Jacqueline du Pré, die 1987 im Alter von zweiundvierzig Jahren verstorbene englische Cellistin, wäre in diesem Jahr sechzig Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veröffentlicht BBC/Opus Arte ein Portrait der unvergessenen Künstlerin mit zwei Filmen von Christopher Nupen, die hier erstmals auf DVD [...]
Dem ersten von zwei Cellokonzerten, die Joachim Raff komponierte, wäre eine Rückkehr ins aktive Repertoire durchaus zu wünschen, jedenfalls wenn ein solcher Meister des kantablen Spiels und der eleganten Virtuosität wie Daniel Müller-Schott den Solopart übernimmt. Für das zweite Konzert allerdings, [...]
Es gibt Komponisten, die durch ihre Arbeit die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse hinterfragen und deren innere Widersprüche offen legen. Zu ihnen gehören Ludwig van Beethoven, Dmitri Schostakowitsch oder Luigi Nono. [...]
Erstaunlich frisch, jugendlich, lebendig und natürlich wirkt diese Einspielung des sozusagen prototypischen Cellokonzerts abendländischer Kultur, das allerdings in Amerika komponiert wurde. Transparent, mit einer fast französischen Klarheit und Eleganz von Michael Helmrath begleitet, hat das [...]
Diese CD vermag ich allenfalls mit größter Zurückhaltung zu besprechen, denn eigentlich verbietet sich jede Rezension: Aleksandr Knaifel hat hier Gebete wahrhaftig Musik werden lassen – zunächst eine Psalmodie des russisch-orthodoxen Psalms 51, auf dem Cello inniglich gesungen von Mstislav [...]
Beeethoven
Complete Sonatas and Variations for piano and cello
Beeethoven Complete Sonatas and Variations for piano and cello / Channel Classics
Channel Classics CCS SA 22605
2 SACD stereo/surround • 2h 16min • 2004
07.06.2005 • 7 7 7
Das Thema „Beethoven und das Violoncello“ scheint bei Cellisten „in“ zu sein: innerhalb eines knappen Jahres erschienen gleich drei Gesamtaufnahmen aller Sonaten und Variationen Ludwig van Beethovens für Violoncello und Klavier. Nach Miklós Perényi und András Schiff (bei ECM) sowie Adrian und [...]
Den gleichen künstlerischen Ernst, mit dem er sich den großen sinfonischen Werken widmete, die gleiche Klarheit und Genauigkeit, mit der er zeitgenössische Musik durchleuchtete, und die gleiche Hellhörigkeit und Sensibilität, mit der er Sänger begleitete, legte Ferenc Fricsay auch in der [...]
Seit jeher gehören die Solosuiten von Johann Sebastian Bach zum Anspruchsvollsten, was die Literatur für Violoncello bereitstellt. Den sechs zeitlich ausgreifenden Werken ist allein mit technischer Virtuosität nicht beizukommen; das Monologisieren ohne begleitenden Partner erfordert vom Interpreten [...]
Concerti Napoletani per Violoncello / Zig Zag Territoires
Zig Zag Territoires ZZT 050302
1 CD • 69min • 2004
05.07.2005 • 8 8 8
Wenn man heute von der Geschichte des italienischen Solokonzerts spricht, denkt man zunächst an Bologna (Torelli, Corelli) und Venedig (Albinoni, Vivaldi). Übersehen wird dabei manchmal, daß auch von Neapel wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Gattung ausgegangen sind. Hinzu kommt, daß gerade [...]
Im Januar 1985 trafen sich zwei unkonventionelle Virtuosen, der Cellist Miklós Perenyi und der Pianist Zoltán Kocsis, in ihrer gemeinsamen Heimatstadt Budapest, um sich für einige gewiß kurzweilige Tage hingebungsvoll den bekannten und weniger bekannten "Zugaben" zu widmen, einem vergnüglich und [...]
Wenn der Kopfsatz des C-Dur-Konzertes beginnt, regt sich zunächst der Verdacht, es könne eine jener überzeichneten Interpretationen auf uns zukommen, die in jedem Akzent ein Erdbeben und jeder Staccato-Note einen Blitzschlag glaubt erkennen zu müssen und auf diese Weise versucht, aus den [...]
Eli Zion - von St. Petersburg nach Jerusalem, Musik aus der Neuen Jüdischen Schule / SWRmusic
SWRmusic 93.122
1 CD • 65min • 2004
25.07.2005 • 10 10 10
Es war ein langer Emanzipationsprozeß der abendländischen Musik von der Imitation und Bearbeitung sakraler und weltlicher Melodien zur „absoluten Musik“, zum autonomen musikalischen Kunstwerk. Jüdische Musik, oder besser, Musik im Hallraum der rezitierten und gesungenen Thora hat einen solchen [...]
