cpo 777 122-2
1 CD • 77min • 2003
06.02.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Heinrich von Herzogenberg, enger Freund von Johannes Brahms und Mitbegründer des Leipziger Bachvereins, ist heute weitgehend vergessen. Im Konzertsaal begegnet man seiner Musik kaum, auf Tonträgern ist er bisher ausschließlich mit Kammermusik und Vokalwerken vertreten. CPO hat nun erstmals seine beiden Sinfonien eingespielt – eine mehr als lohnende Ausgrabung, die das Umfeld von Brahms beleuchtet. Sie stellt zwei kraftvolle Werke der ausgehenden Romantik zur Diskussion und fordert zur Überprüfung der überwiegend negativen Kritikermeinungen auf, die die Sinfonien bei ihrer Uraufführung ernteten und die seither in der Literatur bereitwillig kolportiert wurden.
Mit Sicherheit ist Herzogenberg kein trockener, akademischer Komponist gewesen, wie ihm so oft vorgeworfen wurde. Seine Musik spricht mit warmer, lebhafter Empfindung und überrascht immer wieder mit originellen Einfällen wie der Einleitung zum ersten Satz und dem Übergang zum Finale der ersten oder der naturhaften Eröffnung der zweiten Sinfonie. Noch mehr als ihr Schwesterwerk verzichtet letztere auf alles Avantgardistische, äußerlich Spektakuläre und setzt an dessen Stelle die meisterhafte Beherrschung traditioneller Stilmittel – ein Umstand, der ihrer Rezeption sicher nicht förderlich war, aber aus heutiger Sicht keinerlei Wertminderung darstellt.
Ob eine der Sinfonien das Zeug zum Repertoirestück hat, wird sich erweisen. Vielleicht bedarf es dazu einer ökonomischeren Herangehensweise als dies in der vorliegenden Einspielung der Fall ist, wo Frank Beermann das Blech von Anfang an „in die Vollen“ gehen und die Pauke ungehindert lärmen lässt. In der mangelnden Differenzierung im forte-Bereich (die zum Teil auch der Aufnahmetechnik und der etwas topfigen Akustik anzulasten ist) liegt das Hauptmanko der Aufnahme, die in den verhalteneren, kammermusikartigen Passagen durchaus schöne Momente aufweist. Wie immer bei cpo verdient der sehr ausführliche und informative Booklettext, der gerade bei solchen Produktionen von großer Wichtigkeit ist, einen dicken Pluspunkt!
Sixtus König † † [06.02.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Heinrich von Herzogenberg | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 50 | |
2 | Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 70 |
Interpreten der Einspielung
- NDR Radiophilharmonie (Orchester)
- Frank Beermann (Dirigent)