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Besprechung CD

Zig Zag Territoires ZZT 060901

1 CD • 72min • 2005

07.12.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

„Muß das denn nun auch noch sein?” fuhr’s mir durch den Kopf, als ich die vorliegende CD auspackte. Allzu viele unsinnige Debatten um non vibrato, Katzendarm und Naturpauke, zu viel theoretischer Lärm um pseudo-authentisches Nichts mußte ich im Laufe der letzten Jahre über mich ergehen lassen – und jetzt soll ich endlich davon überzeugt werden, daß auch Maurice Ravel durch die Mühlen der historischen Aufführungspraktiker gedreht werden muß?

Nun, es hat genau die 16 Minuten und 53 gedauert, die Jos van Immerseel und seine Anima Eterna für den Bolero brauchen, dann wußte ich, „daß ja!” Das aber nicht in erster Linie, weil der angestrebte O-Ton einen losgelösten Wert an sich darstellte (diesem Irrtum sind bekanntlich einige internationale Größen aufgesessen), sondern weil hier alles zusammenkommt: ein provozierend entspanntes Musizieren und eine in jeder Hinsicht unangestrengte Entfaltung des genialen Entwicklungsprozesses paart sich mit derart aufregenden Klangkombinationen und einer solch fabelhaften Akustik, daß ich schon dieses einen Werkes wegen dringend empfehlen möchte, die CD anzuschaffen, bevor die Drogenbeauftragten der Bundesregierung darauf aufmerksam werden – sie macht süchtig!

Und bislang sprach ich nur vom Bolero! Die Pavane – kammermusikalisch transparent, pastellfarbig, wie ich sie noch nie gehört habe, ist geradezu zum Heulen schön, die Rapsodie espagnole subtil-verführerisch in all ihren kostbaren Nuancen, die einem ganz direkt unters Chemisett fahren. Und La Valse: ein Fest in Plüsch und Samt und Seide, tatsächlich in klingendes Kerzenlicht getaucht – mit orchestralen Steigerungen, die ebenso fein wie überwältigend ausgearbeitet sind...

Einzig mit dem Klavierkonzert wollte ich mich anfangs noch nicht recht anfreunden. Der Sprung vom gewohnten Flügel zum etwas „hammerklavierigen” Ton des 1905 gebauten Érard – dieser Schritt schien mir zunächst noch ein wenig drastisch. Doch auch hier war es nur ein kleiner Weg „nach Damaskus”. Am Ende des ersten Hördurchgangs hatte ich mich eingewöhnt, und bei den anschließenden Wiederholungen – es müssen inzwischen drei oder vier gewesen sein – wandelte sich Gewöhnung erneut in pures Vernügen, zumal sich der abgespeckte Klang des Instruments als immer vorteilhafter für die „linkshändige” Anlage des Soloparts erwies. Hier kommt keiner auf den Gedanken, die Solistin und Besitzerin des vorzüglich bedienten Geräts könne gemogelt haben: Klavier und Orchester fügen sich ideal zusammen, die linke Hand zieht ihre klaren Bahnen durch eine Flut oft staunenswerter Facetten, und am Schluß ist die Versuchung groß, das Ganze gleich nochmal laufen zu lassen. Man darf, nein: man sollte dieser Versuchung nachgeben – trotz des Suchtfaktors sind schädliche Nebenwirkungen allenfalls bei der Konkurrenz zu erwarten.

Rasmus van Rijn [07.12.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Maurice Ravel
1Boléro (Ballet pour orchestre)
2Pavane pour une infante défunte
3Klavierkonzert Nr. 2 D-Dur (Für die linke Hand)
4Rhapsodie espagnole
5La Valse für 2 Klaviere (Poème choréographique)

Interpreten der Einspielung

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