Anton Kraft (1749–1820) war Cellist im Orchester des Fürsten Esterházy und somit ein Kollege von Joseph Haydn. Es wird vermutet, daß Haydns D-Dur-Cellokonzert nicht nur für Kraft komponiert, sondern von diesem auch maßgeblich mitgestaltet wurde, weil es Dinge enthält, die sonst bei Haydn nicht [...]
Die Viola da gamba, Mitte des 18. Jahrhunderts eher als Instrument vergangener Generationen betrachtet, und der empfindsame Stil des Rokoko – dem „Originalgenie“ Carl Philipp Emanuel Bach gelang es, diese (nur scheinbaren!) Kontraste in seinen drei Gambensonaten auf faszinierende Weise miteinander [...]
Cello pur bietet der russische Cellist Kniazev auf dieser CD, die neben bekanntem Repertoire wie den Variationen und dem Andante auch diverse Liedbearbeitungen für sein Instrument vereint. Kniazev, der im übrigen auch über ein Orgel-Diplom (!) verfügt, scheint technisch kaum Grenzen zu kennen. Die [...]
Der Autor des nicht ganz knitterfrei ins Deutsche übersetzten Einführungstext baut sich eine merkwürdige Brücke, um die traditionell orientierte Musik des fünfzigjährigen Jouni Kaipainen ins Moderne umzudeuten: Daß der Sallinen-Schüler vor gut zwei Jahrzehnten mit seiner ersten Sinfonie an die [...]
Wohl kaum ein Werk wäre weniger geeignet für eine DVD-Produktion als diese sechs Solowerke. Wenn es wenigstens eine abwechslungsreiche, spannende Dramaturgie gäbe! Aber man hat den Cellisten in ein Studio verfrachtet, ihn auf ein viereckiges Podium gesetzt und den Raum dann dekorativ mit ein paar [...]
Der ungarische Komponist Zoltán Kodály (1882-1967) ist wesentlich durch Vokal-, vor allem Chormusik sowie einige Orchesterwerke bekannt geworden. Kammermusik schrieb er fast ausschließlich in jungen Jahren, d.h. vor und während des Ersten Weltkrieges; die wenigen Werke sind jedoch keineswegs zu [...]
In der Zeit unendlicher Rentendebatten und Gehhilfe-Diskussionen sind Persönlichkeiten wie Harald Genzmer nicht gerade hilfreiche Vorbilder. Der 1909 geborene, inzwischen also 97 Jahre alte Komponist, der uns noch vor gar nicht allzu langer Zeit mit einem unglaublich munteren, spritzigen [...]
Für den Amsterdamer Dirigenten Kees Bakels war es ein ausgesprochener Glücksfall, als man ihm 1997 anbot, in Kuala Lumpur ein neues Orchester zu gründen und zu leiten – das Malaysian Philharmonic Orchestra, das in einer brandneuen Konzerthalle zwischen den berühmten Petronas Twin Towers sein [...]
Das ist nun wirklich mal eine intelligente Kopplung! Dmitri Schostakowitsch, flankiert von zwei Freunden und Schülern, deren eigenes Schaffen er offenbar ebenso schätzte wie ihre Fertigkeit, seine jeweils neuesten Kreationen in engerem Kreise am vierhändigen Klavier vorzustellen: Das leuchtet ein, [...]
Das 1887 uraufgeführte d-Moll-Cellokonzert von Franz Xaver Neruda gehörte, älteren Lexika zufolge, früher zum Repertoire eines jeden Cellisten. Dann geriet es fast völlig in Vergessenheit, der es nun – gemeinsam mit seinen vier Geschwistern – von der jungen Cellistin Beate Altenburg entrissen wurde. [...]
Auf den einzigen Schönheitsfehler dieser ansonsten zu 100% hinreißenden Produktion will ich gar nicht näher eingehen: Es ist zu offensichtlich, daß man versucht hat, ein Stück „neuester Musik” in ein exzellentes Programm hineinzumogeln. Doch erstens will mir scheinen, ich hätte ganz außerordentlich [...]
Die neue, 2005 beendete dritte Sinfonie (in e-Moll) von Peteris Vasks wirkt zwar weniger progressiv als die vorausgehende Zweite (ODE 1005 2), ist aber nicht weniger anspruchsvoll. Der fünfundvierzigminütige Koloß ist als einsätziges Ganzes konzipiert, auch wenn die traditionellen vier Abschnitte [...]
Es sei nicht verborgen, daß diese CD recht kurz geraten ist, und daß sie noch viel kürzer ausgefallen wäre, wenn sie nicht neben den Duowerken von Charles Koechlin auch die – allerdings recht passende – Cellosonate von Claude Debussy enthielte. [...]
Diese CD hat einen einzigen Schönheitsfehler, und der besteht nicht in der volksnah-derben Packpapier-Optik der Booklet-Seiten und des Labels: Trotz eines gut aufgelegten Orchesters, einem verständnisvoll und einfühlsam agierenden Dirigenten sowie zweier exzellenter Solisten (ent)hält die Scheibe [...]
Passend zum 70. Geburtstag des Komponisten Hans Zender (Jg. 1936) erschien diese vorzügliche Produktion: die kompositorisch-reflektierende Auseinandersetzung mit Werken der musikalischen Tradition ist zwar seit vielen Jahrzehnten in der zeitgenössischen Musik eine gewisse Mode, hier aber wirkt das [...]
Es ist lobenswert, die Cellokonzerte des Tschaikowski-Zeitgenossen Carl Davidoff (1838–1889) der Vergessenheit zu entreißen, gleichwohl bin ich nicht uneingeschränkt glücklich mit dieser Produktion. Das beginnt schon mit der Intonation sowohl des Solisten wie auch des Orchesters, die im [...]
Es ist erstaunlich, daß die Cellosonaten und die frühe Suite op. 16 von Camille Saint-Saëns so vernachlässigt werden: Sie stehen seinen beliebten und viel gespielten Cellokonzerten in nichts nach. Schon der Erstling in c-Moll von 1872 hat geradezu sinfonischen Zugriff und wirkt aufgrund seiner [...]
Das oftmals beklagte schmale Repertoire für Cello enthält immerhin eine Reihe bedeutender, qualitativ hochstehender Werke, zu denen ohne Frage die hier eingespielten zu zählen sind. Beide Komponisten waren von Haus aus Pianisten, was das Gewicht und den Umfang des Klavierparts erklärt, der hier [...]
Alfred Schnittke, epilogue – Works for cello & piano / BIS
BIS CD 1427
1 CD • 76min • 2003
19.03.2007 • 10 10 10
Von Seiten der musikalischen Avantgarde wurde Alfred Schnittke zu Lebzeiten wahrgenommen wie ein gemäßigter Schostakowitsch-Nachfolger mit der Marotte plötzlicher stilistischer „Schnitte“, die allerdings trotz ihrer zweifellosen Originalität nicht wirklich ausreichten, dem erlauchten Kreise der [...]
Schnell ist man dabei, vielversprechende junge Künstler als große Talente zu bezeichnen, von denen man hoffentlich noch viel hören wird. Doch der Cellist Anthony Leroy und die Pianistin Sandra Moubarak sind mehr als das. Für Aufsehen sorgten schon die preisgekrönten Aufnahmen von Rubinstein- und [...]
„Was mich betrifft, so taste ich mich gerne auf meinem Cello voran, wenn ich meine Ideen ausarbeite. Nun ist es aber so, dass das Cello so große Griffe hat, und ich mit meiner kleinen Hand reiche nicht so weit, und deshalb werden meine Motive überwiegend schrittweise.” [...]
Der Schweizer Othmar Schoeck (1896-1957) findet im Konzertsaal noch immer nicht die ihm gebührende Beachtung, zudem stehen seine Instrumentalkompositionen sehr zu Unrecht im Schatten seiner Vokalwerke. Seine an die vierhundert Lieder haben ihm den Ruf eines der letzten Meister dieses Genres [...]
Diese CD hat eine besonders eigenartige, 15 Jahre währende Geschichte: der Klarinettist Kari Kriikku, der Cellist Anssi Karttunen und der Komponist Magnus Lindberg hatten 1990 die Idee, etliche Komponisten anzuschreiben und Werke für Klarinette und Cello in Auftrag zu geben – eine Besetzung, für [...]
Ab und zu frage ich mich, ob es überhaupt noch möglich sei, irgendwelche Aufnahmen mit schlichtem Behagen, mit zumindest geistig ausgestreckten Beinen zu hören – vor allem, wenn sie einem zum Zwecke der Rezension vorgelegt werden. Sich über nichts Gedanken machen, über nichts ärgern müssen, weil [...]
