Weihnachtskonzert des Rundfunkchores Berlin
Abschied von Dirigent Justus Barleben
Unter der Leitung von Justus Barleben stimmt der Rundfunkchor Berlin am 22. Dezember ab 20.00 Uhr im Berliner Dom auf die Feiertage ein. In der Domkirche erklingen im Jahr der Stimme ausschließlich mehrstimmige A-cappella-Werke von unter anderem Pierre Villette, Joanna Marsh und Matthew Martin; im Zentrum steht Frank Martins Messe für Doppelchor. Abgerundet wird das Konzert traditionell mit Weihnachtsliedern. Der Abend markiert außerdem den Abschied von Justus Barleben aus seiner Funktion als Assistent des Chefdirigenten – eine Position, die er seit 2020 prägend ausgefüllt hat. Deutschlandfunk Kultur überträgt das Konzert live um 20.03 Uhr.
Eröffnet wird der Abend mit Inviolata von Pierre Villette, ein Werk, das die ganze Bandbreite des Chores aufzeigt. Charakteristisch für das Werk sind ineinander verwobene Linien und ein fast orchestraler Chorklang, der mit Polytonalität und kontrastreichen Akkordschichtungen arbeitet.
Messe von Frank Martin und Motette von Pierre Villette
Im Zentrum des Programms steht Frank Martins Messe für Doppelchor, ein Schlüsselwerk der A-cappella-Literatur des 20. Jahrhunderts. Lange als privates Glaubenszeugnis zurückgehalten, zeigt Martins Werk eine äußerst expressive Klangsprache, in der alte Kirchentonarten und eine schlanke, asketische Tonsprache im Vordergrund stehen. Umrahmt wird die Messe von einer weiteren Motette des französischen Komponisten Pierre Villette. O magnum mysterium markiert den Übergang zum weihnachtlichen Teil des Abends. Bei der Zusammenstellung des Programms orientierte sich Barleben bewusst auch an der besonderen Akustik des Berliner Doms und an der Kernkompetenz des Rundfunkchores Berlin. »Ich wollte kein zu verkopftes Programm«, erklärt Barleben. »Es sollte weihnachtlich sein, etwas fürs Herz. Wichtig war mir, dass die Werke gut zusammenpassen und der Chor sie gerne singt.«
Moderne Chorwerke von Joanna Marsh und Matthew Martin
Moderne Perspektiven eröffnen sich mit Werken der britischen Komponisten Joanna Marsh und Matthew Martin. Marshs In Winter's House arbeitet mit warmen, dunklen Männerstimmen, erzählt vom schlafenden Kind und vom Licht, das aus der Dunkelheit erwächst und die winterliche Kälte durchbricht. Der zugrundeliegende Text ist der einzige Gegenwartstext des Abends. Matthew Martins O rex gentium ist eine moderne Setzung einer alten O-Antiphon – eines traditionellen lateinischen Messgesangs der letzten Adventstage – vom 22. Dezember und lässt die adventliche Erwartung in einer spannungsvollen, bis zu siebenstimmigen Klangsprache aufklingen.
Traditionelle Weihnachtslieder bilden den Abschluss des Konzerts. Darunter das schlesische Wiegenlied der Hirten (Max Bruch) und Carl Thiels Fassung von In dulci jubilo. Den Schlusspunkt setzt Es ist ein Ros entsprungen – zunächst im klassischen Satz Michael Praetorius’, schließlich in der Bearbeitung von Jan Sandström, die die Melodie wie in verlangsamter Zeit erscheinen lässt.
Intensive fünf Jahreh für Justus Barleben
»Diese fünf Jahre waren eine intensive Zeit«, so Barleben rückblickend. »Ich habe mitten in der Coronazeit angefangen, viel geplant, umgeplant und an unerwarteten Projekten wachsen dürfen. Dieses Weihnachtskonzert ist für mich daher Abschluss dieser intensiven und schönen Jahre und zugleich Aufbruch in eine neue berufliche Phase, in der ich den Chor als freier Partner bei ausgewählten Projekten weiter begleiten darf.«
Weihnachtskonzert des Rundfunkchores Berlin - gelebte Tradition
Seit der Wiedereröffnung des Berliner Doms 1993 gehört das Weihnachtskonzert des Rundfunkchores Berlin fest zum musikalischen Kalender der Stadt. Das erste Konzert am 22. Dezember 1993 mit dem Titel »O magnum mysterium – Marienverehrung Alter und Neuer Meister« stand damals unter der Leitung von Robin Gritton, der kurz darauf Chefdirigent des Chores wurde (1994–2001). Seither haben wechselnde Chefdirigenten und Gäste diese Tradition künstlerisch weitergeführt.
