Extase
Thorofon CTH2600
1 CD • 62min • 2012
22.07.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zwar sind beide Musiker dieses „Extase“-Programms schon auf anderen Einspielungen zu hören gewesen, Lukas Maria Kuen etwa als Pianist von Ingolf Turban, der wiederum ein wichtiger Lehrer Anna Sophie Dauenhauers ist; doch als Duopartner legen beide, die sich an der Münchner Musikhochschule kennengelernt haben, hiermit ihr Debüt-Album vor. Dieses ist nicht nur perfekt geglückt, es ist im Ganzen ein kammermusikalisches Ereignis geworden. Die Geigerin und der Pianist spielen nicht nur für sich genommen hochkonzentriert und als Partner in vollendeter Koordination; nein, sie haben tatsächlich eine Art und Weise gefunden, die Musik gleichsam im absoluten Einklang einschwingen zu lassen, so dass ohne allzu aktive Einwirkung, quasi absichtslos, beide so kontrastive Instrumente zu einer echten klanglichen Einheit verschmelzen.
Diese ästhetisch so reizvolle Vermischung der Instrumentalfarben, zu der auch die ausgewogene Klangtechnik beiträgt, wird natürlich durch das hier vorgestellte Repertoire befördert, da diese französischen Spät- und Spätestromantiker nicht die dialektische Gegenüberstellung der Instrumente etwa Beethovens pflegten; und dennoch frappiert in jedem Augenblick der drei gewichtigen Werke, wie Dauenhauer und Kuen aufeinander reagieren, sich etwa in den motivischen Korrespondenzen des Kopfsatzes von Faurés erster Violinsonate A-Dur op. 13 gegenseitig imitieren, sich damit fast gegenseitig verwechseln, und wie sie die jeweiligen Energiekurven, etwa das mitreißende Agitato des Finalsatzes von Piernés Violinsonate op. 36, außerordentlich fein aufeinander abstimmen.
Auch tonlich gehen Dauenhauer und Kuen gleichsam alchemistische Verbindungen ein. An Dauenhauers pastosem, jedoch immer zarten Spiel in der tiefen und mittleren Lage vermeint man den Einfluß Ingolf Turbans zu vernehmen; die Höhe ist intensiv, doch bleibt artikulatorisch, dynamisch und klanglich mit der Tiefe und Mitte integriert. Der Schlüssel für diese Abrundung ist wohl Dauenhausers auf den Punkt genau kontrolliertes Vibrato. Kuen hingegen ist, was man nicht zuletzt in den tatsächlich ekstatischen Momenten hört (etwa in der Coda von Piernés Sonate, in der titelgebenden der Skizzen Gauberts oder auch im Finale der Fauré-Sonate), ein leidenschaftlicher Solist, kein bloßer Begleiter: einer, der auch einmal, ohne je grob zu werden, die pianistische „Pranke“ spielen lassen kann. Nicht nur passen Faurés und Piernés Violinsonaten aufgrund tiefer Verwandtschaften exzellent zusammen, auch werden mit den Quatre Esquisses des Flötenkomponisten Philippe Gaubert, der hier Vielseitigkeit präsentiert, Weltersteinspielungen auf höchstem kompositorischen und interpretatorischen Niveau gegeben. Somit wird eine Empfehlung fällig – und ein Ruf nach weiteren diskographischen Kooperationen Dauenhauers und Kuens.
Prof. Michael B. Weiß [22.07.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Gabriel Pierné | ||
1 | Sonate op. 36 für Violine und Klavier | 00:23:15 |
Philippe Gaubert | ||
4 | Extase (aus: Quatre Esquisses) | 00:04:20 |
5 | Voiles blanches, au crépuscule (aus: Quatre Esquisses) | 00:02:41 |
6 | Une chasse ... au loin (Scherzo - aus: Quatre Esquisses) | 00:01:55 |
7 | Là-bas, très loin, sur la mer (aus: Quatre Esquisses) | 00:04:42 |
Gabriel Fauré | ||
8 | Sonate A-Dur op. 13 für Violine und Klavier | 00:25:15 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Sophie Dauenhauer (Violine)
- Lukas Maria Kuen (Klavier)