Alma Intrepida
Céline Pasche • I Pizzicanti
Ars Produktion ARS 38 563
1 CD • 69min • 2017
17.12.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Für ein Debüt-Album existieren aktuell zwei Trends: Entweder man kombiniert Repertoirewerke mit Ausgefallenem, was sowohl von Mut zum Vergleich als auch Kreativität in der Programmgestaltung zeugt, oder man spielt ein Konzertprogramm ein, mit dem man dann auf Tournee geht, was einerseits dem Interesse von Veranstaltern und andererseits dem Erinnerungsbedürfnis an einen schönen Abend der Konzertbesucher entgegenkommt.
Céline Pasche und I Pizzicanti versuchen beide Ansätze zu kombinieren, indem sie weniger bekannte Werke des italienischen Barock zu einem Konzertprogramm zusammenbinden. Bis auf die anspruchsvolle Sonata del Signor Detri (wahrscheinlich der Fagottist Louis Detry) handelt es sich bei den Blockflötenwerken um Bearbeitungen von Opernarien und Werken für Oboe, Querflöte oder Violine. Dies entspricht durchaus der barocken Musizierpraxis, setzt aber die Fähigkeit voraus, den naturgemäß größeren Dynamikumfang der Singstimme (Schwelltöne!) und der anderen Instrumente ansatzweise durch veränderte Griffe und Atemflexibilität technisch abzubilden. In der Praxis heißt dies vereinfacht, dass Pianotöne zu hoch und Fortetöne zu tief gegriffen werden müssen, um sie dann per Atemspannung auf die richtige Tonhöhe zu bringen. Eine Forderung, die die Solistin in dieser Aufnahme nur bedingt einlöst. Hierfür liegt der Hauptgrund in den verwendeten Instrumenten von Ernst Meyer. Meyer kopierte zunächst barocke Originale in ordentlicher Qualität, kam dann aber auf die Idee, diese – wegen der Einsparung einer Doppelklappe für den tiefsten Ton – kurz mensurierten Instrumente auf das für heutige Säle nötige größere Volumen abzustimmen, indem er deren Innenbohrung unter Modifizierung des Windkanals erweiterte. Das Ergebnis sind lautere Instrumente mit einem unharmonischen „rauchigen“ Obertonspektrum und wenig klarem Schmelz, die in der hohen Lage nur mit gesteigertem Atemdruck ansprechen und vor allem im Umfeld von Maurice Steger Kultstatus genießen, jedoch von vielen anderen prominenten Blockflötisten verabscheut werden.
Céline Pasche verfügt über die mehr als nur solide Technik, die man von einer Master-Absolventin der Schola Cantorum Basiliensis (Klasse: Conrad Steinmann), erwarten kann. Sie kopiert jedoch diverse Manierismen des medial überschätzten Maurice Steger: überzogene Tempi – die komplexe Harmonik des Presto der Detri-Sonate vertrüge ein um 10 Prozent langsameres Tempo – ;„glucksende“ kurze Vorschläge, die oft wie Griffungenauigkeiten wirken; „gespuckte“ Staccati – sogar bei leicht zu nehmenden Auftakten – die die Phrase zerreißen, schlampige kurze Triller ohne Vorhalte á la „El condor pasa“ und dadurch protzig wirkende, pseudo-expressive freie Auszierungen. Zusätzlich stellt sich die Frage, warum man die beiden im Programm einzeln gestellten Arien von Nicola Porpora, die sich in der Hochoktavierung als Blockflötenkonzertsätze durchaus eignen, nicht durch eine langsame dritte zu einem veritablen Concerto verbunden hat.
I Pizzicanti täte es gut, die Partituren dahingehend durchzusehen, welche hohen Töne wirklich laut und direkt und welche im piano oder mit einem Messa di voce besser wirken.
Der Booklet-Text ist informativ. Die Mikrophonierung erscheint leicht rechtslastig und stellt die Blockflöte etwas zu sehr in den Vordergrund.
Fazit: Hauptsächlich für Anhänger des Steger-Stils und Konzertbesucher als Souvenir geeignet.
Thomas Baack [17.12.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Sinfonia XIII B-Dur | 00:03:59 |
Louis Detry | ||
2 | Solo a flauto | 00:09:19 |
Evaristo Felice Abaco | ||
6 | Concerto Nr. 7 A-Dur op. 6 (Concerti à più istrumenti) | 00:06:04 |
Nicola Antonio Porpora | ||
9 | Meride e Selinunte | 00:04:25 |
Giovanni Antonio Piani | ||
10 | Sonate op. 1 Nr. 4 | 00:12:50 |
Giuseppe Matteo Alberti | ||
15 | Concerto per flauto traversiere e archi | 00:09:38 |
Evaristo Felice Abaco | ||
18 | Concerto Nr. 5 G-Dur op. 6 (Concerti à più istrumenti) | 00:07:32 |
Nicola Antonio Porpora | ||
21 | Semiramide riconosciuta | 00:07:44 |
Antonio Vivaldi | ||
22 | Concerto D-Dur RV 84 für Flöte, Violine und Basso continuo (Concerto da camera) | 00:07:13 |
Interpreten der Einspielung
- Céline Pasche (Blockflöte)
- I Pizzicanti (Ensemble)