Karl Goldmark
Complete Works for Piano Vol. 2

Hungaroton HCD 32493
1 CD • 60min • 2006, 2007
28.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der ungarische Komponist Karl Goldmark (1830–1915) ist vor allem mit seinem Violinkonzert op. 28, mit der Oper Die Königin von Saba, mit einer Prometheus-Ouvertüre op. 38 und einigen Kammermusikwerken bekannt geworden (oder genauer gesagt: geblieben). Das Streichquartett op. 8 liegt in einer guten Aufnahme des Klenke-Quartetts vor (Hänssler 93.077), das genannte Violinkonzert ist in neueren Versionen mit Joshua Bell (Sony SK 65949) und mit Sarah Chang zu haben (EMI 556955 2). Den Klavierwerken des sehr spät auf pianistische Ansprüche reagierenden Autoren haben sich nur wenige Interpreten zugewendet – unter ihnen der italienische Tastenphilologe Bruno Canino (cpo 999524-2), der sich in diesem editorischen Zusammenhang auch mit dem Geiger Wallin der Duo-Stücken op. 25 und op. 54 annimmt. Der ungarische Pianist Tihamér Hlavacsek ist nun der erste, der sich im besten Sinne gründlich über das Klavier-Oeuvre Goldmarks hermacht. Eine erste Folge ist bereits im Handel (Hungaroton HCD 32387), eine zweite steht hier zur Diskussion.
Sie enthält Gedanken, Vorhaben, Impressionen und stilistische Turnübungen von einigem Unterhaltungswert, sofern man sich nicht an den Spitzenwerken der Komponisten des 19. Jahrhunderts orientiert. Goldmark steuerte, schlingerte durch die Musikgeschichte seiner erlebten Zeit mit gutem Spürsinn für das Mögliche, für das Verwendbare. Und er besaß eine gehörige Portion an Erfindungskraft in eigener Sache. Es wäre verfehlt, die stürmischen, drängenden Romantik-Capriolen nur als hübsch, als eklektisch abzuqualifizieren, denn immer wieder blitzt es auch recht munter, sozusagen recht unerhört durch die (unter anderem) von Schumann vorgeprägten Traumgestalten, Ländlichen Bilder und Noveletten. Hlavacsek bemüht sich, die kleinen und etwas weniger kleinen Weltbewegtheiten zwischen Trostlos (op. 5 Nr. 3), Brautlied-Festlichkeit, Kinder auf dem Rasen-Spielen und historisierender Fugen-, bzw. Toccaten-Gelenkigkeit je nach Stimmung und Mobilität auszukundschaften. Dies gelingt ihm mit guten Einzel- und Gesamtresultaten.
Man wird – wie ich zu behaupten wage – in Zukunft auch ohne Goldmarks Klavierstücke auskommen, aber sie einmal kennen gelernt zu haben, kann nicht schaden. Und wer wirklich sammelt, der ist sowieso nicht aufzuhalten.
Peter Cossé † [28.01.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Karl Goldmark | ||
1 | Klavierstücke op. 29 | 00:17:41 |
5 | Romanze für Klavier | 00:08:27 |
6 | Brautlied | 00:02:50 |
7 | Kinder auf dem Rasen | 00:02:05 |
8 | Sturm und Drang op. 5 (Neun Charakterstücke) | 00:33:47 |
Interpreten der Einspielung
- Tilhamér Hlavacsek (Klavier)