Overtures
German Brass
Berlin Classics 0303409BC
1 CD • 56min • [P] 2024
29.09.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Frage an Radio Eriwan: Können 10 Blechbläser und ein Schlagzeuger ein komplettes Orchester ersetzen? Antwort: Im Prinzip nein, aber seit 50 Jahren gibt es eine Truppe namens German Brass aus Solobläsern namhafter Orchester mit Hochschulprofessuren, die bekommen das ohne weiteres hin. Zum goldenen Jubiläum hat sich das mit je drei Trompeten, Hörnern und Posaunen, Tuba und Schlagzeug musizierende Ensemble neun bekannte Ouvertüren vorgenommen. Eine Einspielung, vor der man den Hut ziehen und gratulieren muss.
11 Musiker 111 Klangfarben
Ist das wirklich keine Oboe am Beginn von Gioacchino Rossinis Ouvertüre zu seidenen Leiter? Nein, es ist eine Trompete die diese in Orchesterprobespielen gefürchtete und oft geforderte Stelle vorträgt. Später betätigt sich das Horn mit ebendieser Stelle als Fagott. Die tiefen Kontrabass-Stellen wirken mit Tuba-Glissandi selbstverständlich wesentlich einprägsamer. Wo wir gerade beim tiefen Blech sind: Die Bass-Passagen in Mozarts Figaro-Ouvertüre sind im vorgelegten Tempo nur für außerordentliche Virtuosen auf Bass-Posaune und Tuba überhaupt ausführbar. Hier werden sie gekonnt, wenngleich nicht ganz stressfrei, serviert.
Was soll man noch preisen? Die perfekte Doppelzungenartikulatation des gesamten Ensembles in der Stretta von Verdis Nabucco-Ouvertüre, mit vorangehendem ätherischen Va pensiero-Zitat? Die perfekte Illusion einer Flöte zu Beginn von Webers Abu Hassan? Die elegant und höchst transparent herausgearbeitete Kontrapunktik der Einleitung zur Zauberflöte?
Auf den Fall gehört Michail Glinkas Ruslan und Lyudmila zu den Höhepunkten. So rasant, schwungvoll und genau auf den Punkt muss man das erst einmal hinbekommen!
Das Booklet berichtet über den Werdegang von German Brass und blickt sehr sympathisch auf die 50 Jahre des Bestehens zurück. Die Aufnahmetechnik – 24-bit Streaming empfohlen – spielt ebenfalls optimal mit.
Da muss man gehört haben, um es zu glauben
Fazit: Wer es mit einem Wunschkonzert-Programm versteht, auch abgebrühte Rezensenten zum Zuhören zu zwingen und durch Musikantentum und Präzision den Hörer zum Mitschwingen bringt, macht alles richtig. Pflicht für Blechbläser, allen anderen zur Hebung der Laune unbedingt empfohlen.
Thomas Baack [29.09.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | Festliche Ouvertüre op. 96 | 00:05:46 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
2 | Die Zauberflöte KV 620 (Ouvertüre) | 00:06:15 |
Gioachino Rossini | ||
3 | La Scala di Seta (Ouvertüre) | 00:06:08 |
Christoph Willibald Gluck | ||
4 | Alceste (Ouvertüre) | 00:06:45 |
Giuseppe Verdi | ||
5 | Nabucco (Ouvertüre) | 00:07:16 |
Carl Maria von Weber | ||
6 | Abu Hassan (Ouvertüre) | 00:03:34 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
7 | Le nozze di Figaro KV 492 (Ouvertüre) | 00:04:03 |
Gioachino Rossini | ||
8 | La gazza ladra (Ouvertüre) | 00:10:20 |
Mikhail Glinka | ||
9 | Ruslan und Ludmilla (Ouvertüre) | 00:05:07 |
Interpreten der Einspielung
- German Brass (Blechbläserensemble)