Juan de Ledesma Sonatas para violín y bajo

Ramée RAM 0901
1 CD • 69min • 2006
10.07.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In der Musik Spaniens gibt es noch so manches zu entdecken. Der aus Segovia gebürtige Juan de Ledesma lebte um die Mitte des 18.Jahrhunderts, zu einer Zeit, da Italiener wie der Kastrat Farinelli, Luigi Boccherini oder Domenico Scarlatti in Madrid den Ton angaben. Dass Ledesma als einer der wenigen Spanier in Farinellis berühmtes Opernorchester aufgenommen wurde, spricht für seine außerordentlichen Fähigkeiten als Geiger, die er sich in jungen Jahren als Schüler der elitären Knabenchorschule der Königlichen Kapelle erwarb. 1749 wurde er Stimmführer der Bratschen der Hofkapelle und gehörte als einziger Spanier der kleinen Gruppe von Kammermusikern an, die die königliche Familie auf ihren Reisen begleitete.
Die vorliegenden fünf Sonaten für Violine und Bass sind in einem um 1760 entstandenen handschriftlichen Sammelband überliefert, der außerdem Sonaten sieben anderer Komponisten enthält und erst 1986 wiederentdeckt wurde. Die Bass-Stimme weist, wie bei spanischen Sonaten dieser Zeit üblich, keine Bezifferung auf, was zu der Annahme führt, dass die Sonaten nur von Violine und Cello ohne ein Harmonieinstrument wie das Cembalo gespielt werden können – aber nicht müssen. Für die vorliegende Aufnahme entschied man sich, eine Gitarre als Generalbass-Instrument einzubeziehen, um einerseits das Gleichgewicht der Stimmen nicht zu beeinträchtigen und andererseits dem Ganzen mehr spanisches Flair zu verleihen. Das oft betont perkussive Spiel des Gitarristen Bernard Zonderman unterstreicht diese Absicht, und auch der Geiger Blai Justo trägt mit rhythmisch pointiertem, kleingliedrigem Spiel sein Teil dazu bei. Letzterer ist nicht immer frei von typischen Unarten der „Historisch informierten Aufführungspraxis“, brilliert aber mit üppigen Verzierungen und effektvollen Stricharten, während sich die Cellistin Elisa Joglar meist diskret, aber äußerst tonschön im Hintergrund hält (auch das leicht diffuse Klangbild benachteiligt das Cello ein wenig). Ledesmas Sonaten, insgesamt dem galanten Stil zuzuordnen, kommen offensichtlich aus der italienischen Tradition, weisen aber doch auch rhythmische und melodische Wendungen auf, die man als Hispanismen identifizieren kann. In dieser kurzweiligen Wiedergabe sind sie für Freunde historisierender Aufführungspraxis eine hübsche Repertoirebereicherung. Begleittext und Präsentation sind – wie immer bei Ramée – sehr sorgfältig und ansprechend.
Sixtus König † † [10.07.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Juan de Ledesma | ||
1 | Sonata a Violino solo e Basso a-Moll | 00:11:12 |
4 | Sonata a solo per il Violino e Basso Es-Dur | 00:12:59 |
7 | Sonata a Solo con Basso F-Dur | 00:16:16 |
10 | Sonata a Solo per il Violino e Basso A-Dur | 00:16:08 |
13 | Sonata a Violino Solo e Basso D-Dur | 00:11:45 |
Interpreten der Einspielung
- Blai Justo (Violine)
- Elisa Joglar (Violoncello)
- Bernard Zonderman (Gitarre)