Der Name des Komponisten Joseph Beer war mir bis dato kein Begriff, ebenso wenig der Operettentitel "Polnische Hochzeit". Auch in den geradezu enzyklopädisch ausführlichen Standardwerken zum Genre von Volker Klotz und Albert Gier fand ich keinen Hinweis. [...]
„Amerika gib Acht, es kracht!“ – vom Clash der Kulturen handelt die 1907 im Theater an der Wien uraufgeführte Operette „Die Dollarprinzessin“, die bald darauf auch am Broadway Furore machte. Europäer auf der Jagd nach Glück und dem großen Geld mischen die neue Welt auf [...]
Hochachtung vor cpo, WDR und den vielen hilfreichen Geistern, die sich so hingebungsvoll um den historischen Operettenfundus Österreich-Ungarns und Deutschlands kümmern. [...]
Leo Fall (1873-1925) war zeitweise einer der engsten Konkurrenten Franz Lehárs. Mit mondän-exotischen und frivol-erotischen Operetten wie Die Dollarprinzessin, Madame Pompadour, Die Rose von Stambul konnte er sich einen festen Platz im Reich der „silbernen“ Wiener Operetten-Ära erobern. Ein [...]
Es war schon ein Jahr Krieg, als Leo Falls Operette Die Kaiserin 1915 am Berliner Metropoltheater herauskam, und unterschwellig spielt dieser Umstand in die kostümselige Rokoko-Idylle um Maria Theresia mit hinein. Im ersten Akt erleben wir die spätere Kaiserin als urwüchsige Prinzessin, die politisch wünschenswerte Heiratskandidaten abblitzen lässt und eine Liebesheirat mit Franz von Lothringen eingeht. [...]
Dieser Mitschnitt aus der Wiener Volksoper ist die erste offiziell publizierte Gesamtaufnahme von Leo Falls letzter, 1922 in Berlin uraufgeführter Operette und füllt damit eine Lücke im Katalog. Dass er sich auf die Musiknummern beschränkt, spart eine CD, macht aber den Handlungsverlauf nicht immer [...]
Der Wien-Berliner Operettenkomponist Leo Fall (1873-1925) hat wie die meisten seiner Zunftgenossen sein Leben lang mit dem Genre Oper geliebäugelt. Eines seiner Frühwerke, Frau Denise, lässt sich als heiteres Zwischending aus Oper und Operette klassifizieren. Das etwa einstündige Werk erlebte seine erste Aufführung 1902 in Berlin, verfasst wurde es für fünf Solisten und kleines Orchester. [...]
Man kennt das Phänomen: ein Musiker, der unglaublich viel produziert hat, Opern, Lieder, Ballette komponierte, der sich außerdem als Kritiker, Schriftsteller, Musikprofessor etc. betätigte – und was ist von Richard Heuberger (1850 bis 1914) geblieben? [...]
Es ist durchaus gewinnbringend, wenn man diese Rezension am Tag nach dem Wiener Opernball schreibt: Man hat noch genug virtuellen Champagner im Blut und fühlt mit dem mit, was da an einem Faschingsdienstag im Café „Theaterklause“ passiert [...]
Wieder einmal füllt cpo eine Bildungslücke! Hand aufs Herz, liebe Musikfreunde: Haben Sie den Namen Gustave Kerker schon jemals gehört? Mir jedenfalls war er gänzlich neu. Dabei soll er zu Lebzeiten (1857-1923) ein berühmter Komponist gewesen sein, und ein viel gespielter noch dazu. Rund dreißig [...]
Originalaufnahmen mit Franz Lehár gibt es in reichlicher Fülle und vieles davon ist für Interessenten erreichbar. Der Österreichsche Rundfunk hat vier historische Operetten-Aufnahmen herausgebracht (Wo die Lerche singt, Schön ist die Welt, Paganini, Giuditta), die unter der Leitung des Komponisten [...]
Sein Leben lang hat Franz Lehár davon geträumt, ein Werk an der Wiener Staatsoper herauszubringen. Erst mit seiner letzten Operette Giuditta, der er – nicht ganz zutreffend – die Gattungsbezeichnung „Musikalische Komödie“ gab, ging sein Wunsch in Erfüllung. [...]
Franz Lehár hatte eine Reihe künstlerischer Fehlschläge hinter sich, als er im letzten Kriegsjahr 1918 mit der Arbeit an der Operette Die blaue Mazur begann, zu der ihm das damals führende Librettisten-Duo Leo Stein & Béla Jenbach (Die Csárdásfürstin) den Text lieferte. Mit der im Titel [...]
ÑEin Werk, das gerne eine Oper sein will und es sich dennoch mit dem Operettenpublikum nicht verderben will.“ So urteilte die „Neue Freie Presse“ über Franz Lehárs Operette Das Fürstenkind, die am 7. Oktober 1909 im Wiener Johann-Strauß-Theater ihre Uraufführung erlebte. Der alte Kritikerspruch [...]
Hinter dem Titel Der Göttergatte verbirgt sich eine zunächst frivol daherkommende, zum guten Schluß sich aber als ausgesprochen sittig erweisende Paraphrase des seit Plautus viele Male dramatisch behandelten Amphitryon-Stoffes. Anders als in den bekannten Versionen von Molière und Kleist spielt im [...]
Bevor er mit seinen Herz-Schmerz-Operetten, die durch den Tenor Richard Tauber zu hoher Popularität kamen, in den gefährlichen Grenzbereich des Kitsches geriet, knüpfte Franz Lehár mit dem 1909 uraufgeführten Graf von Luxemburg noch einmal an die große Tradition der Wiener Operette an und bewies [...]
Mit Paganini (1925) beginnt die letzte Phase im Operettenschaffen von Franz Lehár, die gekennzeichnet ist von opernhaftem Pathos und dabei oft gefährlich in die Bereiche der Larmoyanz abrutscht. Statt des bis dahin genreüblichen Happy Ends war fortan Entsagung angesagt: Der Zarewitsch, Das Land des Lächelns und schließlich Giuditta überboten sich im ausgekosteten Herzschmerz. [...]
Als Giacomo Puccini 1913 zur Erstaufführung seiner Fanciulla del West nach Wien kam, lernte er dort seinen erfolgreichen Komponisten-Kollegen Franz Lehár kennen und schätzen. Aus dieser Bekanntschaft ergab sich ein lukrativer Auftrag an den Italiener, für das Carl-Theater eine Wiener Operette zu [...]
Weiß heutzutage noch jemand, wer oder was ein „Rastelbinder“ ist? Die Auskunft erteilt Julius Jacobs „Wörterbuch des Wiener Dialektes“ von 1929: „Drahtbinder, Wanderhändler mit Mausefallen u. dgl., meist armer Slowak.“ Franz Lehárs erster großer Operettenerfolg aus dem Jahr 1902 schildert das [...]
1916, also mehr als ein Jahrzehnt nach dem Sensationserfolg der Lustigen Witwe, ist diese Lehár-Operette entstanden, sie brachte es nur zu bescheidenem Erfolg, der auch durch eine Umarbeitung (Libellentanz, 1923) nicht üppiger wurde. Die Musik zum Sterngucker ist gewissermaßen Feinarbeit, sie [...]
Es gibt immer wieder so etwas wie Versuche eines Ausbruchs innerhalb von oder aus Franz Lehárs Operettenwelt – in Richtung Modernität und Aktualität. Versuche, die jedoch alle wieder mit dem Refrain „Alles beim Alten“ enden. Dazu gehört auch die dreiaktige Fabriks-Operette Eva, die 1911 in Wien [...]
Für Operettenfeinde böte dieses kurze, einaktige Werk genügend Anlaß, um sich über den Schwachsinn des Genres lustig zu machen. Tatsächlich strotzt das Textbuch der 1922 an einer Wiener Kleinbühne uraufgeführten Lehár-Operette von Geistesblitzen wie "Schwindeln, schon in den Windeln, erlernen das [...]
Das Wiener Musikfest „Klangbogen“, das alljährlich zur Zeit der Theater-Sommerferien abgehalten wird, bescherte im Jahr 2005 eine ungewöhnliche Operetten-Produktion, die sich vom ersten Tag an als richtiger „Renner“ herausstellte und nun auch als DVD-Aufnahme zugänglich ist: Franz Lehárs Der Graf [...]
