Opera Rara ORC25
3 CD • 2h 51min • 2002
19.11.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Beim flüchtigen Hören könnte man diese 1820 für die Mailänder Scala komponierte zweiaktige Semiseria für ein Werk Rossinis halten, so sehr hat sich Giacomo Meyerbeer dem damals herrschenden, vom Meister aus Pesaro dominierten Opernstil angenähert. Doch eine genauere Analyse des formalen Aufbaus deutet schon auf die französische Grand Opéra hin, als deren Vollender sich Meyerbeer begreifen durfte. Tatsächlich hat er sechs Jahre später auch eine dreiaktige französische Version der Margherita für Paris geschaffen. Die Originalität des Werkes liegt nicht im ausladenden Melos der Arien und im Schwung der Cabaletten, sondern im Aufbau großer Tableaus und vor allem in der Orchestrierung, die viele Klangfarben enthält, die es bei Rossini noch nicht gibt. Neu ist auch die Einführung einer komischen Figur in die ernste Handlung, die musikalisch den Lustspielton der Opéra comique aufnimmt und damit einen reizvollen Kontrapunkt zum Pathos der Seria schafft.
Die Ersteinspielung der Oper durch Opera Rara liegt in bewährten Händen und ist durch und durch solide. Was man jedoch beim Dirigat David Parrys insgesamt vermißt, ist der Funke der Begeisterung. So wird das Werk zwar in seiner musikalischen Substanz deutlich gemacht, ohne aber mitzureißend zu sein. Letzteres gilt auch für die Primadonna Annik Massis, die über eine stupende Technik, aber nur wenig Charisma verfügt. Die mit schönem Material ausgestattete Mezzosopranistin Daniela Barcellona (Isaura) löst auch bei dieser Gelegenheit nicht das Versprechen ihrer Anfänge ein, die gesangliche Leistung ist unausgeglichen. Der Tenor Bruce Ford (Lavarenne) agiert versiert wie immer, einige müde Höhen mögen der Tagesverfassung anzulasten sein. Der Bassist Alastair Miles in der von Prosper Levasseur kreierten Rolle des Carlo Belmonte ist in musikalischer Hinsicht auch diesmal ein sicherer Posten, ohne dramatisches Profil zu gewinnen, während der Bariton Fabio Previati eine ganze Menge aus der komischen Figur des Arztes Michele Gamautte zu machen versteht.
Ekkehard Pluta [19.11.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giaccomo Meyerbeer | ||
1 | Margherita d'Anjou (Melodramma semiseria in 2 Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Annick Massis (Margherita d'Anjou)
- Bruce Ford (The Duke of Lavarenne)
- Daniela Barcellona (Isaura)
- Alastair Miles (Carlo Belmonte)
- Carlo Previati (Michele Gamautte)
- Pauls Putnins (Riccardo)
- Colin Lee (Bellapunta)
- Roland Wood (Orner)
- London Philharmonic Orchestra (Orchester)
- David Parry (Dirigent)