British Music for Strings IV
Gordon Jacob • Thomas Dunhill • Imogen Holst • Alan Bush • Thomas Pitfield • Armostrong Gibbs
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim • Douglas Bostock

cpo 555 452-2
1 CD • 73min • 2021
04.08.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim und sein langjähriger Chefdirigent Douglas Bostock gehen mit ihrer Serie „British Music for Strings“ in die vierte Runde. Die Reihe widmet sich britischen Werken für Streichorchester, wobei der Schwerpunkt auf selten gespielten, teils erstmals aufgenommenen Kompositionen liegt. Folge Vier bezeugt die Vielfalt der britischen Musiktradition im 20. Jahrhundert. Zu hören sind sechs Kompositionen, entstanden zwischen 1928 und 1958, die chronologisch dargeboten werden. Los geht es mit Gordon Jacobs Denbigh Suite, die traditionelle Tanzformen wie Gavotte oder Jig mit moderner Harmonik verbindet. Das Orchester überzeugt mit Leichtigkeit und präziser Dynamik; Douglas Bostock arbeitet die verschiedenen Tanzcharaktere prägnant heraus.
Es folgt die 1937 entstandene Vectis-Suite von Thomas Dunhill, die durch lyrische Schönheit und harmonische Tiefe beeindruckt. Hier erlebt die englische Romantik eine Auferstehung. All die feinen Nuancen und subtilen Klangfarben kommen in der Interpretation der Pforzheimer bestens zur Geltung.
Verbindung von Tradition und Moderne
Imogen Holst ist die einzige Dame unter den hier versammelten Komponisten. Es handelt sich um die Tochter von Gustav Holst, der mit seinen Planeten berühmt wurde. Sie widmet sich abermals der Form der Suite, spricht dabei aber eine avanciertere Sprache als ihre Kollegen auf demselben Album. Imogen Holsts Suite verbindet barocke Elemente mit rhythmischer Vitalität und eigensinnigen Harmonien. Erneut gelingt den Pforzheimern unter Douglas Bostock eine ausdrucksstarke, facettenreiche Interpretation
Dass all diese Komponisten die Suite, die aus dem Barock stammende Folge von Tanzsätzen, aufgreifen, zeugt von Zeitgeist des frühen 20. Jahrhunderts. Damals erwachte in Großbritannien ein reges Interesse daran, die nationale kulturelle Identität zu stärken. Die Suite bot eine bewährte Struktur, um traditionelle Weisen mit moderner Klangsprache zu verbinden.
Musikalische Entdeckungen
Thomas Pitfield, der in Manchester lebte und sich auch als Maler einen Namen machte, wendet ein ähnliches Verfahren in Thema und Variationen von 1951 an. Das Thema ist eine volkstümliche Melodie mit nordischem Einschlag. Es wird fünf Variationen unterzogen, die alte Tanzsätze wie die Air oder das Menuett aufgreifen.
Armstrong Gibbs wiederum, der aus der wohlhabenden Familie eines Zahnpasta-Fabrikanten stammt, schuf 1958 die vier melodienseligen Miniaturen seiner Suite Shade and Shine. Douglas Bostock und sein Orchester sorgen hier für dramatische dynamische Kontraste und bringen subtile rhythmische Verschiebungen zur Geltung.
Anleihen bei den Alten Meistern
Die CD ist eine überzeugende Hommage an die britische Musik des 20. Jahrhunderts. Douglas Bostock erweist sich als großer Kenner dieses hierzulande weitgehend unbekannten Repertoires und macht Lust darauf, mehr davon zu entdecken. Die Aufnahmequalität ist hervorragend; das Booklet bietet fundierte Informationen.
Bei aller Vielfalt – die hier vorgestellten britischen Komponisten vereint ihre schöpferische Herangehensweise: Sie wandeln auf den Pfaden der Alten Meister und locken deren Geist in ihre Gegenwart. Das geschieht mit viel Geschmack, Feinsinn und jenem angenehmen Konservatismus, der typisch britisch ist.
Antje Rößler [04.08.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gordon Jacob | ||
1 | Denbigh Suite | 00:11:56 |
Thomas Dunhill | ||
5 | Vectis op. 82 (Suite) | 00:08:37 |
Imogen Holst | ||
10 | Suite | 00:15:27 |
Alan Bush | ||
14 | Homage to William Sterndale Bennett | 00:07:55 |
Thomas Pitfield | ||
15 | Theme and Variations | 00:16:43 |
Armstrong Gibbs | ||
21 | Shade and Shine | 00:12:19 |
Interpreten der Einspielung
- Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim (Orchester)
- Douglas Bostock (Dirigent)