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Besprechung CD

Serenade

Piano Works by Amy Beach, Agathe Backer Grøndahl, Rebecca Clarke
Benjamin Engeli

Prospero Classical PROSP0121

1 CD • 72min • 2025

26.11.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Mit seinem neuen Soloalbum „Serenade“ widmet sich Benjamin Engeli der Klaviermusik dreier Komponistinnen. Agathe Backer-Grøndahl, Amy Beach und Rebecca Clarke, die im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert auf spätromantischen Pfaden wandelten, waren zu Lebzeiten hochgeschätzt. Erst im Zuge des Epochenumbruchs der aufkommenden Moderne fielen sie der Vergessenheit anheim. In seinem fein ausbalancierten Programm präsentiert der aus Basel stammende Pianist Engeli ihre Miniaturen, Balladen und Charakterstücke.

Das Booklet zeigt einige interessante historische Fotos. Da sitzt Agathe Backer Grøndahl beim Musikfest in Bergen 1898 als einzige Frau inmitten einer Schar norwegischer Komponisten. Neben ihr steht Edvard Grieg, dessen Klavierkonzert sie mit großem Erfolg aufführte.

Miniaturen von drei Komponistinnen

Die Norwegerin, die auf dem Foto so ätherisch und zart wirkt, muss ein Kraftpaket gewesen sein. Sie versorgte Kinder und Haushalt, unterrichtete täglich, trat als Pianistin auf. Zum Komponieren blieb ihr nur am späten Abend Zeit. Kein Wunder, dass sie sich auf kleinere Formen wie Klavierstücke beschränken musste.

Vergnügt klingt Backer-Grøndahls Serenade op. 37, die dem Album seinen Titel gibt. Die fünf Fantasiestücke op. 45 offenbaren ihr melodisches Geschick. Benjamin Engeli spielt hier transparent und geradlinig, was gut zur Einfachheit der Stücke passt.

Jenseits des Atlantik wirkte derweil sehr erfolgreich Amy Beach, die als erste Frau Nordamerikas eine Sinfonie schrieb. Auch von ihr gibt es ein aussagekräftiges Foto im Booklet: Selbstbewusst posiert sie gemeinsam mit vier komponierenden Kolleginnen 1924 beim Kongress der League of American Pen Women. Während Beachs Werke im angelsächsischen Raum gelegentlich aufgeführt werden, ist das hierzulande kaum zu erleben.

Das Klavier vermittelt Stimmungen und Gefühle

Agogisch wunderbar fein gestaltet Benjamin Engeli das späte, zwischen Impressionismus und Minimalismus schillernde By the Still Waters. Eine Entdeckung ist auch das harmonisch taumelnde Klavierlied Cradle Song of a Lonely Mother. Einfühlsam bringt Benjamin Engeli hier die geschliffene, ausgereifte Tonsprache und die üppigen spätromantischen Klangfarben von Amy Beach zur Geltung.

Dritte im Bunde ist die britische Bratschistin und Komponistin Rebecca Clarke, von der Engeli einen frühen, 20-minütigen Variationenzyklus aus dem Jahre 1908 ausgewählt hat. In den glanzvollen, pianistisch effektvollen Charaktervariationen beleuchtet der Pianist unterschiedlichste Formen, Stimmungen, Strukturen. Das Schlussstück bildet Rebecca Clarkes Klavierbearbeitung der warmherzigen Alt-Arie Esurientes implevit bonis aus Bachs Magnificat.

Die drei Komponistinnen verbindet, bei aller Eigenständigkeit, ein tiefes Verständnis für das Klavier als Ausdrucksmittel innerer Welten – sicherlich befördert durch die gesellschaftlichen Hürden, vor denen sie als schöpferische Frauen in ihrer Epoche standen. Das Album stellt eindrucksvoll unter Beweis, welche Vielfalt und emotionale Tiefe im Schaffen dieser wieder zu entdeckenden Komponistinnen liegt.

Antje Rößler [26.11.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Amy Beach
1Ständchen by Richard Strauss 00:03:40
2Nocturne op. 107 00:03:53
3Cradle Song of the Lonely Mother op. 108 00:03:59
4By the Still Waters op. 114 00:03:02
5Ballad op. 9 00:09:39
Agathe Backer Grøndahl
6Serenade op. 37 00:02:47
7Taagedans op. 68 Nr. 1 00:03:03
8Valse capricieuse op. 68 Nr. 2 00:02:28
9Ungdomssang op. 45 Nr. 1 00:01:21
10Zephyr op. 45 Nr. 2 00:02:50
11Sommervise op. 45 Nr. 3 00:02:12
12Gyngende op. 45 Nr. 4 00:02:49
13Valse caprice op. 45 Nr. 5 00:03:39
14Huldreslaat a-Moll 00:01:08
Rebecca Clarke
15Theme and Variations 00:21:29
16He Hath Filled the Hungry (Esurientes aus Johann Sebastian Bachs Magnificat BWV 243) 00:03:29

Interpreten der Einspielung

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