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Besprechung CD

Piano Discoveries

Schubert • Fröhlich • Moscheles
Piano Duo Adrienne Soós & Ivo Haag

Prospero Classical PROSP0114

2 CD • 1h 28min • 2024

18.09.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Das ungarisch-schweizerische Klavierduo Adrienne Soós & Ivo Haag gibt seiner neuen CD den Namen „Piano Discoveries“. Nun ist Franz Schubert zwar kein Unbekannter, den es zu entdecken gibt, aber das Divertissement sur des motifs originaux français gehört zu den selten gespielten Werken, zumal es in zwei unterschiedlichen Veröffentlichungen existiert: früher gab es das Divertissement op. 63, das Andantino varié op. 84 Nr. 1 und das Rondo brillant op. 84 Nr. 2, heute gibt es die drei Stücke als ein Art Sonate in e-Moll mit der Werknummer D 823. Was für die Trennung der Teile spricht, ist die Tatsache, dass alle drei Kompositionen auf marschartigen Themen basieren, so dass eine gewisse Eintönigkeit etnstehen könnte. Und das Rondo kann die Zuhörer durch die über weite Strecken hin hämmernden Repetitionen ermüden, denen auch sehr gewandte Interpreten nur wenig Spannung abgewinnen können. Dafür entschädigen der kurzweilige erste Satz und die letzte, vierte Variation im h-Moll-Andantino, die sich durch feine Lyrik auszeichnet.

Die Kunst des Vierhändigspielens

Adrienne Soós und Ivo Haag sind ein trefflich eingespieltes Duo, das exakt aufeinander hört und die Bedeutung der Einzelstimmen gut zu differenzieren weiß. Auch spürt man die Begeisterung für das Spiel zu vier Händen, die den Wiedergaben Schwung und Delikatesse verleiht. Hin und wieder wünschte man sich bei der Dynamik eine noch feinere Abstufung, vor allem in Richtung Pianissimo! Dies könnte der Gefahr von Massivität beim vierhändigen Anschlag begegnen.

Wertvolle Entdeckungen

Eine echte Entdeckung sind die drei Fugen op. 12 von dem Komponisten Friedrich Theodor Fröhlich aus Aargau in der Schweiz (1803 – 1836). Die Kompositionen sind Anton Reicha gewidmet, der mit seinen im Jahr 1805 erschienenen 36 Fugen gezeigt hatte, dass man der althergebrachten Form neue Ideen einhauchen kann. Fröhlichs Themen klingen zwar altertümlich, doch der Umgang mit ihnen zeigt neue Wege auf vor allem im eifrigen Modulieren. Zudem nutzt der Schweizer die Besetzung mit zwei Spielern für allerhand kontrapunktische Kunststücke, und darüber hinaus gibt es – ähnlich wie bei Reicha – Passagen, die dem klassisch-homophonen Stil angenähert werden. Und die eigentliche Überraschung kommt am Schluss: die Grande Sonate symphonique h-Moll op. 112 von Ignaz Moscheles (1794 – 1870) aus dem Jahr 1845 verdient durchaus den gewichtigen Namen. Sie ist nicht nur virtuos, wie die meisten Stücke des damals gefeierten Pianisten, sondern sie bietet auch tiefgründige Gedanken und einfallsreiche Durchführungen. Neben Dramatik und Melodiosität kommt auch der Humor zu seinem Recht, vor allem im dritten Satz, einem Scherzo alla tedesca antica. Das Duo Soós-Haag kann hier alle Register seines Könnens ziehen.

Der Booklet-Text (deutsch-englisch-französisch) ist von Ivo Haag verfasst und gibt gute Einblicke in die entdeckten Werke. Allerdings ist dem Verfasser bei der Frage nach dem richtigen Ton in Schuberts Andantino ein Fehler unterlaufen: es geht in der ersten Variation des Andantino um das a und nicht ums c. Die Angaben zum Duo und seinem Wirken sind nur auf Englisch zu lesen.

Prof. Klaus Trapp [18.09.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Divertissement sur des motifs originaux français e-Moll D 823 00:34:10
4Polonaise F-Dur D 599/4 00:04:04
CD/SACD 2
Friedrich Theodor Fröhlich
1Fuge D-Dur op. 12 Nr. 1 00:04:27
2Fuge c-Moll op. 12 Nr. 2 00:04:38
3Fuge E-Dur op. 12 Nr. 3 00:06:06
Ignaz Moscheles
4Grande Sonate symphonique Nr. 2 h-Moll op. 112 00:34:10

Interpreten der Einspielung

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