Café Vienna 19th Century Café Music
OUR Recordings 6.220601
1 CD • 62min • 2009
22.07.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In angenehmem Cafe-latte-braun präsentiert sich die neueste CD des Duos Petri/Hannibal, ganz passend zum Inhalt: Wiener Musik für (Block)flöte und Gitarre um 1800. Um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert war zwar die hochbarocke Blockflöte längst nicht mehr in Verwendung, aber es gab (insbesondere in Wien) den Csakan, eine Spazierstock-Blockflöte, die sich zu dieser Zeit einer gewissen Beliebtheit und Verbreitung erfreute. Einige virtuose Spieler komponierten auch selbst dafür, der bedeutendste von ihnen mag Johann Ernst Krähmer (1795?1837) gewesen sein, aus dessen Feder wir eine ganze Reihe durchaus niveauvoller Kammermusikstücke besitzen.
Von den eingespielten Stücken stammen jedoch nur drei (Krähmer, Mayseder, Scheindienst) aus dem eigentlichen Csakan-Repertoire; Küffner, Giuliani und Carulli wurden ursprünglich für die damals sehr beliebte Besetzung Flöte bzw. Violine und Gitarre komponiert. Beethovens zwei Sonatinen letztlich sind im Original für Mandoline (sic!) und Klavier gesetzt. Allen Werken ist ein gewisser „unterhaltsamerì Ton gemein. Mehr als Giulianis umfangreiches Gran Duetto concertante überzeugen mich die kleineren Formen, etwa Carullis originelle Fantasie oder Küffners Potpourri (mit dem damals ebenso wie heute wirksamen Wiedererkennungseffekt populärer Weisen). Überraschend gut wirken auch die beiden Beethoven-Sonatinen in der Transkription. Krähmers charmantes Opus 32 ist ein veritables Virtuosenstück, das seine Wirkung nicht verfehlt, ebenso wie Carl Scheindiensts, die CD beschließenden Variationen über Gestern Abend war der Vetter Michel da (ein langjähriges Highlight der Konzertprogramme des Duos).
Michala Petri verwendet vorwiegend neu entwickelte moderne Blockflöten, die einerseits einen größeren Tonumfang und eine größere Dynamik besitzen, sich im Klangcharakter aber erstaunlich dem Csakan nähern. Ihr Spiel ist brillant wie eh und je; in langsameren Episoden hätte ich mir allerdings manchmal ein flexibleres Vibrato und eine breitere klanglich-dynamische Palette gewünscht. Lars Hannibal begleitet auf hohem Niveau, je nach musikalischer Situation und Rollenverteilung stets das richtige Maß an Präsenz findend.
Man darf von den Werken dieser CD sicher keinen musikalischen Tiefgang erwarten, eines aber ganz sicher: gute Unterhaltung.
Heinz Braun † [22.07.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Mauro Giuliani | ||
1 | Gran duetto concertante A-Dur op. 52 für Violine und Gitarre | 00:17:13 |
Ferdinando Carulli | ||
4 | Fantaisie sur un Air National Anglais op. 102 | 00:07:12 |
Joseph Küffner | ||
5 | Potpourri sur des Airs Nationaux Françaix op. 226 | 00:08:34 |
Ludwig van Beethoven | ||
6 | Sonatine c-Moll WoO 43a | 00:04:27 |
7 | Sonatine C-Dur WoO 44a | 00:02:54 |
Ernest Krähmer | ||
8 | Introduktion, Thema und Variationen op. 32 | 00:06:33 |
Joseph Mayseder | ||
9 | Potpourri über Themen von Beethoven und Rossini | 00:09:02 |
Carl Scheindienst | ||
10 | Variationen über ein österreichisches Volkslied (Gestern Abend war Vetter Michel da) | 00:06:09 |
Interpreten der Einspielung
- Michala Petri (Blockflöte)
- Lars Hannibal (Gitarre)