Pleyel Strings & Winds
Hungaroton HCD 32572
1 CD • 59min • 2007
31.12.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Anläßlich des 250. Geburtstages von Ignaz Pleyel (1757-1831) hat sich die ungarische Plattenfirma Hungaroton aus gutem Grund den Repertoirelücken im Instrumentalschaffen dieses ebenso vielseitigen wie schillernden Künstlers, Kaufmanns und Managers, kurz „Hans Dampf" der Musikgeschichte, zugewandt. Immerhin begann die Karriere des einst hochgeschätzten Vertreters seiner Zunft als Stipendiat des Grafen Johannes Erdödy zu Preßburg (dem heutigen Bratislava) bei Joseph Haydn in Esterházy-Eisenstadt. Einem Studienaufenthalt in Italien folgten die Anstellung als Kapellmeister in Straßburg bis zum Ausbruch der Französischen Revolution, dann eine Londoner Episode als Konzertmanager und schließlich die Gründungen eines Musikverlags und der berühmten Klavierbaufirma Pleyel in Paris. Bleibendes Produkt waren neben den u.a. von Chopin hoch geschätzten Klavierinstrumenten eine überwältigende Menge qualitativ durchaus „gemischter" Kompositionen aller gängigen Besetzungsformen und Werkgattungen. Vieles davon fand dank einer im guten Sinne leichtfüßigen, unterhaltenden Wirkung eine breite Zustimmung. Selbst Mozart versuchte seinen Vater in Salzburg für Pleyels Streichquartette zu erwärmen, und König Ferdinand IV. von Neapel lobte als selber musizierender Liebhaber und Auftraggeber die vitale Frische und angenehme Spielbarkeit der Werke für die „pauvres dilettanti". Von Willibald Gluck sind hingegen 1776 kritische Worte für das oft eingestreute, leere Passagenwerk überliefert. Wie auch immer, die ungarischen Wurzeln des Schaffens von Pleyel legen die künstlerische Ergänzung von Katalog-Lücken, also „Weltpremieren", durch einheimische Medien und Solisten des heutigen Erdödy-Quartettes und gleichnamigen Budapester Kammerorchesters nahe. Die Ergebnisse, wie auch die Würdigung der vorliegenden Quartette für Flöte bzw. Oboe mit Streichertrio, die im Pleyel-Jahr 2007 vom alles überragenden Schatten des vorangegangenen Gedenkjahres mit Mozarts 250. Geburtstagswürdigung (1756) überdeckt waren, gilt es nunmehr auf- und nachzuholen. Aber auch das leicht verzögerte Veröffentlichungsdatum hindert nicht daran, aufschlußreiche Vergleiche zu ziehen und die Einzigartigkeit Mozarts zu bestätigen. Freilich mit dem Bemerken, daß die renommierte Virtuosengeneration der gegenwärtigen Pleyel-Interpreten mit einem oft überzogen wirkenden Selbstanspruch an souveräner Wiedergabetechnik und Spielraffinesse den Werken auf den Leib rücken. Kaum können diese in ihrer Einfalt und stillen Größße einem derartigen Können und Selbstbewußtsein an modernen Allegro-molto-Visionen bei gleichzeitig unterkühlter Spielroutine standhalten. Immer wieder werden die Vortragsnuancen von den artistisch wirbelnden Konzertfigurationen einer hochprofessionellen Studio- und Podiumswirkung überrollt. Daß die Werknummern des bereits 1977 veröffentlichten Pleyel-Werkverzeichnisses der amerikanischen Musikwissenschaftlerin Rita Benton in den Titelangaben endlich einmal ihren Platz gefunden haben, sollte Schule machen. Aber bitte mit erklärender Fußnote, denn was bedeutet dem Ahnungslosen die ungewöhnliche Abkürzung „Ben" als Klammerausdruck mit rätselhafter Bezifferung?
Dr. Gerhard Pätzig [31.12.2008]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ignaz Pleyel | ||
1 | xxx Es-Dur op. 10 Nr. 3 Ben 282 für Flöte, Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:11:28 |
4 | Quartett G-Dur Ben 391 für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:17:38 |
7 | Quartett D-Dur Ben 381 für Flöte, Violine, Viola und Violoncello | 00:14:12 |
10 | Quartett G-Dur Ben 394 für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:15:35 |
Interpreten der Einspielung
- Orsolya Kaczander (Flöte)
- Lajos Lencsés (Oboe)
- Vilmos Szabadi (Violine)
- Péter Bársony (Viola)
- Peter Szabó (Violoncello)