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Besprechung CD

L' Appel Du Cor

Hervé Joulain Horn • Fanny Azzuro Piano

TYXart TXA25203

1 CD • 68min • 2024

18.10.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Über das Horn gibt es unter Musikern viele Witze, die meist die Tatsache betreffen, dass dieses Instrument in Symphonien oft lange Pausen hat und dann, wenn es spielen muss, kiekst. Diese CD entzieht allen diesbezüglichen Witzen den realen Boden: Hervé Joulain ist ein weltbekannter und -geschätzter Hornist. Geboren 1966, war er schon in jungen Jahren Solo-Hornist beim Orchestre philharmonique de Radio France, dann beim Orchestre nationale de France und derzeit bei der Filarmonica Toscanini in Parma, hat am Conservatoire de Paris gelehrt, gibt nun Meisterkurse in aller Welt und hat bereits über 20 CDs aufgenommen.

Beweisen muss er nichts mehr: Diese CD mit dem Titel „L’Appel du cor“, also „Der Ruf des Horns“, beruft sich zunächst auf die Anfangsfunktion des Horns als Kommunikationsmittels, nämlich zu rufen als Post-, Jäger- oder Signalhorn – und natürlich auf die legendäre Geschichte aller Horn-Geschichten, auf das Horn des Roland von Roncevalles, ein Olifant, also ein Horn aus Elfenbein. Joulain spielt hier zwei Hörner, die ihm Engelbert Schmid aus Mindelzell gebaut hat, ein Doppelhorn F/B und ein Tripelhorn F/B/Hoch Es.

Hornrufe von vielen wenig bekannten Komponisten

Den Ruf des Horns mitsamt den Antworten und Echos in Musikstücken will Joulain aber erweitern und zeigen, dass auch „Liebeslieder, Weinen und Trauer“ vom Horn gespielt werden können. Dafür hat er vierzehn klavierbegleitete Stücke von zehn französischen Komponisten, darunter auch eine Komponistin, ausgesucht, die, wie er im Booklet schreibt, „größtenteils am Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden, ebenso wie das Ventilhorn“. Der Älteste wurde 1852 geboren, der Jüngste 1910. Für den Hörer sind das hochinteressante und teilweise beglückende Neuerfahrungen, denn für deutsche Hörer sind diese Komponisten kaum bis gar nicht bekannt. Zusätzlich enthalten die 16 Tracks nicht weniger als zehn Weltersteinspielungen – allein dafür gebührt dem Hornisten schon ein Extralob.

Metallen prägnant und unendlich sanft

Die einzelnen Stücke dauern manchmal nur knapp eine Minute, manche sind sieben Minuten lang. Einige sind energisch, manche enthalten Echo-Passagen, andere sind träumerisch wie das Chanson du forestier (Track 13), also das Lied des Waldmanns, von Guillaume Balay (1871-1943), das Horn kann sich klanglich schön entfalten in der Légende rustique von Marcel Boucard (1892-1976) (Track 6), am reizvollsten und melodiereichsten sind die drei Stücke von Jacques de la Presle (1888-1969) (Tracks 3-5), inhaltsreich sind die beiden Stücke von Robert Planel (1908-1994), am Anfang der CD und am Ende (Tracks 1 und 18).

Hervé Joulain spielt schlackenlos sauber und außerordentlich intonationsrein, unendlich weich und sanft oder metallen-prägnant oder gestopft näselnd, immer spielerisch leicht und klanglich einfach wunderschön.

Klangfarbenreiches und kristallines Klavierspiel

Als Begleiterin hat Joulain sich die 1986 geborene französische Pianistin Fanny Azzuro ausgesucht – ist ihr Bruder Hornist bei den Stuttgarter Philharmonikern. Studiert hat sie in Montpellier, am Pariser Konservatorium, an der Sibelius-Akademie in Helsinki und an der Accademia Pianistica „Incontri col Maestro“ in Imola. Dass sie auch gern und gut Jazz spielt, macht sich hier bezahlbar: Nicht nur begleitet sie schmiegsam und rhythmuswendig, sondern – mit guter Anschlagskultur – auch sehr klangfarbenfreudig und kristallin. Das hört man insbesondere in den vier reinen Klavierstücken. Die Tonregie hat das Horn und das Klavier in ein ausgewogenes Klangverhältnis gebracht mit leichtem Vorteil für das Horn.

Rainer W. Janka [18.10.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Planel
1Caprice 00:07:07
Henri Büsser
2Pièce en ré op. 39 (Morceau de concert) 00:04:35
Jacques de la Presle
3Le rêve du jeune faon 00:03:15
4Berceuse 00:02:13
5Scherzetto 00:01:18
Marcel Boucard
6Légende Rustique 00:02:50
Raoul Pugno
7Andantino a-Moll 00:01:02
8Esquisse pour Piano 00:02:27
9Solo pour Cor en fa et Piano 00:05:56
10Andantino a-Moll (Conclusion) 00:01:11
Elsa Barraine
11Fanfare 00:01:52
12Hommage à Paul Dukas 00:02:27
Guillaume Balay
13Chanson du forestier 00:05:32
Paul Le Flem
14Pièce pour Cor et Piano 00:05:32
15Bastions de Sable pour Piano 00:01:43
Francis Bousquet
16Agrotera 00:06:02
Eugène Bozza
17Sur les cîmes 00:07:09
Robert Planel
18Légende 00:05:34

Interpreten der Einspielung

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