Glossa GCD 921620
2 CD • 2h 20min • 2009
05.05.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Hier hört man nur monotonen Lärm und Geschrei... es fehlen also Abschnitte mit großer Expressivität und das Zusammenwirken aller Theatereffekte“ – das vernichtende Urteil des Kritikers Le Harpe über André-Modeste Grétrys Andromaque (1780) wird verständlich, wenn man die ungewöhnlichen, ja kühnen Züge des Werkes aus heutiger Sicht wahrnimmt. In der Tat liefert Grétrys „Tragédie lyrique“ keine gefälligen Ballett-Szenen, auch keine anheimelnd-heiteren Momente, sondern eine Folge von hochdramatisch gespannten Situationen: es gibt hier keinen einzigen glücklichen Menschen (ihre kurzen seligen Momente sind eindeutig Illusionen, ja Wahnvorstellungen), alle Figuren sind hoffnungslos in ihren enttäuschten Liebesgefühlen verfangen, und dementsprechend äußern sie sich nicht etwa in ausgedehnten Arien, sondern in einer dramatischen Kette von kurzen, mal rezitativischen, mal ariosen Abschnitten.
Hervé Niquet und seine Mitwirkenden geben sich alle Mühe, den dramatischen Schwung von Grétrys Andromque durch differenzierte Dynamik, exzellente Artikulation und affektvolle Phrasierung zu veranschaulichen. Dies gelingt dem Ensemble auf vorzügliche Weise: bei so einer Interpretation staunt man immer wieder darüber, was für eine wahrhaft „moderne“ Ausdruckspalette so eine mehr als 200 Jahre Oper zu vermitteln vermag.
Dr. Éva Pintér [05.05.2010]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
André-Modeste Grétry | ||
1 | Andromaque (Tragédy Lyrique) |
Interpreten der Einspielung
- Karine Deshayes (Andromaque - Sopran)
- Maria Riccarda Wesseling (Hermione - Mezzosopran)
- Sébastien Guèze (Pyrrhus - Tenor)
- Tassis Christoyannis (Oreste - Bariton)
- Le Concert Spirituel (Orchester)
- Hervé Niquet (Dirigent)