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Besprechung CD

#2 Schubert

String Quartet No. 14 • Der Tod und das Mädchen

SKO Records SKO.CO002

1 CD • 42min • 2020

26.12.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Schuberts melodiegeprägte Musik zielt, auch wenn sie Kammermusik im intimen Rahmen ist, schon aufs Orchestrale, aufs Große – wie er immer schon Beethoven als großen Schatten neben sich sah. Deswegen hat schon Liszt gerne Schuberts Lieder auf dem Klavier ins Virtuose transformiert und Schuberts Wandererfantasie als Klavierkonzert bearbeitet und Max Reger hat einige Lieder für Orchester arrangiert. Und natürlich ist es verständlich, dass es den Geiger und Dirigenten Thomas Zehetmair reizt, für sein Stuttgarter Kammerorchester Schuberts Streichquartett Der Tod und das Mädchen orchestral zu inszenieren – das „theatralische Potential“ ausreizen, wie Zehetmair im Booklet schreibt. Dabei assoziiert er das gleichnamige Theaterstück von Ariel Dorfman und dessen Verfilmung durch Polanski, die „Totentanz“-Motivik, Gustav Mahler und – wegen der „Perkussiven Gewalt“ der Schmiedehämmer – Wagners Rheingold: Dramatisierungspotenzierung durch Klangmonumentalisierung.

Interessant ist dabei die Besetzung: Aus vier Streichern werden siebzehn, die erste Geige bekommt fünf, die zweite Geige und die Bratsche vier Musiker, das Cello drei – nur der Kontrabass bleibt einsam. Da fragt man sich, wie es klänge, würde man auch die Bassinstrumente mehrzahliger machen…

Interessanterweise aber funktioniert die Dramatisierungspotenzierung nur teilweise: Der Kopf- und der Finalsatz werden durch die Vergrößerung nicht etwa vergröbert, sondern fast verfeinert. Die anspringende Gewalt von vier Streichern wird durch die Streichervielzahl eher vermindert, das Symphonische macht alles gerundeter, ästhetisierender, weichgezeichneter, ja fast gemütlicher. Eine Einzelstimme kann ein Schrei sein, wenn’s mehrere werden, wird’s ein Chor. Der Totentanzcharakter im düsteren Tarantella-Schritt im Finale gewinnt nicht unbedingt durch Stimmvervielfachung.

Überwältigung durch rhythmische Wucht

Anders schaut es aus in den Binnensätzen: Das Scherzo wird aufgelockert durch Gegenüberstellung von Tutti und Einzelstimmen, das Dur-Trio als Solo-Quartett wirkt dadurch noch mehr als nicht erreichbares, nur geträumtes Insel-Idyll.

Im Variationssatz allerdings bringt die Klangerweiterung doch eine Erweiterung der Dynamik, die dritte Variation überwältigt durch die rhythmische Wucht von siebzehn Streichern, die mit einem Höchstmaß an Intensität, Hingabe und bedingungsloser Leidenschaft agieren – und damit die Frage, ob man so etwas machen „muss“ erledigen.

Und wenn noch dazu kommt, dass die Aufnahmetechnik diese Spiel-Leidenschaft vollkommen gleichwertig einfängt, fragt man sich nichts mehr, sondern genießt nur noch den sehnigen Klang der siebzehn Streicher.

Rainer W. Janka [26.12.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 (Der Tod und das Mädchen) 00:42:11

Interpreten der Einspielung

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