Georg Joseph Vogler
Scala Symphony & Overtures
Münchner Rundfunkorchester • Howard Griffiths

cpo 555 373-2
1 CD • 58min • 2022
21.08.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
»Wenn ich soviel Melodie hätte wie Sie und Sie so viel wüssten wie ich, wären wir Beide ein Paar große Männer.« So schrieb Georg Joseph Vogler (1749-1814) seinem Schüler Carl Maria von Weber (1786-1826). Im Gegensatz zu seinen Schülern, die ihn in hohen Ehren hielten, haben Voglers Zeitgenossen – Mozart wie andere (beispielsweise auch Joseph Martin Kraus) – nicht viel Respekt für ihren umtriebigen Kollegen gezeigt, der wie ein Hansdampf in allen Gassen durch das europäische Musikleben tourte und glänzend von seinem vorauseilenden Ruhm profitierte; da fielen Begriffe wie „Windbeutel“ und „öder musikalischer Spaßmacher“. Noch heute mutet Voglers Musik – verglichen mit dem Stil seiner direkten Zeitgenossen – eigentümlich an; was dazu führte, dass seine kompositorische Hinterlassenschaft im 19. Jahrhundert einer gründlichen Vergessenheit anheimfiel.
Leben in der raschen Wende der Epochen
Vogler stammt aus Goethes Jahrgang und starb kurz vor seinem 65. Geburtstag, 16 Jahre vor dem Dichterfürsten. Somit war er Zeitgenosse einer beeindruckend vielfältigen musikalischen Welt, die sich – nicht zuletzt auch aufgrund seines bis heute beeindruckenden Lebenslaufs – in seinem durchaus eigenständigen Musikstil widerspiegelt. In seiner musikalischen Umwelt war der umtriebige Musiker wie der Igel im berühmten Märchen immer schon da, wo seine Konkurrenten sich engagieren wollten, und ihnen somit ein Dorn im Auge – das ist heutzutage allerdings nur noch von historischem Belang.
Starker Wettbewerb
Voglers Werk kommt – angesichts der vielfältigen und so unterschiedlichen musikalischen Landschaft seiner Lebenszeit – eine besondere Rolle in der Musik an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zu; sie erfordert ob ihrer Eigenart eine besondere Würdigung. Vogler war sieben Jahre älter als Mozart, die Entstehungszeit der hier vereinten Kompositionen erstreckt sich von 1786 bis 1811 (20 Jahre nach Mozarts Todesjahr, das sich in seinem Œuvre durch besonderen Schaffensreichtum auszeichnete). In der Mitte – auf dieser CD wie auch zeitlich angesichts ihrer Entstehung 1799/1800 – steht Voglers dritte (und letzte) Sinfonie, viersätzig und in C-Dur. Ob das Werk tatsächlich eine Antwort auf Mozarts Jupitersinfonie ist, mag Spekulation bleiben, die zum Nachteil Voglers ausschlagen sollte, der Rezensent mag sich einem solchen Urteil nicht anschließen, dem seiner Ansicht nach ein tendenziöses „Geschmäckle“ anhaftet.
Überzeugende Rehabilitation
So sieht es offensichtlich auch Howard Griffiths, der sich mit dem ihm altvertrauten Münchner Rundfunkorchester dem Werk des Abbé Vogler mit Kenntnis und Hingabe widmet. So gelingt dem britischen Dirigenten mit vielfacher freundschaftlicher Verbindung zum deutschen Musikleben eine erfolgreiche Wiedergutmachung für einen vielseitigen Musiker, dessen Ruf im geniesüchtigen 19. Jahrhundert nach breitem Erfolg zu Lebzeiten zu leiden hatte.
Detmar Huchting [21.08.2025]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Joseph Vogler | ||
1 | Gustav Adolf och Ebba Brahe SCHV 136 (Ouvertüre) | 00:08:13 |
2 | Sinfonie C-Dur SCHV 164 (Scala) | 00:19:15 |
6 | Samori oder Der verdrängte Prinz SCHV 175 (Ouvertüre) | 00:08:53 |
7 | Castor und Pollux SCHV 135h (Ouvertüre) | 00:09:51 |
8 | Die Kreuzfahrer SCHV 168 (Schauspielmusik, Ouvertüre) | 00:08:35 |
9 | Der Kaufmann von Smyrna SCHV 14 (Singspiel; Ouvertüre) | 00:02:41 |
Interpreten der Einspielung
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)