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Besprechung CD

cpo 777 549-2

2 CD • 1h 26min • 2009

04.06.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

In der Fledermaus gibt es das fidele Gefängnis, in Carl Zellers Operette Der Obersteiger wird uns das fidele Bergwerk präsentiert. In einem „Gebirgsstädtchen in Süddeutschland“ herrschen ganz wunderliche Zustände: Die Knappen, Steiger und die sonstigen Angehörigen der gefahrvollen Bergmannszunft geben sich vornehmlich dem Kult von Wein Weib und Gesang hin. Und ihr Chef, der Obersteiger Martin, treibt es am allerärgsten, der küsst, trinkt, musiziert den ganzen Tag und läßt die Arbeit Arbeit sein. Kein Wunder, dass die Zeche (in diesem Fall ein Wort mit zweifacher Bedeutung) einer dringlichen Inspektion bedarf. Der echte Besitzer (Fürst Roderich) erscheint incognito, gibt sich als Volontär aus, der Direktor Zwack (komische Rolle) taucht ebenfalls auf, – für altbewährte Operetten-Verwicklung ist somit gesorgt. Bis sich das immer mehr verdichtende Knäuel aus Verkleidungen, Verstellungen, echten oder vermeintlichen Töchtern usw. löst, vergehen drei Akte, die der komponierende Ministerialbeamte Carl Zeller mit vielen eleganten und eingängigen Melodien ausgestattet hat. Die Operette Der Obersteiger (UA 1894 im Theater an der Wien) war nach dem Vogelhändler (1891) Zellers zweites Erfolgsstück, in beiden Werken brillierte das Theatergenie Alexander Girardi als Darsteller der Titelpartie.

In gewisser Weise wirkt Zellers Bergmann-Operette wie eine Fortsetzung des Vogelhändlers, – wenn auch mit anderer Lokalität und anderem Milieu, aber doch auch mit ganz ähnlichen Situationen. Musikalisch ist nicht mehr die reiche Einfallsfülle und Originalität des Vorgängerwerks vorhanden, aber noch immer gibt es zahlreiche zündende und einschmeichelnde Themen zu hören. In Zellers Operetten (die als letzte Ausläufer der „goldenen" Ära anzusehen sind) überwiegen die Lied-Einlagen, die oft ganz unabhängig vom Handlungsgang erklingen. Das gemächliche Walzerlied Sei nicht bös' ist zum einzigen Paradestück aus dem Obersteiger geworden, viele Berühmtheiten, Herren wie Damen, haben es für die Schallplatte gesungen (Julius Patzak, Karl Schmitt-Walter, Lotte Schöne, Elisabeth Schwarzkopf, Thomas Hampson u.a.)

Das Ensemble des Musik Theater Schönbrunn, das im Sommer die historische Wiener Hofbühne mit Opern und Operetten bespielt, vermittelt die Bekanntschaft mit diesem ziemlich in Vergessenheit geratenen Werk. Die Dialogstellen wurden weggelassen, es wird also einzig die musikalische Substanz dargeboten. Die näheren Elemente der Handlung kann man aus dem gut zusammengestellten Beiheft erfahren.

Von einer Wiedergabe durch ein vorwiegend junges Ensemble darf man sich keine Wundertaten erwarten. Dass es heute keinen Operetten-Interpreten von der Geltung eines Girardi gibt, wissen alle, doch wird man sich mit der insgesamt sauber und anständig ausgeführten Produktion gerne anfreunden können. Bernhard Berchtold in der Titelrolle hat als gebürtiger Tiroler keine Mühe, den richtigen Sprachakzent zu treffen, singt und agiert sehr sympathisch. Ein bisschen mehr „Schneid" hätte man diesem montanistischen Don Juan und Draufgänger gewünscht, immerhin ruft er ja seine Mannschaft zum – allerdings ganz harmlosen – Streik auf. Die Sopranistinnen Cornelia Zink (Comtesse) und Anna Siminska (als Spitzenklöpplerin Nelly) erfreuen durch hübschen Gesang, Santiago Bürgi radebrecht sich durch die Partie des Fürsten Roderich, stellt aber als Tenorsänger seinen Mann. Der emeritierte Wagnerheld Wolfgang Müller-Lorenz bewährt sich als Operettenkomiker in der Rolle des dümmlichen Bergdirektors Zwack.

Clemens Höslinger [04.06.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Zeller
1Der Obersteiger (Operette in drei Akten)

Interpreten der Einspielung

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