C.P.E. Bach
The Solo Keyboard Music 38
BIS 2337
1 CD • 79min • 2017
10.09.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wenn man im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Deutschland von Bach sprach, war Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) gemeint, der zweite überlebende Sohn Johann Sebastian Bachs, den man damals wiederum den „alten Bach“ genannt hätte. Miklós Spányi setzt C. Ph. E. Bach seit Jahren schon mit den Gesamteinspielungen der Clavierkonzerte und der Solowerke für Clavier ebenso monumentale wie würdige Denkmäler. Der Akzent der vorletzten CD der Solowerke ruhte auf Kompositionen der ersten anderthalb Jahrzehnte im Dienst als Kammercembalist Friedrichs des Großen – da war C. Ph. E. Bach schon ein weithin gepriesener Virtuose auf dem Cembalo.
Dieser 38. Band der Integrale ist den Werken seiner Kindheit und Jugendzeit gewidmet: Von ersten kompositorischen Versuchen aus der Kinderzeit, die teilweise in das Clavierbüchlein für Anna Magdalena Bach aufgenommen wurden und die manchem noch aus der Klavierstunde bekannt sein dürften, spannt sich der Bogen bis zu den Variationen über ein Menuett von Locatelli Wq. 118/7, das Philipp Emanuel Bach 1735 mit 21 Jahren komponierte und bei dem ein virtuos gemeisterter eigenständiger Kompositionsstil deutlich festzustellen ist.
Als Instrument für diese CD hat Spányi ein Cembalo ausgesucht, das eine Pionierleistung des Nachbaus historischer Instrumente im 20. Jahrhundert darstellt: 1948 entstand es in der Werkstatt der Gebrüder Ammer im thüringischen Eisenberg nach thüringisch-sächsischen Vorbildern des 18. Jahrhunderts – es entspricht somit dem Cembalotyp, mit dem Philipp Emanuel Bach in Leipzig aufgewachsen sein dürfte. Die Firma Ammer existierte bis zum Tod ihres letzten Besitzers Jürgen Ammer im Jahr 2017; dieses schöne Instrument zeigt, dass der Blick, den ideologische Vertreter der historisch-informierten Musizierpraxis von oben herab auf das Wirken der Familie Ammer warfen, wenig angebracht und von unberechtigtem Hochmut getragen war.
Für die meisten Stücke dieses Programms fehlt eine Einordnung in die beiden Kompositionsverzeichnisse der Werke C. Ph. E. Bachs von Alfred Wotquenne (Wq.) und E. Eugene Helms (H.) – einzelne tragen sogar eine Nummer des Anhangs des Bach-Werke-Verzeichnisses. Sie sind der Vernichtung durch den Komponisten entkommen, denn sie waren ihm wohl nicht zugänglich; Carl Philipp Emanuel Bach war höchst selbstkritisch und viele seiner frühen Werke fanden später keine Gnade mehr vor seinen Augen. Glücklicherweise blieben genügend von ihnen vor derlei Aktionen verschont, so dass Miklós Spányi dieses Kindheits- und Jugendporträt des Berliner/Hamburger Bachs zusammenstellen konnte, das den Nachvollzug sowohl der väterlichen Ausbildung wie auch des Entstehens einer eigenen Komponistenpersönlichkeit des zweiten und profiliertesten Bach-Sohnes ermöglicht.
Detmar Huchting [10.09.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
1 | Klaviersonate G-Dur Wq deest H deest | 00:06:26 |
4 | Marche D-Dur (aus Anna Magdalena Bachs Clavierbüchlein, BWV Anh. 122) | 00:01:23 |
5 | Polonoise g-Moll (aus Anna Magdalena Bachs Clavierbüchlein, BWV Anh. 123) | 00:01:42 |
6 | Marche G-Dur (aus Anna Magdalena Bachs Clavierbüchlein, BWV Anh. 124) | 00:01:45 |
7 | Menuet Es-Dur Wq deest H deest | 00:02:02 |
8 | Suite Es-Dur | 00:03:18 |
11 | Präludium G-Dur Wq deest H deest | 00:02:42 |
12 | Polonoise I G-Dur Wq deest H deest | 00:02:10 |
13 | Polonoise II G-Dur Wq deest H deest | 00:02:11 |
14 | Air I G-Dur Wq deest H deest | 00:01:56 |
15 | Air II G-Dur Wq deest H deest | 00:01:29 |
16 | Menuet G-Dur Wq deest H deest | 00:02:42 |
17 | Suite e-Moll Wq 65/4 H 6 | 00:13:47 |
22 | Cantabile e-Moll (Frühfassung aus der Suite e-Moll Wq 65/4) | 00:03:35 |
23 | Menuet C-Dur Wq 111 | 00:02:01 |
24 | Marche Es-Dur BWV Anh. 127 | 00:01:41 |
25 | Variationen über ein Menuett von Locatelli Wq 118/7 H 14 | 00:26:05 |
Interpreten der Einspielung
- Miklós Spányi (Cembalo)