Akademie der Künste trauert um Robert Wilson (1941–2025)
Der international gefeierte Regisseur war seit 1996 Mitglied der Berliner Akademie der Künste

Der Regisseur und bildende Künstler Robert Wilson, geboren 1941 in Waco/Texas, USA, ist am 31. Juli 2025 in Watermill/New York (USA) gestorben. Er war einer der führenden Theaterkünstler weltweit. Zur Akademie der Künste, der er seit 1996 als Mitglied angehörte, hatte er eine vielschichtige Beziehung. Die künstlerische, enge Freundschaft mit Heiner Müller, die 1984 bei The CIVIL Wars am Schauspiel Köln begann, verband Wilson mit dem späteren Akademie-Präsidenten und auch mit dessen Idee einer Europäischen Künstlersozietät; Schauspielerinnen und Schauspieler, die ebenfalls Mitglieder der Akademie sind, standen bei ihm auf der Bühne; und hier verwirklichte er einige seiner biografisch persönlichsten Projekte, darunter 2010 und 2021 Dancing in my Mind, eine mehrteilige Hommage an seine choreografische Lehrmeisterin Suzushi Hanayagi. Eine langjährige Vernetzung bestand von Stipendiaten der Jungen Akademie mit Bob Wilsons 1992 gegründetem Watermill Center, das auf Long Island die Entwicklung junger Künstlern unterstützt, und wo er bis kurz vor seinem Tod intensiv gearbeitet hat.
Theater-Visionär
Nele Hertling, Direktorin der Sektion Darstellende Kunst, erinnert an Robert Wilson: „Bob war immer überall in der Welt aktiv, lebendig, voller neuer Pläne und Projekte. An vielen bedeutenden Orten und Bühnen hat er mit seinen oft als magisch bezeichneten Inszenierungen ein Publikum bezaubert, Menschen berührt – er hat der Welt des Theaters eine ganz einzigartige persönliche Sprache geschaffen. Doch nicht nur an den etablierten Häusern hat er gearbeitet, auch andere Orte interessierten ihn, eröffneten ihm neue Möglichkeiten. So wünschte er sich 1992 Studierende der ehemals Ostberliner Ernst Busch Schule als Interpreten für Doctor Faustus Lights the Lights im noch jungen Hebbel-Theater. Die gefeierte Aufführung führte zu einer weltweiten Tournee. In Berlin wurde auch die Akademie der Künste zu einem Ort, an den er immer wieder zurückkehrte.
Ungewohnte Ruhe während der Corona-Zeit
Eine besondere Beziehung zum Haus am Hanseatenweg entstand, als Bob im ersten Corona-Jahr in Berlin festsaß. In einem Atelier im fast menschenleeren Gebäude zeichnete er viel, verbrachte arbeitsintensive Wochen mit gelegentlichen Besuchern zum gemeinsamen Kochen und Essen in Hof und Garten der Akademie im Tiergarten. Es war eine Zeit jenseits der ständigen Reisen und Ortswechsel – sie schaffte ihm ungewohnte, willkommene Ruhe und Konzentration und verband ihn noch einmal auf eine andere Weise mit uns. Über neue gemeinsame Projekte haben wir immer wieder nachgedacht und gesprochen – leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Jetzt hat uns Bob verlassen und wir müssen – und können – mit den so zahlreichen beglückenden Erinnerungen an den großartigen Künstler und so zugewandten warmherzigen Menschen leben.“