Sigmund Romberg
The Student Prince
cpo 555 058-2
2 CD • 1h 34min • 2012
12.12.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit seiner Berliner Uraufführung (1901) war Wilhelm Meyer-Försters Rührstück „Alt-Heidelberg“ („Saustück“ nannte es Bert Brecht) ein Dauerbrenner auf deutschen Bühnen, aber auch in den Vereinigten Staaten erfreute es sich bald großer Popularität. Die Romanze zwischen dem Erbprinzen Karl-Heinrich (bzw. Karl-Franz) und der Wirtstochter Käthie, verbunden mit der Beschwörung alter Burschenherrlichkeit, fand dort allerdings erst in der Vertonung (1924) durch den eingewanderten Sigmund Romberg (1887-1954) ein Millionenpublikum, das selbst die Zuschauerzahlen von „Show Boat“ hinter sich ließ.
Der Erfolg setzte sich nach dem Krieg mit der Verfilmung (1954) fort, für die Mario Lanza als Protagonist vorgesehen war. Der überwarf sich jedoch mit dem Regisseur Curtis Bernhardt, mit der Folge, dass beide Kontrahenten ausgetauscht wurden, Richard Thorpe die Regie übernahm und Edmund Purdom den Prinzen. Der bereits eingespielte Soundtrack mit Lanza wurde aber in den Film übernommen und erschien auch auf Schallplatten. 1959 nahm der Tenor dann das ganze Stück im Studio auf. Diese Einspielungen sind bei uns aber nur auf Umwegen zu erhalten, ebenso wie eine Londoner Aufnahme von 1989 mit renommierten britischen Opernsängern. Der vier Jahre alte Mitschnitt einer konzertanten Aufführung des WDR, der jetzt bei cpo vorliegt, füllt also durchaus eine Lücke im CD-Repertoire, auch wenn nicht damit zu rechnen ist, dass der Veröffentlichung eine dauerhafte Wiederbelebung auf deutschen Bühnen folgen wird.
Musikalisch ist The Student Prince eine eigentümliche Melange aus klassischer Wiener Operette (Millöckers Bettelstudent fällt einem ein), alten Studentenliedern („Gaudeamus igitur“ erklingt wiederholt a cappella) und amerikanischen Tanzrhythmen. Das Stück enthält viele Ohrwürmer, neben der berühmten Serenade („Overhead the moon is beaming“), einem Vorzeigestück aller Tenöre, ist vor allem das studentische Trinklied zu nennen, aber auch das Liebesduett des ungleichen Paares („Deep in my heart“).
Die Kölner Aufführung lässt keine Wünsche offen. Der Dirigent John Mauceri, vom Wert dieser Musik fest überzeugt, erweist sich als ihr berufener Anwalt, passiert mit traumwandlerischer Sicherheit den schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch. Das WDR Funkhausorchester Köln folgt seinen Vorgaben mit rhythmischer Prägnanz und Präzision in den instrumentalen Details. Auch der WDR Rundfunkchor leistet vorzügliche Arbeit. Die Sängerbesetzung ist zwar nicht glamourös, aber in allen Positionen kompetent. Das überwiegend deutsche Ensemble zeigt sich mit dem amerikanischen Idiom musikalisch wie sprachlich vertraut (Sprachregie: Sabine Müller). Anja Petersen singt die Kathie mit ansprechendem lyrischem Sopran frei von Sentimentalität, Frank Blees profiliert sich stimmlich als Dr. Engel. Sehr interessant ist Dominik Wortig in der Titelrolle, der auf einem breiten baritonalen Fundament tenoralen Glanz entfaltet. Die Stimme tendiert schon jetzt zu einem schwereren Fach. Im Geiste höre ich da schon einen späteren Siegmund.
Ekkehard Pluta [12.12.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sigmund Romberg | ||
1 | The Student Prince |
Interpreten der Einspielung
- Dominik Wortig (Karl-Franz - Tenor)
- Anja Petersen (Kathie - Sopran)
- Frank Blees (Dr. Engel - Bariton)
- Arantza Ezenarro (Gretchen - Sopran)
- Vincent Schirrmacher (Graf Hugo-Detlef - Tenor)
- Wieland Satter (Lucas - Bariton)
- Joan Ribalta (Von Asterberg - Tenor)
- Theresa Nelles (Prinzessin Margaret - Sopran)
- Christian Sturm (Captain Tarnitz - Tenor)
- WDR Rundfunkchor Köln (Chor)
- WDR Funkhausorchester Köln (Orchester)
- John Mauceri (Dirigent)