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Joseph & Michael Haydn

"Miracle Brothers"
Overtures and Symphonies

MDG 901 2292-6

1 CD/SACD stereo • 51min • 2023

16.03.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
Empfehlung

„Miracle Brothers“ – so ist die CD der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie unter der Leitung von Enrico Onofri untertitelt. Die Rede ist von Joseph und Michael Haydn, die doch eine sehr unterschiedliche Karriere machten und deren Musik heute auch keinesfalls gleichermaßen verbreitet ist. Der musikalische Weg der beiden Brüder verlief zunächst noch recht ähnlich: Beide erhielten ihre erste Ausbildung in Hainburg und gingen später nach Wien, wo sie zunächst Chorknaben an St. Stephan wurden und ihre musikalische Ausbildung erhielten. Trotz des Altersunterschieds von fünf Jahren verbrachten sie einige Jahre gemeinsam im Wiener Kapellhaus, bevor sich ihre beruflichen Wege trennten und in sehr unterschiedlichen Richtungen verliefen: Joseph Haydn machte Karriere in Esterháza und unternahm von dort aus sehr erfolgreiche Reisen innerhalb Europas. Sein jüngerer Bruder Michael hingegen ging nach Salzburg an die Hofkapelle, wo er sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitete, der sich aber weitestgehend auf Salzburg beschränkte. Und doch: Später sollte ihn sogar der 20 Jahre jüngere Wolfgang Amadeus Mozart bewundern. Tatsächlich waren diese beiden unterschiedlichen Lebenswege und Karrieren in erster Linie die Folge bewusster Entscheidungen, denn auch Michael Haydn fühlte sich in seiner lebenslangen Stellung in Salzburg durchaus sehr wohl und hatte auch gar kein Interesse an einem Fortkommen.

Überzeugende Gegenüberstellung der „Miracle Brothers“

Dass die Musik des weniger bekannten Michael Haydns der seines älteren Bruders in Nichts nachsteht, zeigt die Aufnahme der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie, die Ouvertüren und Sinfonien der beiden Brüder vereint. Das Orchester, das seit 2023 unter anderem mit Enrico Onofri als Artistic Partner arbeitet, hat sich in mehrfacher Hinsicht der Völkerverständigung verschrieben, denn zum einen setzt es sich aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und bedeutender ungarischer Orchester zusammen – und das seit seiner Gründung noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Zum anderen setzte sich das Orchester zum Ziel, die Werke Joseph Haydns in den Schlössern der Esterházy aufzuführen, für die sie ursprünglich komponiert worden waren. So gibt es natürlich bereits einige Einspielungen des Orchesters mit Kompositionen Joseph Haydns, jedoch nicht so viele mit denen von Michael Haydn. Und doch ist diese Gegenüberstellung der beiden Brüder eine sehr lohnenswerte: Voller Elan und Schwung, den man auch in der Musik des Älteren findet, erklingt hier die Sinfonie Nr. 39 Michael Haydns, die später der Sinfonie Nr. 96 von Joseph Haydn gegenübergestellt wird. Die folgende Ouvertüre Der büßende Sünder erlaubt einen Ausflug in die Fastenoratorien, deren Aufführung die einzige Möglichkeit für Musik in der Passionszeit boten. Dem folgt die Ouvertüre zu Joseph Haydns Oper Philemon und Baucis, bevor die Aufnahme mit der Sinfonie mit dem Beinamen Miracle schließt. Die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie ist eindeutig hörbar ein Orchester, dem die Musik Haydns (oder der beide Haydns) am Herzen liegt. Unter der Leitung Enrico Onofris, der sich schon lange mit der historisch informierten Aufführungspraxis beschäftigt, erklingen hier auch entsprechend historische Instrumente, was dem Ganzen eine besondere Energie und Transparenz gibt. Eine gelungene Zusammenführung der beiden „Miracle“-Brüder!

Verena Düren [16.03.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Haydn Philharmonia (Orchester)
• Enrico Onofri (Dirigent)