French Opera Overtures
Decca 476 2757
1 CD • 65min • 1951
15.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ende der vierziger Jahre hatte Jean Martinon die besten Chancen, als Nachfolger seines Mentors Charles Münch an die Spitze des Orchestre de la Société du Conservatoire de Paris vorzurücken. Doch kaum war der bisherige Chef nach Boston abgereist, da entschieden sich die Musiker für den jungen André Cluytens, und Martinon ging schmollend nach England, wo er als Associate Conductor des London Philharmonic Orchestra etliche Decca-Aufnahmen machte. Der Inhalt des vorliegenden Albums entstand im Februar 1951, und das hört man natürlich sofort. Was man aber auch sofort hört, ist eine Zampa-Ouvertüre, die auch nach über fünfzig Jahren noch den Staub von der Membrane pustet und dem Dirigenten, wenn’s nicht ein zu blöder Kalauer wäre, glatt den posthumen Titel eines „großen Zampano” eintragen könnte.
Damit soll nicht gesagt sein, daß der damals knapp 41jährige Martinon seine Contenance nun während des gesamten Programms aufgegeben hätte. Er hält das herzhafte Scheppern in der Ouvertüre zum Kalifen von Bagdad unter Kontrolle und modelliert mit feinem Gespür das lyrischere Pendant der Weißen Dame sowie Adams Vorspiel zu Si j’étais roi (wobei sich hier die historische Aufnahmetechnik naturgemäß als besonders abträglich erweist). Und auch bei der zweiten Abteilung, die ausschließlich Jacques Offenbach gewidmet ist, weiß Jean Martinon sehr wohl zu unterscheiden zwischen dem prickelndem Cancan der Orphée- und den harten Schnitten
der Belle Hélène-Ouvertüre, den mit einem Silberstift gezogenen Linien des Barbe-bleu und dem pompösen Auftrumpfen der Großherzogin von Gerolstein. Dabei verliert Martinon nicht ein einziges Mal den federnden Elan, mit dem er der Musik seiner Heimat immer wieder so große Dienste geleistet hat.
Diese Kopplung wie auch zahlreiche andere stammt von dem australischen Universal-Ableger und erscheint auf dem eloquence-Label, das hierzulande allerdings nur über Internet zu beziehen ist. Allerdings hätte man sich mit dem einsprachigen (englischen) Booklet doch etwas mehr Mühe geben dürfen – es soll Leser geben, die sich besonders bei historischen Aufnahmen über ein paar biographische Ausführungen freuen ...
Rasmus van Rijn [15.03.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ferdinand Hérold | ||
1 | Zampa oder die Marmorbraut | |
François-Adrien Boïeldieu | ||
2 | Le Calife de Bagdad | |
3 | La dame blanche | |
Adolphe Adam | ||
4 | Si j'étais roi | |
Jacques Offenbach | ||
5 | Le Mariage aux Lanternes | |
6 | La Belle Hélène | |
7 | Ritter Blaubart | |
8 | Die Großherzogin von Gerolstein | |
9 | Orpheus in der Unterwelt |
Interpreten der Einspielung
- London Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Jean Martinon (Dirigent)