm der Verhörbeamte dies insgeheim geraten hatte. Die Aufführung seiner Werke wurde von den Nazis verboten. So kam auch die geplante Aufführung von Der gewaltige Hahnrei an der Städtischen Oper Berlin nicht mehr zustande. Für Goldschmidt war es als Flüchtling sehr schwer, in London Fuß zu fassen und Arbeit zu finden. Immerhin wurde ihm 1944 die musikalische Leitung der Deutschen Sektion der BBC-Europa-Welle übertragen und er konnte sich wieder als Dirigent betätigen, u.a. in Glyndebourne und beim Edinburgh Festival. 1947 erhielt er die englische Staatsbürgerschaft. Er komponierte noch eine weitere Oper (Beatrice Cenci, erst 1994 szenisch aufgeführt) sowie drei Solokonzerte für Cello, Klarinette und Violine, dann verstummte Goldschmidt als Komponist resigniert für 24 Jahre, da die Musikwelt keinerlei Interesse an seinen Werken zeigte. Sein bedeutendster eigener musikalischer Beitrag während dieser Jahre war die Vervollständigung von Mahlers 10. Sinfonie in Zusammenarbeit mit Deryck Cooke, deren Premiere 1964 er auch dirigierte. Mit einer Reihe von Kammermusikwerken und Orchesterliedern begann Goldschmidt erst wieder 1982 zu komponieren. Es waren die Dirigenten Simon Rattle, Lothar Zagrosek, Charles Dutoit und Yakov Kreizberg sowie die Plattenfirmen Largo und Decca, die zur künstlerischen Rehabilitation des Komponisten und zur Wiederentdeckung seiner Werke beitrugen. Im hohen Alter von neunzig Jahren war es Goldschmidt schließlich vergönnt, Anerkennung und Wertschätzung für seine Werke bei Aufführungen in ganz Europa zu erleben. So fand auch Der gewaltige Hahnrei Eingang in den Opernspielplan in Berlin, Bern und Darmstadt als eine der wichtigsten Opern aus der Zeit der Weimarer Republik. Berthold Goldschmidt starb am 17. Oktober 1996 in London im Alter von 93 Jahren.
[2023] Berthold Goldschmidt 120. Geburtstag
Alle Porträts im Januar
- 01.01.2022 → Johann Christian Bach 240. Todestag
- 01.01.2022 → Johann Krieger 370. Geburtstag
- 01.01.2023 → Viktor Ullmann 125. Geburtstag
- 02.01.2015 → Karl Goldmark 100. Todestag
- 02.01.2019 → Franz Hummel 80. Geburtstag
- 02.01.2024 → Peter Eötvös 80. Geburtstag
- 03.01.2016 → Alexander Gretschaninow 60. Todestag
- 03.01.2023 → HK Gruber 80. Geburtstag
- 05.01.2016 → Tod des Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez
- 06.01.2018 → Max Bruch 180. Geburtstag
- 06.01.2020 → Giuseppe Sammartini 325. Geburtstag
- 06.01.2023 → Dizzy Gillespie 30. Todestag
- 07.01.2024 → Francis Poulenc 125. Geburtstag
- 08.01.2015 → Giacinto Scelsi 110. Geburtstag
- 08.01.2018 → Michael Tippett 20. Todestag
- 08.01.2021 → Franz Vinzenz Krommer 190. Todestag
- 08.01.2023 → Arcangelo Corelli 310. Todestag
- 10.01.2021 → Frank Bridge 80. Todestag
- 10.01.2023 → Theo Mackeben 70. Todestag
- 11.01.2021 → Domenico Cimarosa 220. Todestag
- 11.01.2022 → Maurice Duruflé 120. Geburtstag
