Johann Rosenmüller
Psalm Concertos • Sacred Concertos
cpo 555 174-2
1 CD • 71min • 2019
04.04.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dem „Reclams Komponisten Lexikon“ ist Johann Rosenmüller (1617-1684) keine Erwähnung wert, ebenso wenig wie Hans Heinrich Eggebrecht in seiner „Musik im Abendland“, und auch „Reclams Chormusik- und Oratorienführer“ erwähnt nur seinen Namen, wohingegen er in „Reclams Führer zur lateinischen Kirchenmusik“ öfters rühmlich genannt wird.. Gerhard Nestler hingegen konstatiert in seiner „Geschichte der Musik“, Rosenmüller sei „als Vokal- und Instrumentalkomponist zu den Großen seines Jahrhunderts zu zählen“ und zitiert Johann Adolf Scheibe, der sagt, Rosenmüller „beschämte fast ganz Italien“. Und der von Wolf Kunold und Eva Reisinger herausgegebene „Konzertführer Barock“ rühmt: „Rosenmüller war einer der fruchtbarsten und bedeutendsten deutschen Komponisten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ihm gelang eine Verbindung von deutscher Kontrapunktik und venezianischer Opernmusik.“ Das Booklet der vorliegenden CD führt diese Einschätzung weiter: „Rosenmüller schafft es in seinen Werken, die neue italienische Farbigkeit und Klangsinnlichkeit mit der Gravität des mitteldeutschen Satzes zu verschmelzen und daraus einen unverwechselbaren, erhabenen Stil zu formen.“ Klangsinnlichkeit und Gravität sind es auch, die diese Aufnahme des Ensemble 1684 auszeichnen.
Musikantische Lust
Das von Gregor Meyer geleitete Ensemble 1684 erweckt diese Begriffe Klangsinnlichkeit und Gravität mit fröhlich-festlichem Schwung, rhythmischer Eleganz und sehr ausdrucksstarker Erhabenheit zum Leben. Die Einzelsingstimmen sind immer linear-klar, wenn’s sein muss, auch emphatisch aufgeladen, die acht Sänger wachsen zu einem veritablen Chor zusammen, die Instrumentalisten spielen mit musikantischer Lust und verstehen, wann sie sich in den Vordergrund stellen und wann sie sich zurückhalten müssen. So entsteht der perfekte Misch- bzw. Einklang.
Tanzende Jahrhunderte
Sorgfältig zusammengestellt ist diese CD, die Rosenmüllers Kunst ins beste Licht stellt: Klangsinnlich-weich, nicht wie so oft zinkenscharf, tönen die fanfarenähnlichen Eingangsakkorde zum Magnificat. Sehr beweglich markieren die Sänger-Koloraturen die Freude des Geistes von Maria und die oftmalige Wiederholung der Worte „omnes generationes‟, die die Abfolge der vielen Generationen musikalisch untermalt. Wenn das Wort „exaltavit‟ verdeutlicht werden soll, schrauben sich die Stimmen ekstatisch in die Höhe. Wuchtige Orchesterschläge symbolisieren die potentia, während die Hoffärtigen sich fluchtartig zerstreuen. Rhetorische Pausen gliedern alles und am Ende beginnen sogar die Jahrhunderte zu tanzen.
Eine fein gearbeitete und doch ungemein klangfarbige ausgedehnte Sinfonia ist die Einleitung zum Psalm Confitebor, der dann eine große, immer textausdeutende Abwechslung in Tempo, Rhythmik und Charakter in schneller Abfolge zeigt. Rosenmüller macht aus einem Text mit nur vier Zeilen (Der Name des Herren) ein fast genauso prachtvolles und zeitlich fast gleichgewichtiges Concerto wie es das äußerst textreiche Domine, probasti me ist.
Beschwingte Himmelfahrt
Schmerzreiche Chromatik färbt die schwärmerisch-intime Jesus-Anbetung Ego te laudo, der Choral Welt ade, ich bin dein müde wirkt wie eine beschwingte Himmelsfahrt. Bitte, Zuversicht, göttlicher Beistand, christliche Freude versammeln sich schließlich freudig in dem Geistlichen Konzert Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, in dem sich alle Mitwirkenden nochmal versammeln und das diese CD beschließt.
Einige der Werke dieser CD sind („soweit recherchierbar“ formuliert das Booklet vorsichtig) erstmals auf Tonträger veröffentlicht: Mögen sie vielmals und oft in Konzerten und Gottesdiensten aufleben!
Rainer W. Janka [04.04.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Rosenmüller | ||
1 | Magnificat anima mea Dominum (Geistliches Konzert) | 00:15:26 |
2 | Der Name des Herrn (Geistliches Konzert) | 00:04:57 |
3 | Domine, probasti me (Psalmkonzert) | 00:06:32 |
4 | Ego te laudo (Geistliches Konzert) | 00:04:20 |
5 | Sinfonia prima (aus Sinfonie e sonate da camera, Venedig 1670) | 00:07:58 |
6 | Confitebor tibi, Domine (Psalmkonzert) | 00:11:39 |
7 | Welt ade! ich bin dein müde (Choral) | 00:03:42 |
8 | Nunc dimittis (Geistliches Konzert) | 00:07:15 |
9 | Bleibe bei uns, denn es will Abend werden (Dialogus) | 00:08:14 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble 1684 (Ensemble)
- Gregor Meyer (Dirigent)