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Besprechung CD

Lieder von Schubert und Klemmstein

Christian Hilz • Dorian Kleinhack

Hey!Classics LC 29640

1 CD • 60min • 2024

10.01.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Vor ein paar Jahren haben der Bariton Christian Hilz und der Pianist und Dirigent Dorian Keilhack, die sich schon seit der Schulzeit kennen, eine CD mit Liedern des ehemaligen Bratschisten Eberhard Klemmstein (Jg. 1941) aufgenommen, der erst im reifen Alter zu komponieren begann und in den letzten vier Jahrzehnten ein sehr vielseitiges Œuvre geschaffen hat (vgl. KH v. 12.01.2023 www.klassik-heute.de/4daction/www_medien_einzeln?id=24225&Kompo44147). Das nun vorgelegte zweite gemeinsame Album kann in gewisser Weise als Fortsetzung gelten, diesmal konfrontiert es sieben Klemmstein-Lieder aus jüngster Zeit mit acht thematisch verwandten Liedern von Franz Schubert und schlägt damit eine Brücke über zwei Jahrhunderte.

Gemeinsame Liebe zur Literatur

Nach einem Schubert-Liederabend von Hilz und Keilhack in Erlangen, dem Klemmstein beiwohnte, wurde die Idee geboren, diese Gegenüberstellung zu wagen. Der gemeinsame Nenner bei beiden Komponisten ist die volksliedhafte Einfachheit im Melodischen. Bei Klemmstein, der sich nach wie vor zur Tonalität bekennt, ist es zugleich eine Rückkehr zu den Wurzeln des Liedgesanges. Mit den beiden Interpreten verbindet ihn die Liebe zur großen Literatur. Während Schubert oft zweitklassigen Dichtungen seiner Freunde durch seine Musik zu Nachruhm verhalf, stellt sich sein heutiger Nachfahr immer wieder beherzt den Herausforderungen der hohen Poesie, diesmal von Texten Goethes, Hesses und Rilkes. Der alte Streit „Prima la musica, poi le parole“ (oder andersherum) wird bei Klemmstein eindeutig als Suche nach einer Synthese beantwortet. Die Musik ist erst einmal Dienerin der Dichtung, von der sie inspiriert wurde, doch führt dann im Idealfall in einem intensiven Annäherungsprozess über das hinaus, was mit Worten gesagt werden kann.

Sehr persönlich

Die drei Mondlieder zeigen bei allem hohen Respekt, den Klemmstein vor dem Olympier Goethe hat, eine individuelle Form der Aneignung, wobei er sich bewusst bleibt, dass der Dichter selbst die Vertonungen Zelters wegen ihrer Einfachheit besonders schätzte. Noch persönlicher geraten die Trauerlieder, mit denen der über 80Jährige den Tod seiner Frau künstlerisch verarbeitet, wobei ihm je zwei Texte von Hermann Hesse und Rainer Maria Rilke die Vorlage bieten. Klemmstein gräbt sich förmlich in diese Texte hinein, wobei der expressive Deklamationsstil im Gesangspart von der emotionalen Ausdruckskraft des Klaviers noch überhöht wird. Fast versöhnlich nach Rilkes Klage schließt das Album mit Schuberts Im Frühling ab. Und hinterlässt den Eindruck, dass der Brückenschlag über zwei Jahrhunderte geglückt ist und Klemmstein mit Recht als ein später Nachfolger des großen Liedmeisters angesehen werden kann.

Adäquat präsentiert

Das ist zweifellos auch den beiden Interpreten zu verdanken, die engagiert in die Klangwelt der Lieder beider Komponisten eingedrungen sind. Der Pianist Dorian Keilhack mit erheblicher nachschöpferischer Energie, der hellstimmige Bariton Christian Hilz eher mit ehrfurchtsvoller Zurückhaltung. Als Duo ergänzen sie sich gut. Das Booklet enthält die gesungenen Texte und ein ausführliches Gespräch, das der Komponist und die ausführenden Künstler mit der Musikjournalistin Sabine Kreimendahl geführt haben und in dem neben den aufgeführten Werken auch grundsätzliche Fragen zum Liedgesang im heutigen Musikbetrieb angesprochen werden.

Ekkehard Pluta [10.01.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Der Wanderer op. 65 Nr. 2 D 649 00:02:07
2Der Wanderer an den Mond D 870 00:02:14
3An den Mond op. 57 Nr. 3 D 193 00:03:17
4Auf der Bruck D 853 00:03:58
Eberhard Klemmstein
5An den Mond 00:05:17
6Dem aufgehenden Vollmonde 00:03:38
7Um Mitternacht 00:02:24
Franz Schubert
8Greisengesang D 778 (Text: Rückert, 1823) 00:04:49
9Totengräber-Weise D 869 00:04:53
10Nachtstück c-Moll op. 36 Nr. 2 D 672 00:05:30
Eberhard Klemmstein
11Der Toten 1 00:04:34
12Der Toten 2 00:03:21
13Der Tod der Geliebten 00:04:23
14Klage 00:05:20
Franz Schubert
15Im Frühling op. 101 Nr. 1 D 882 00:04:27

Interpreten der Einspielung

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