- 11.01.2024 → York Höller 80. Geburtstag
- 12.01.2016 → Ermanno Wolf Ferrari 140. Geburtstag
- 13.01.2018 → Ferdinand Ries 180. Todestag
- 13.01.2023 → Christoph Graupner 340. Geburtstag
- 13.01.2023 → Bruno Maderna 50. Todestag
- 14.01.2024 → Joaquín Turina 75. Todestag
- 16.01.2021 → Léo Delibes 130. Todestag
- 16.01.2023 → Brian Ferneyhough 80. Geburtstag
- 17.01.2017 → Wilhelm Kienzl 160. Geburtstag
- 17.01.2019 → Grażyna Bacewicz 50. Todestag
- 17.01.2019 → Heitor Villa-Lobos 60. Todestag
- 17.01.2021 → Tomaso Albinoni 270. Todestag
- 18.01.2015 → César Cui 180. Geburtstag
- 18.01.2016 → Friedrich Hollaender 40. Todestag
- 18.01.2021 → Alexis Emanuel Chabrier 180. Geburtstag
- 18.01.2023 → Berthold Goldschmidt 120. Geburtstag
- 20.01.2015 → Ernest Chausson 160. Geburtstag
- 20.01.2016 → Johann Hermann Schein 430. Geburtstag
- 20.01.2023 → Christian Cannabich 225. Todestag
- 20.01.2024 → Walter Piston 130. Geburtstag
- 21.01.2016 → E.T.A. Hoffmann 240. Geburtstag
- 21.01.2021 → Albert Lortzing 170. Todestag
- 21.01.2023 → Henri Duparc 175. Geburtstag
- 21.01.2023 → Ermanno Wolf Ferrari 75. Todestag
- 21.01.2024 → Guillaume Lekeu 130. Todestag
- 22.01.2016 → Henri Dutilleux 100. Geburtstag
- 22.01.2018 → Vinzenz Lachner 125. Todestag
- 22.01.2019 → Petr Eben 90. Geburtstag
- 23.01.2021 → Samuel Barber 40. Todestag
- 23.01.2022 → Muzio Clementi 270. Geburtstag
- 24.01.2018 → Gottfried von Einem 100. Geburtstag
- 24.01.2023 → Friedrich von Flotow 140. Todestag
- 25.01.2016 → Wilhelm Furtwängler 130. Geburtstag
- 25.01.2019 → Paul Hofhaimer 560. Geburtstag
- 25.01.2023 → Witold Lutoslawski 110. Geburtstag
- 27.01.2015 → Jerome Kern 130. Geburtstag
- 27.01.2015 → Eduard Künneke 130. Geburtstag
- 27.01.2016 → Wolfgang Amadeus Mozart 260. Geburtstag
- 27.01.2020 → Friedrich Gulda 20. Todestag
- 27.01.2021 → Giuseppe Verdi 120. Todestag
- 27.01.2023 → Edouard Lalò 200. Geburtstag
- 28.01.2022 → Reynaldo Hahn 75. Todestag
- 28.01.2024 → John Tavener 80. Geburtstag
- 29.01.2015 → Georg Christoph Wagenseil 300. Geburtstag
- 29.01.2022 → Daniel François Esprit Auber 240. Geburtstag
- 29.01.2022 → Frédéric Delius 160. Geburtstag
- 29.01.2022 → Fritz Kreisler 60. Todestag
- 30.01.2017 → Johann Joachim Quantz 320. Geburtstag
- 30.01.2023 → Francis Poulenc 60. Todestag
- 31.01.2017 → Philip Glass 80. Geburtstag
Uraufführungen im Januar
- 01.01.2019 → UA vor 140 Jahren: J. Brahms, Violinkonzert D-Dur op. 77
- 02.01.2023 → UA vor 180 Jahren: R. Wagner, Der fliegende Holländer
- 03.01.2023 → UA vor 180 Jahren: G. Donizetti, Don Pasquale
- 10.01.2021 → C. Zeller, Vogelhändler
- 22.01.2019 → UA vor 160 Jahren: J. Brahms, Klavierkonzert Nr. 1 op. 15
- 25.01.2017 → UA vor 200 Jahren: G. Rossini, La Cenerentola
- 29.01.2021 → UA vor 240 Jahren: W.A. Mozart, Idomeneo KV 366
Anzeige