Orazio Vecchi ist ein italienischer Komponist der Spätrenaissance. Obwohl er als Priester mehrere Bände von kirchenmusikalischen Werken hinterlassen hat (Motetten, Hymnen, Messen, Lamentationen), ist er hauptsächlich bekannt als Komponist weltlicher Madrigale und Canzonetten. Sein bekanntestes Werk ist dabei die Madrigalkomödie L'Anfiparnasso von 1594, die 1597 in einer Prachtausgabe im Druck erschien. Diese wird häufig als Vorläuferin der Oper bezeichnet, tatsächlich handelt es sich dabei aber eher um einen der wenigen geglückten Versuche, ein Stück der zur damaligen Zeit weit verbreiteten und beliebten Commedia dell'arte in Musik zu setzen. Im Kern ist es ein Zyklus fünfstimmiger Madrigale, der alle Elemente und Charaktere der italienischen Stegreifkomödie enthält. Die Dialoge werden dabei jedoch nicht solistisch geführt, sondern sind ebenfalls im fünfstimmigen Madrigalstil gehalten. Vecchi war einer der besten Madrigalisten seiner Zeit, dessen Werke sich besonders durch expressive Tonmalerei und musikalische Textgestaltung auszeichnen. Er wurde am 6. Dezember 1550 in Modena getauft. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in der Benediktinerabtei S. Pietro durch den Servitenmönch Salvatore Essenga. Dort wurde er auch auf die priesterlichen Weihen vorbereitet, die er noch vor 1577 erhielt. Er wirkte zunächst als Musiklehrer in Modena. 1581 wurde er zum Domkapellmeister nach Salò berufen, kehrte aber 1584 in gleicher Position nach Modena zurück. Aus finanziellen Gründen bewarb er sich ohne Wissen seiner Vorgesetzten um eine Stelle in Reggio Emilia, die er allerdings nicht erhielt. Dafür verlor er seine Stellung in Modena. Schließlich fand er 1586 eine Anstellung am Dom von Correggio. Von dort kehrte 1593 nach Modena zurück, um erneut die Stelle als Domkapellmeister zu übernehmen. 1598 wurde Vecchio maestro di corte am Hof von Cesare d'Este. Er begleitete den Herzog 1600 nach Rom und Florenz, wo er Jacopo Peris Oper Euridice hörte. Danach versah er jedoch wieder seinen Dienst am Dom zu Modena. Aufgrund einer Intrige eines seiner Schüler wurde er 1604 seiner Stellung enthoben und starb in Verbitterung im darauffolgenden Jahr am 19. Februar 1605 in Modena.
Henriëtte Bosmans war eine niederländische Pianistin und Komponistin. Sie wurde am 6. Dezember 1895 in Amsterdam geboren. Ihr Vater Henri Bosmans war Solocellist des Concertgebouworkest Amsterdam. Er starb, als Henriëtte erst 8 Monate alt war. Ihre Mutter Sara Benedicts war Pianistin und Pädagogin. Von ihr erhielt sie von frühester Kindheit an Klavierunterricht. Bereits mit 17 Jahren schaffte Henriëtte das Examen zur Klaviervirtuosin mit Auszeichnung. Zu dieser Zeit entstanden auch ihre ersten Kompositionen und schon mit 19 Jahren konnte sie ihr erstes Werk veröffentlichen. 1919 wurde mit der Violinsonate Nr. 1 erstmals ein Werk von ihr öffentlich aufgeführt. Zunächst schrieb Henriëtte Bosmans überwiegend Kammermusik, vor allen Dingen Werke für Violoncello. Um ihre kompositorischen Fähigkeiten auch für größere Besetzungen zu erweitern, nahm sie Kompositionsunterricht bei dem niederländischen Komponisten und Dirigenten Cornelis Dopper, 1920 und 1921 besuchte sie Theoriekurse bei Arnold Schönberg. Von 1922 bis 1929 war sie mit der um neun Jahre jüngeren Cellistin Frieda liiert, die auch Solistin bei der Uraufführung des ihr gewidmeten zweiten Cellokonzerts 1923 war. Henriëtte Bosmans’ Concertino für Klavier und Orchester war neben einem Werk der niederländischen Komponistin Emmy Wegener auch das erste Werk einer Komponistin, das 1929 bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik gespielt wurde. 1934 verlobte sich Henriëtte mit dem etwas jüngeren Geiger Francis Koene, den sie ein Jahr zuvor kennengelernt hatt. 1935 verstarb Francis unerwartet an einem Gehirntumor. Dieser Verlust stürzte Henriëtte in eine Schaffenskrise, in der sie längere Zeit keine Note zu Papier brachte. Unter dem NS-Regime erhielt Henriëtte Bosmans als Tochter einer jüdischen Mutter und somit als „Halbjüdin“ 1940 Berufs- und Auftrittsverbot. Als ihre Mutter 1944 verhaftet und ins Durchgangslager Westerbork gebracht wurde, konnte Henriëtte vermutlich durch die Hilfe und Vermittlung des befreundeten Komponisten und Dirigenten Willem Mengelberg ihre Freilassung erwirken. Sie selbst entging einer Verhaftung. Während der Kriegsjahre unterhielt sie einen regen Briefwechsel mit Benjamin Britten. Nach Kriegsende trat Henriëtte Bosmans wieder in Den Haag und in Amsterdam als Pianistin auf. 1948 traf sie die französische Sopranistin Noémie Pérugia, für die sie über 20 Lieder schrieb, die sie auch gemeinsam zur Aufführung brachten. Ihr letzter gemeinsamer Auftritt fand am 12. März 1952 statt. Bei einer Probe mit Noémie Pérugia am 30. April brach Henriëtte Bosmans zusammen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und starb dort am 2. Juli 1952 an Magenkrebs. 1994 wurde der Henriëtte Bosmans-Preis (Henriëtte Bosmansprijs) ins Leben gerufen als Anreiz für junge Komponistinnen und Komponisten. Er wird von der Gesellschaft niederländischer Komponisten (Geneco) während der Niederländischen Musiktage verliehen und seit 2003 dotiert mit 3.000 Euro nach einem Kompositionswettbewerb vergeben.