Tor Aulin
Master Olof
cpo 777 775-2
1 CD • 66min • 2011
24.05.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ob der musikliebende Teil der Menschheit sich nach den Werken des schwedischen Geigers Tor Aulin (1866-1914) verzehrt und das Fehlen derselben unterbewußt als eine Lücke empfunden hat, die dringend zu schließen wäre? Ich wage es zu bezweifeln. Wenn schon die Violinkonzerte des extrem fleißigen, vor allem als Interpret allgegenwärtig gewesenen Mannes trotz ihrer angenehm-romantischen Diktion nicht gerade die dauerhaftesten Eindrücke hinterlassen, so können die vorliegenden Kreationen beziehungsweise Arrangements noch weniger beanspruchen, über das gebrauchsmusikalische Tagesgeschääft hinausgegangen zu sein. Was an sich weder als Frevel noch Manko anzusehen wäre: Die schwedischen Tänze und ihre gotländischen Geschwister dürften sich in ihrer ursprünglichen Fassung für Geige und Klavier bei privateren Veranstaltungen gewiß vorteilhaft ausgenommen haben, und ihre mal hemdsärmelige, mal poetische, dann wieder rauhbeinige (mit h!), direkte Art kommt in Aulins eigener Orchestration sicherlich zu höheren Ehren. Vor dem Lautsprecher wird man indes bei diesem neckischen Sprudelbad kaum sitzen bleiben, obgleich die spielfreudige Munterkeit des (beim WDR für die Unterhaltung zuständigen) Köölner Rundfunkorchesters unter Niklas Willén keinen äußeren Grund zu zerstreutem Umherschweifen bietet.
Deutlicher noch ist die Beiläufigkeit der Kompositionen dort, wo es um Substantielles geht. August Strindbergs rüdes, irgendwie rüpelhaftes Stück Mäster Olof, worin die Lutherisierung Schwedens mit vielem Fanatismus dargetan wird – dieses eigenartig rabiate Schauspiel dürfte 1908 bei der Stockholmer Inszenierung, zu der Aulin im direkten Zusammenwirken mit dem Dichter die Begleitung lieferte, durchaus von der etwas heiseren Innigkeit der Klänge profitiert haben. Als separate Orchestersuite vermag die Musik jedoch nicht über ihre ursprüngliche Funktion hinaus zu treten, und so dürften wir von ihr keine Wunderdinge erwarten, die schließlich auch nicht zu Strindbergs brodelndem Naturell gepaßt hätten: Er hatte in Aulin einen Komponisten für seine Belange gefunden, den er ob seiner Fügsamkeit schätzte und nicht, weil der seinem eigenen Konzept was Gleichrangiges zur Seite hätte stellen können. So sind denn auch die fünf Sätze der Olof-Suite, in denen je nach Bedarf „Ein feste Burg" und „Dies Irae" umhergeistern, Mittel, nicht Endzweck – schön ausgestaltet vom Kölner Orchester und herzhaft musiziert bis hin zur heimlichen Mutter des „Letkiss", dem Fest am Norreport.
Rasmus van Rijn [24.05.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Tor Aulin | ||
1 | Four Swedish Dances op. 32 | 00:21:46 |
5 | Three Dances from Gotland op. 28 | 00:13:45 |
8 | Master Olof op. 22 | 00:30:28 |
Interpreten der Einspielung
- WDR Rundfunkorchester Köln (Orchester)
- Niklas Willén (Dirigent)