Sonates et Suites
BIS 2185
1 CD/SACD stereo/surround • 85min • 2015
06.08.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Französischen Flötensonaten des Barock ist diese CD gewidmet, einer zumeist höfischen Ursprungs entstammende Musik aus einer nicht wenig prunkvollen Epoche. So artifiziell wie die ritualisierten Sitten und Gebräuche am Königshof ist auch die französische Musik dieser Zeit: sie ist bestimmt von Regeln und kanonisierten Formen, erwartet von Interpreten die Beherrschung einer exorbitanten Verzierungskunst und zahlreicher Spezialfälle, wie etwa der sogenannten Inégalité. Darunter versteht man die unter bestimmten Umständen erwünschte unterschiedlich lange Aufführung zweier gleichlang notierter Notenwerte. Das erfordert von den Interpreten dieser Musik viel Sachkenntnis, aber auch viel Fingerspitzengefühl, denn hier kommt es nicht nur auf Regeln, sondern auch auf den sogenannten „bon goût“, den guten Geschmack“, an, der in zeitgenössischen Quellen immer wieder gefordert wird.
Den beweisen die Interpreten dieser Aufnahme hinreichend. Gerade in Bezug auf die Inégalité beweisen sie sogar außerordentlich viel Geschmack, denn die Kunst besteht hier nicht zuletzt darin, eine bestimmte Regel eben nicht schematisch anzuwenden, sondern diese je nach Kontext, Stimmung oder Temperament flexibel auszuführen. So heißt Inégalité eben nicht, aus zwei Achteln einfach eine punktierte Note mit nachfolgender Sechzehntel zu machen, sondern die eine Note etwas länger und die andere etwas kürzer. Wie viel genau ist eben jenem besagten „bon goût“ des Interpreten überlassen. Dan Laurin macht das auf diversen Blockflöten überaus virtuos und stilsicher. Zusammen mit der Cembalistin Anna Paradiso und dem Cellisten Domen Marinčič erweckt er dieses Repertoire auf grandiose Weise zum Leben. Auch was die Verzierungskunst anbetrifft erweist sich Laurin als virtuoser Vertreter seiner Zunft. Allein wenn er Windtriller anbringt, was zuweilen wie ein in der Vokalmusik gebräuchlicher Bocktriller klingt, schießt er gelegentlich ein wenig übers zweifelsohne wohlgemeinte Ziel hinaus. Trotzdem, diese CD besticht mit einer überbordenden Musikalität, einem reizvollen Repertoire und kenntnisreichen Interpreten.
Guido Krawinkel [06.08.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Nicolas Chedeville le Cadet | ||
1 | Sonata VI | 00:08:12 |
Anne Danican Philidor | ||
5 | Sonate pour la Flûte à bec | 00:08:53 |
Charles François Dieupart | ||
10 | Suite Nr. 1 (Six suittes de Clavessin pour un Violon & flûte avec une Basse de Viole & un Archilut) | 00:16:12 |
Marin Marais | ||
17 | Couplets de Folies (Les Folies d'Espagne, Nr. 20 aus Pièces de viole, Livre II) | 00:10:36 |
Jacques-Martin Hotteterre | ||
18 | Suite Nr. 3 D-Dur für Traversflöte und Basso continuo (aus: Deuxième livre, 1715) | 00:09:04 |
Jean-Marie Leclair | ||
23 | Sonata XI (Second Livre de sonates pour le Violon et pour la Flute Traversiere avec la Basse Continue) | 00:07:16 |
Michel Blavet | ||
26 | Sonata seconda (aus: Troisième livre de sonattes pour la flûte traversière, avec la basse, Paris 1740) | 00:09:20 |
André Chéron | ||
29 | Sonate III (Sonates en duo et en trio pour la flute traversiere et le violon avec la basse continue) | 00:14:14 |
Interpreten der Einspielung
- Dan Laurin (Blockflöte)
- Anna Paradiso (Cembalo)
- Domen Marinčič (Violoncello)