Liebste, glaub‘ an mich und der Titelschlager Schön ist die Welt – das sind die bekanntesten Nummern aus dieser Operette, die zwar nicht zu den erfolgreichsten, wohl aber zu den anspruchsvollsten, zugleich auch merkwürdigsten Schöpfungen Lehárs zählt. Struktur und Handlung des Stücks verbleiben [...]
Fünf Jahre nach der Lustigen Witwe (1905) und ein Jahr nach dem Grafen von Luxemburg ( 1909) kam Lehàrs Zigeunerliebe im Wiener Carltheater zur ersten Aufführung – der dritte durchschlagende Operettenerfolg innerhalb kurzer Zeit. Was an diesem Stück am auffälligsten hervorsticht, ist der opernhafte [...]
Bis in die 1970er Jahre hatte Karl Millöckers hintersinnige Räuberkomödie Gasparone (1884) im Repertoire der deutschen Stadttheater einen festen Platz. Heute, wo die Gattung Operette weitgehend vom Musical verdrängt ist, kennt man sie vor allem wegen des Baritons-Schlagers „Dunkelrote Rosen“. Und [...]
Das „Musik Theater Schönbrunn", eine Wiener Institution, die seit 2005 besteht, widmet sich in den Sommermonaten der Wiener Operette, speziell jenen einstigen Erfolgsstücken, die mittlerweile in Vergessenheit geraten sind. Im Jahr 2010 wurde den Besuchern des historischen Schönbrunner [...]
Jacques Offenbach, Pomme d'Api • Sur un volcan / cpo
cpo 555 268-2
1 CD • 82min • 2018
30.01.2020 • 8 8 9
Ein willkommener Nachschlag zum Offenbach-Jahr, das in diskographischer Hinsicht nicht besonders ergiebig war. Zwei Einakter, in Köln beim Deutschlandfunk produziert, hat cpo nun als CD veröffentlicht [...]
Johann Friedrich Reichardt, Die Geisterinsel / cpo
cpo 777 548-2
2 CD • 2h 33min • 2002
29.12.2017 • 9 8 10
Erst mit den systematischen Übersetzungen Christoph Martin Wielands (1761-66) und Johann Joachim Eschenburgs (1775/82), der später noch die singuläre Schlegel-Tieck-Edition folgte, wurden William Shakespeares Dramen auf dem deutschen Theater heimisch. [...]
Der österreichische Komponist Emil Nikolaus von Reznicek (1860-1945) verdankt seinen Nachruhm einer einzigen Nummer, die bis heute zu den Hits der Wunsch- und Promenadenkonzerte gehört [...]
Seit seiner Berliner Uraufführung (1901) war Wilhelm Meyer-Försters Rührstück „Alt-Heidelberg“ („Saustück“ nannte es Bert Brecht) ein Dauerbrenner auf deutschen Bühnen, aber auch in den Vereinigten Staaten erfreute es sich bald großer Popularität. [...]
Der 25. Todestag von Robert Stolz - er starb im Juni 1975 kurz vor seinem 95. Geburtstag - veranlaßte den Südwestrundfunk, tief in seinen Archiven zu graben. [...]
Johann Strauß war bereits sechsundvierzig Jahre alt, als er sich zum ersten Mal an eine Operettenkomposition heranwagte. Die Furcht, neben Offenbach nicht bestehen zu können, hatte dieses Debüt so weit hinausgeschoben. [...]
Zum dritten Mal hat sich die Staatsoperette Dresden ein unbekanntes Werk von Johann Strauß Sohn vorgenommen und diesmal dabei einen Volltreffer gelandet. Prinz Methusalem, ursprünglich für Paris komponiert, dann aber 1877 im Wiener Carl-Theater uraufgeführt, ist eine der inspiriertesten und [...]
