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Besprechung CD zum Thema
Klaviertrios

Warner Classics 2564 61492-2

1 CD • 67min • 2004

14.12.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Als am 13. Juli des Jahres 1955 das Beaux Trio sein offizielles Debütkonzert gab, war diesem Startschuss für eine der erfolgreichsten Klaviertrio-Karrieren des 20. Jahrhunderts bereits eine Aufnahme vorausgegangen. 1954 hatten die Herren Daniel Guilet (Violine), Bernard Greenhouse (Violoncello) und Menahem Pressler (Klavier) Felix Mendelssohns erstes Klaviertrio und Antonín Dvoráks Dumky-Trio eingespielt, eine Aufnahme, die heute nicht mehr erhältlich ist.

Ein direkter Vergleich ist also nicht möglich, aber auch nicht sinnvoll. Denn nicht nur hat die Streicherbesetzung inzwischen mehrfach gewechselt – heute mit Daniel Hope an der Violine und Antonio Meneses am Cello –, auch Musizierpraxis und Hörgewohnheiten haben sich in den vergangenen 50 Jahren sehr verändert.

Als Zentrum der vorliegenden Interpretationen fungiert ganz das ruhige, übersichtliche und ausgesprochen sensible Spiel von Menahem Pressler. Der bereits über 80-jährige Pianist beeindruckt nach wie vor durch seine Agilität ebenso wie durch sein Gespür, den poetischen Inhalt und die formale Schlüssigkeit der interpretierten Werke wie selbstverständlich miteinander zu verknüpfen. Als Gegenpol steht ihm Daniel Hope zur Seite. Sein Violinspiel will sich so gar nicht dem Credo des schönen Tons unterordnen und stellt der Ruhe Presslers Momente voll schneidender Intensität und treibender Kraft gegenüber. Als Vermittler dieser beiden sehr markant bezogenen Positionen dient Antonio Meneses sonores Cellospiel, das die Musik stützt und zusammenhält.

Mendelssohns Trio wird als Musik zwischen klassischer Ausgeglichenheit und romantischen Emotionen präsentiert. Daß die Musik dennoch sehr gut ausbalanciert und in sich schlüssig erscheint, ist dem hohen Grad an Selbstbeobachtung der Musiker zu verdanken. Im Finale, dort wo sich die innere Unruhe mehr und mehr steigert (Track 4, ab 5’20), gewinnt die Musik enorm starke rhetorische Qualitäten, wird der Duktus von Musik als Klangrede direkt greifbar. Ein Gustostück an Anschlagskunst ist das Andante. Pressler Spiel versinkt hier ganz im Klange des Klaviers, die Musik scheint sich selbst in wiegenden Schlaf gesungen zu haben.

Die Interpretation von Dvoráks Dumky-Trio polarisiert nicht minder intensiv. Das Pendel schwankt zwischen tänzerisch-rhythmischem Spiel und tief ausgekostetem Klangzauber. Bereits zu Beginn wird deutlich: die Musiker lassen sich sehr viel Zeit. Wo das Guarneri Trio nach 1’45 zum ersten Allegro kommt, nimmt sich das Beaux Arts Trio bereits über zwei Minuten. Hier werden weniger die Ursprünge des Trios im ukrainischen Tanz der Dumka betont als Geschichten erzählt. Der zweite Satz etwa beginnt mit totengleicher Ruhe, wandelt sich dann aber unvermittelt zu einer Musik des Kampfes und der Aggression. Daß die Streicher ihre Instrumente danach praktisch ohne Vibrato spielen, gibt der Musik eine ungeheure, gespenstische Direktheit. Ähnlich narrative Momente besitzen auch die beiden folgenden Sätze. Sehr klangschön, gesanglich und zart bis hin zum Verstummen zeigt sich der dritte Satz, als langsamer Trauermarsch beginnt der vierte. Das geschilderte Bild könnte eine weiße Winterlandschaft sein, die plötzlich von zuerst zögernden, dann aber sehr fröhlich klingenden Frühlingsstimmen gebrochen wird. Daß alles nur Phantasie (oder Hoffnung?) war, zeigt das Ende, in dem der Marsch wieder leise weiterwandert. Im abschließenden Finale zeigt sich Hope wieder von seiner „wilden“ Seite und entfesselt ein Furioso an geigerischem Elan.

Die Intensität dieser Interpretation ist sehr stark, die Sätze bewegen sich aber stellenweise an der Grenze zum Manierismus. Daß die drei Musiker hier dennoch ganz bei Dvorák bleiben, ist nicht zuletzt ihrem großen handwerklichenen Können zuzuschreiben. Ihr Spiel hat keine Längen und ist auch bei sehr ruhigen Phasen flüssig und klar. Das Klangbild dieser Aufnahme ist direkt, insgesamt jedoch etwas zu flach. Die Instrumente klingen klar, dynamisch gut aufeinender abgestimmt und reich an natürlichen Klangfarben.

Robert Spoula [14.12.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Felix Mendelssohn Bartholdy
1Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 49
Antonín Dvořák
2Klaviertrio Nr. 4 e-Moll op. 90 (Dumky)

Interpreten der Einspielung

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