Am 23. September 1835 starb der italienische Opernkomponist Vicenzo Bellini im Alter von nur 34 Jahren in Puteaux bei Paris. Mit Rossini und Donizetti gehörte er zur Trias der großen italienischen Opernkomponisten vor Verdi. Geboren am 3. November 1801 in Catania, Sizilien, zeigte der Sohn eines Organisten schon früh sein musikalisches Talent. Ein Stipendium ermöglichte ihm das Studium in Neapel und noch während seiner Studienzeit wurde seine erste Oper Adelson e Salvini 1825 uraufgeführt. Schon im folgenden Jahr erlebte seine nächste Oper Bianca e Fernando als Auftragswerk des renommierten Teatro San Carlo in Neapel seine Uraufführung. Von Bedeutung war in der Zukunft seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Librettisten Felice Romani, das erste gemeinsame Projekt war die Oper Il pirata, die bereits an der Mailänder Scala herauskam und ein großer Erfolg wurde. Höhepunkte im Schaffen Bellinis waren zweifellos die Opern La sonnambula und vor allem Norma (beide uraufgeführt 1831 in Mailand). Beide Werke verschwanden auch nach dem frühen Tod des Komponisten nie ganz von den Spielpländen, aber dem Engagement von Künstlerinnen wie Maria Callas, Leyla Gencer, Renata Scotto und Joan Sutherland ist es zu verdanken, dass sie sich bis heute größter Beliebtheit erfreuen und vielfach auf Tonträgern aufgenommen wurden. Insbesondere Norma hat nachfolgende Komponistengenerationen beeinflusst.
Ein unverdientes Schattendasein im heutigen Musikleben führt der italienische Komponist Saverio Mercadante, der zu Lebzeiten berühmt und geachtet war. Er wurde am 17. September 1795 in Altamura bei Bari geboren (getauft) und wuchs als uneheliches Kind in ärmlichen Verhältnissen auf. Ab 1808 konnte er jedoch das Conservatorio di San Sebastiano in Neapel besuchen und erwies sich als ausgezeichneter Schüler und vielversprechendes Talent. 1813 wurde er in die Kompositionsklasse des Direktors Niccolò Antonio Zingarelli aufgenommen. 1816 schloss er das Studium mit Auszeichnung ab, blieb aber als primo aluno noch am Konservatorium. Während seiner Studienzeit hatte er bereits 150 Werke komponiert, darunter das zweite Flötenkonzert in e-Moll, das immer noch sein heute populärstes Werk ist. Mit der Kantate L'unione delle belle arti gelang ihm 1818 ein so glänzender Erfolg, dass er unmittelbar darauf den Auftrag zu seiner ersten Oper L'apoteosi di Ercole erhielt. Seinen Erfolg konnte Mercadante mit zahlreichen anderen Opern und in der Nachfolge von Gioacchino Rossini als Hauskomponist am Teatro San Carlo von 1823 bis 1825 stetig fortsetzen. Von 1827 bis 1830 war er in Spanien und Portugal unterwegs. Anschließend kehrte er nach Italien zurück, heiratete 1832 und übernahm ein Jahr später für eine sichere Einkunftsquelle die Stelle des Kapellmeisters am Dom von Novara. In dieser Eigenschaft komponierte Mercadante auch viele sakrale Werke, etwa 20 Messen, ein Miserere, ein Tantum ergo, ein Salve Regina, das Oratorium Die sieben Worte unseres Herrn sowie Kantaten und Hymnen, gleichzeitig schuf er aber auch weiterhin Opern für die norditalienischen Opernhäuser. 1840 wurde Mercadante als Nachfolger seines früheren Lehrers Zingarelli als Direktor des Konservatorium in Neapel berufen. In dieser Eigenschaft förderte er vor allem auch die Ausbildung qualifizierter Instrumentalisten. Er probte regelmäßig mit dem Studentenorchester und brachte auf diese Weise die Erstaufführung von Beethovens Eroica in Neapel zuwege. 1861 erblindete Mercadante, was ihn allerdings nicht vom Komponieren abhielt. Er machte aus der Not eine Tugend, diktierte seinen Schülern vom Klavier aus seine Werke und verband auf diese Weise Komponieren mit Kompositionsunterricht. Im Dezmber 1870 erlitt er während des Unterrichts einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb einige Tage darauf am 17. Dezember. Mercadantes Opern wurden zu seinen Lebzeiten nicht nur in Italien viel gespielt. Insgesamt hat er 60 Opern hinterlassen. Nach seinem Tod allerdings verschwanden seine Werke mehr und mehr von den Spielplänen. Erst seit den 1970er Jahren wurden vereinzelte Werke wieder aus der Versenkung geholt und aufgeführt. Mercadantes großes musikhistorisches Verdienst besteht darin, die italienische Belcanto-Oper nach dem Vorbild der französischen Grand-opéra zu einem geschlossenen Drama umgeformt zu haben, die nicht zuletzt Giuseppe Verdi als Vorbild diente.
Leo Fall zählt neben Franz Lehár, Emmerich Kálmán, Ralph Benatzky und Robert Stolz zu den bedeutendsten Operettenkomponisten der großen Zeit der Wiener Operette zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 2. Februar 1873 in Olmütz als Sohn eines k.u.k. Militärkapellmeisters geboren. Er studierte in Wien am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde und spielte neben Franz Lehár, dem späteren berühmten Operettenkomponisten, Geige in der Militärkapelle, die dessen Vater leitete. Als Mitglied in der Militärkapelle seines Vaters gelangte Fall zunächst nach Berlin, Hamburg und Köln und schlug sich schließlich in Berlin als Unterhaltungsmusiker im Kabarett „Böse Buben“ durch. Seine Oper Irrlicht sowie die erste Operette Der Rebell waren Misserfolge, mit der Operette Der fidele Bauer landete Fall 1907 jedoch seinen ersten Welterfolg. Im gleichen Jahr konnte er einen weiteren Welterfolg mit der Operette Die Dollarprinzessin feiern und seinen Erfolg mit den Operetten Die geschiedene Frau (1908) und Der liebe Augustin (1912) fortsetzen. Von seinen etwa 20 Operetten waren ferner noch Brüderlein fein (1909), Die Rose von Stambul (1916) und Madame Pompadour (1923) sehr erfolgreich. Von den Nationalsozialisten wurden Leo Falls Werke verboten, da er jüdischer Herkunft war. Seine Brüder Robert und Siegfried, ebenfalls Komponisten, wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager verschleppt und kamen dort um. Leo Fall selbst starb am 16. September 1925 in Wien, sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof.