Philipp Scharwenka
Works for Violin and Piano
TYXart TXA16075
1 CD • 66min • 2015
31.05.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Früher in einem Atemzug mit Brahms und Schumann genannt, heute vergessen. Dieses Schicksal ereilte so manchen Komponisten der Romantik, Philipp Scharwenka war da beileibe keine Ausnahme. Über die Gründe könnte man anhand biografischer oder musikalischer Details viel spekulieren, letztendlich erklären kann man solche Ungerechtigkeiten der Musikgeschichte aber kaum. Umso schöner ist es meistens, wenn solche Komponisten wieder entdeckt werden, schlummert hier doch so mancher versteckter Schatz.
Und um einen solchen handelt es sich hier zweifelsohne. Das liegt gewiss nicht nur an der handwerklich durch und durch soliden und darüber hinaus auch einfallsreichen Musik Scharwenkas, die der seiner Zeitgenossen eigentlich in nichts nachsteht, sondern auch an der überragenden Interpretation durch Natalia Prishepenko, ehemalige Geigerin des Artemis Quartetts, und den Pianisten Oliver Triendl.
Ein Beispiel: Beide Interpreten fegen mit einem sagenhaften Überschwang durch den Kopfsatz der h-Moll Sonate op. 110. Diese Musik entfaltet eine geradezu sogartige Wirkung, da ergibt ein Ton quasi den nächsten und erst am Schluss des Satzes kommt die Musik endgültig zur Ruhe. Das gelingt Prishepenko und Triendl in absolut packender Weise, genauso wie sie den zweiten Satz als ganz in sich ruhende, ihre Kraft aus dem Moment und dem Klang schöpfende Musik gestalten.
Solche Momente gibt es viele auf dieser CD. Auf der Haben-Seite sind es das akkurate, elegante und unglaublich fein ziselierte Spiel Prishepenkos, bei dem wirklich kein Detail verloren geht, und das durch einen satten Ton, eine sauber gearbeitete Artikulation und eine natürlich atmende Phrasierung besticht. Da bleibt wirklich kein Wunsch offen, ebenso wie bei ihrem kongenialen Klavierpartner Oliver Triendl. Er wuchtet seinen vollgriffigen Part mit großer Leichtigkeit in die Tasten und harmonisiert in geradezu symbiotischer Weise mit seiner Kammermusikpartnerin.
Dieser Eindruck setzt sich auch bei den weiteren auf dieser CD zu hörenden Werken fort: die e-Moll Sonate op. 114 und die Suite op. 99 werden von den Interpreten hörbar mit Herzblut, musikantischer Diktion, musikalischer Brillanz und großem Einfühlungsvermögen gespielt. Besser hätte eine Ehrenrettung Scharwenkas eigentlich nicht gelingen können.
Guido Krawinkel [31.05.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Philipp Scharwenka | ||
1 | Sonate h-Moll op. 110 für Violine und Klavier | 00:21:04 |
4 | Sonate h-Moll op. 110 für Violine und Klavier | 00:19:08 |
7 | Suite op. 99 für Violine und Klavier | 00:21:37 |
Interpreten der Einspielung
- Natalia Prishepenko (Violine)
- Oliver Triendl (Klavier)