The Sound of Sibelius
BIS 1645
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2006, 2007
18.02.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Was auf den ersten Blick vielleicht ein wenig marktschreierisch wirken könnte, erweist sich schon nach den ersten Takten als das treffende Motto eines Programms, das dem eigenen Anspruch rundum gerecht wird: „So klingt Sibelius“, wenn das Symphonieorchester von Lahti unter Osmo Vänskä sich wieder einmal auf jenes musikalische und aufnahmetechnische Niveau emporhebt, über das ich schon so oft in entsprechenden Tönen berichten durfte. Daß einige der Programmpunkte bereits in der kolossalen Sibelius-Gesamtausgabe enthalten sind und für die vorliegende SACD lediglich neu gemischt wurden, fällt dabei nicht ins Gewicht: Schließlich kann man Köstlichkeiten wie die Karelia-Suite, die Szene mit Kranichen aus Kuolema oder das beglückende Aquarell des Frühlingsliedes op. 16 gar nicht oft genug hören.
Ein besonderer Nachholbedarf herrscht im Falle der frühen, phänomenal modernen Tondichtung Die Waldnymphe op. 16, die nach ihren frühen Aufführungen rund einhundert Jahre unbeachtet blieb, bis Osmo Vänskä sie sich vor etwa anderthalb Jahrzehnten auf die Fahnen schrieb. Ausgehend von einem Gedicht des Schweden Viktor Rydberg, wirkt auch die Musik wie eine Mahnung, den eigenen Zielen eisern die Treue zu halten – denn der Held Björn, der sich hier von den Zwergen und Elfen des Waldes verleiten und dann von der „Waldnymphe” verführen läßt, muß teuer bezahlen für den Fehltritt: Nie mehr wird er der Einsamkeit und den schwermütigen Seufzern der Bäume entkommen können. Und Sibelius macht aus der poetischen Vorlage eines jener atemberaubenden Erlebnisse, die ganz so klingen, wie er sich das in jungen Jahren erträumte – als eine Mischung aus „Skulptur” und „Musik”, die nur dann ihre Wahrhaftigkeit entfaltet, wenn sie aus innerstem Engagement heraus tönt. So entsteht fürwahr „The Sound of Sibelius”: vom federnden Karelia-Intermezzo über den wieder einmal unwiderstehlichen Schwan von Tuonela und den jubelnden Lemminkäinen bis zur Feier der Finlandia klingt Sibelius hier so, wie er klingen muß – hinunter in die Tiefen bis zum „Ursprung des Feuers” und von dort hinauf in jene Höhen, wo der ganze alltägliche Krimskrams, das Allerweltsgeschwätz und die falschen Wichtigkeiten unserer geistigen Trolle sich in Nichts auflösen.
Rasmus van Rijn [18.02.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Karelia-Suite op. 11 für Orchester | 00:13:46 |
4 | The Wood Nymph op. 15 (Ballade für Orchester) | 00:21:37 |
5 | The Swan of Tuonela op. 22 No. 2 | 00:09:10 |
6 | Lemminkäinen's Return op. 22 No. 4 | 00:06:24 |
7 | Frühlingsgesang op. 16 – Moderato e molto sostenuto | 00:07:34 |
8 | Valse triste op. 44 Nr. 3 | 00:04:22 |
9 | Scene with Cranes op. 44 No. 2 | 00:04:55 |
10 | Finlandia op. 26 Nr. 7 (Tondichtung für Orchester) | 00:07:57 |
Interpreten der Einspielung
- Lahti Symphony Orchestra (Orchester)
- Osmo Vänskä (Dirigent)