Bei Johann Strauß konnte Richard Wagner "Anmut und Feinheit" empfinden, Hans von Bülow meinte, diese Musik spüle "allen inneren und äußeren Kopfschmerz hinweg", Richard Strauss nannte Strauß den "liebenswürdigsten Freudenspender". Hört und sieht man die Ouvertüre und spätere Orchesterpartien auf [...]
Der hier vorliegende Mitschnitt aus der Grazer Oper enthält die vollständige Musik von Johann Strauß, verzichtet aber auf die Dialoge. Das spart eine CD und wäre zu verschmerzen, wenn man einmal davon ausgeht, dass in den Audio-Versionen von Bühnen-Operetten die gesprochenen Texte oft einen Schwachpunkt darstellen [...]
Zwei Jahre nach der Fledermaus in Wien uraufgeführt, war Franz von Suppés Fatinitza (1876) bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine der erfolgreichsten Operetten ihrer Epoche. Später wurde sie jedoch nur noch in verfälschenden Bearbeitungen gespielt und verschwand schließlich ganz in der [...]
Neben Johann Strauß war der aus Dalmatien stammende Franz von Suppé der wichtigste Exponent der Wiener Operette, die in ihren Anfängen noch deutlich unter dem Einfluß von Jacques Offenbach stand. Das Vorbild spürt man auch in der ursprünglich einaktigen Pique Dame überall, die mit der gleichnamigen [...]
Der gebürtige Dalmatiner Franz von Suppé (1819-1895) verdankt sein Nachleben hauptsächlich den brillanten Ouvertüren zu seinen Operetten. Dirigenten-Berühmtheiten wie Toscanini, Karajan, Bernstein bis zu Mehta und Muti haben sich dieser Gusto-Stücke mit spürbarem Behagen angenommen. Suppé gehört [...]
The Vintage Love, Yvonne Madrid & Munich Operettas
Cäcilia Classics 4034677418567
1 CD • 45min • 2018
12.05.2020 • 7 6 7
Mit dieser CD dokumentiert die Sopranistin Yvonne Madrid, deren Eltern aus Mexico und Deutschland stammen, ihre Liebe zur Operette – und zwar vornehmlich zur Operette der „Silbernen Ära“ mit Arien von Franz Léhar, Nico Dostal, Robert Stolz und Eduard Künnecke.
An dem Tenor Klaus Florian Vogt, der in der Partie des Lohengrin in Bayreuth und anderswo Furore machte, scheiden sich die kritischen Geister. Eine solche weiße, gewissermaßen geschlechtsneutrale Stimme war in diesem Fach bislang noch nicht gehört worden. Ich gestehe, dass mich sein Gesang bisher [...]
In Italien hatte der deutsch-italienische Venezianer Ermanno Wolf-Ferrari, der mit Taufnamen Hermann Friedrich Wolf hieß, lange Zeit einen sehr schweren Stand. Dagegen fand er in München, seiner Wahlheimat, nach Studien bei Josef Rheinberger ein aufgeschlossenes Publikum [...]
Fritz Wunderlich, Raritäten aus Oper & Operette / SWRmusic
SWRmusic 93.093
1 CD • 72min • 1956-1963
17.03.2004 • 9 7 8
Viele einstmals bekannte Sängernamen sind längst verklungen oder nur noch vereinzelten Experten geläufig, aber der 1966 so tragisch verstorbene Fritz Wunderlich hat nicht nur die Zeiten überdauert, er ist im Grunde unser Zeitgenosse geblieben. Da seine Tonaufnahmen bereits in eine Ära fallen, die [...]
In der Fledermaus gibt es das fidele Gefängnis, in Carl Zellers Operette Der Obersteiger wird uns das fidele Bergwerk präsentiert. In einem „Gebirgsstädtchen in Süddeutschland“ herrschen ganz wunderliche Zustände: Die Knappen, Steiger und die sonstigen Angehörigen der gefahrvollen Bergmannszunft [...]
Die weltberühmte Wiener Operette – egal, ob sie aus der „goldenen“, „silbernen“ oder gar aus der blechernen Ära stammt – besteht im Grunde bloß aus einem guten Dutzend spielbarer Werke. Diese Meinung wird oft vertreten und hat auch einiges für sich. Andererseits: es gibt ja nicht nur spielbare [...]