Nicolas Altstaedt
Works for Cello and Piano by Beethoven, Webern, Bach, Ligeti and Stravinsky
Nicolas Altstaedt Works for Cello and Piano by Beethoven, Webern, Bach, Ligeti and Stravinsky / Genuin
Genuin GEN 87084
1 CD • 71min • 2007
05.09.2007 • 8 8 9
Dass ein junger Musiker, wenn er einen Concours gewinnt, auf seiner Debütplatte sich mit möglichst zahlreichen und vielfältigen Facetten präsentieren möchte, liegt auf der Hand. Dennoch tut der 25jährige Cellist Nicolas Altstaedt, Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs 2005, einen Schritt über [...]
„Virtuoso Cello Showpieces“ – dieser Titel stimmt erst einmal bedenklich und nährt die Sorge, dass die neue Veröffentlichung der „Cellissima“ Maria Kliegel nur mit vordergründig zirzensischer Artistik aufwartet, bei der die Klavierpartnerin Nina Tichman in der Wahrnehmung der Hörer möglicherweise [...]
Das nenne ich nun mal eine wirklich rassige Interpretation, bei der einfach alles so genau zusammenstimmt, daß selbst die wenigen Phasen, in denen pianistisches Virtuosengeklingel die Oberhand über den Gehalt gewinnen will, mit brodelnder Leidenschaft überspielt werden. Die Gefahr der Überwucherung [...]
Gabriel Fauré L'Œuvre Pour Violoncelle et Piano / Zig Zag Territoires
Zig Zag Territoires ZZT070602
1 CD • 73min • 2006
09.10.2007 • 7 7 8
Die musikalische Seite dieser Zig-Zag-Produktion spiegelt sich auf seltsame Weise in den kleinen Unachtsamkeiten der äußeren Präsentation: Hier eine verschobene Track-Nummer, dort eine nicht eben elegant postierte Zwischenüberschrift in einer ansonsten wieder einmal auf den ersten Blick gelungenen [...]
Einem weitverbreiteten Urteil zufolge ist der gemeine Kritiker (criticus communis, Linné) eine kleine, giftige Kröte, die sich angesichts eigener Impotenz auf alles herabfallen läßt, was andern lieb und wert und teuer erscheint, um auch die höchsten schöpferischen oder nachschöpferischen Leistungen [...]
Eigentlich bin ich, schon aus Gründen der diskographischen Ordnung, ein großer Freund systematischer Programme: Jedes Recital, und sei es noch so gelungen, stellt einen doch immer wieder vor das Problem, wo man’s denn später so ablegen soll, um es im Bedarfsfalle auch wiederzufinden. [...]
Emanuel Moór Sonatas for Cello & Piano / Hungaroton
Hungaroton HCD 32462
1 CD • 64min • 2007
18.02.2008 • 9 7 8
Er muss ein Exzentriker gewesen sein, dieser Emanuel Moór. Als Kollege von Gustav Mahler, Richard Strauss und Hans Pfitzner oszillierte der 1863 im ungarischen Kecskemet geborene Komponist zwischen Genie und spätromantischem Epigonentum – eine Erkenntnis, die bereits die zeitgenössischen [...]
Gerade bei Edvard Grieg gibt es – jenseits der Bühnenmusik zu Peer Gynt, seines Klavierkonzerts und der Lyrischen Stücke – noch Entdeckungen zu machen. Man vergisst immer, dass sich der norwegische Nationalkomponist trotz eines staatlichen Ehrensolds, den er bereits seit 1874 erhielt, nicht [...]
Auch im zweiten Teil seiner auf drei CDs angelegten Reihe "Brahms and his Contemporaries" kombiniert Johannes Moser wiederum eine Cellosonate von Brahms mit solchen zweier Zeitgenossen – und für die Begegnungen mit der frühen F-Dur-Sonate von Richard Strauß und der Sonate Nr. 3 Es-Dur op. 93 von [...]
So widersprüchlich wie die philosophischen Aussagen des Komponisten, die der umfassende und mit vernehmlichem Engagement für die exotische Sache geschriebene Einführungstext zitiert – so widersprüchlich sind auch die beiden hier vorliegenden Konzerte für Violoncello (1987) und für Bratsche [...]
Auch wenn ihr Zweck möglicherweise ursprünglich in diese Richtung zielte: Musik zum Einschlafen sind die sechs Suiten für Violoncello solo, die Johann Sebastian Bach um 1720 im Auftrag des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen komponierte, in der Neueinspielung von Martin Ostertag keineswegs. Der [...]