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Besprechung CD

BIS 1333/1334

2 CD • 2h 27min • 2001, 2002

05.05.2003

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ob aus der seit einigen Jahren laufenden CD-Serie der schwedischen Firma BIS mit Werken des Griechen Nikos Skalkottas (1904-1949) jemals so etwas wie eine „Gesamtausgabe“ wird, ist wegen des erstaunlichen Umfangs seines Œuvres und der verschiedenen Fassungen gerade der Griechischen Tänze nicht nur unwahrscheinlich, sondern letztlich auch unerheblich: wichtig ist allein die Tatsache, daß überhaupt ein Überblick über das Schaffen dieses bedeutenden und originellen Schönberg-Schülers geboten wird. Die jüngsten Forschungen zu Schönbergs Berliner Schülerkreis haben auch Skalkottas wieder ins Bewußtsein gerückt, und die vorliegende Edition kann exemplarischen Wert beanspruchen. Nicht nur präsentiert sie die Folge der 36 Griechischen Tänze (die in mehreren Versionen für Orchester, Streichorchester, Klavier, Streichquartett u.a. existieren) erstmals komplett, dazu noch ergänzt durch einige Alternativ-Bearbeitungen aus dem letzten Lebensjahr des Komponisten, sondern mit Die Heimkehr des Odysseus auch das wohl bedeutendste orchestrale Werk von Skalkottas.

Erstaunlich ist, daß Skalkottas für die Tänze teilweise originales folkloristisches Material verwendete, wenn auch in elaborierter, niemals wörtlicher Form, teilweise aber auch eigenes, lediglich im melodischen oder rhythmischen Stile der Volksmusik gehaltenes Material. Noch erstaunlicher aber – und in seiner ästhetischen Haltung fast schon „postmodern“ – ist die Tatsache, daß Skalkottas diese Tänze in erweitert tonalem Stil, parallel aber seine großen Orchesterwerke wie die Odysseus-Ouvertüre in streng zwölftöniger Struktur verfaßte, eine Art Dodekaphonie jedoch, die er flexibel handhabte, indem er mehrere Reihen gleichzeitig verwendete.

Eine „Ouvertüre“ von fast halbstündiger Dauer ist für das Musiktheater ein Unding, und obwohl Skalkottas die Idee einer Odysseus-Oper verfolgte, geriet ihm die Ouvertüre eher wohl zu einer Art sinfonischer Dichtung, einem Werk von großem Farben- und Spannungsreichtum. Hier bieten Orchester und Dirigent auch ihr Bestes: eine lebensvolle, dramatisch atmende Wiedergabe von grandioser Eindringlichkeit. Das kann man von der Folge der Griechischen Tänze nicht so ohne weiteres behaupten. Man hört viele reizvolle, einnehmend ausformulierte Stücke, aber auch manch Routiniertes, eher nur Abgespieltes, und Nikos Christodoulou gelingt es nicht immer, das Orchester aus der für Rundfunkformationen nicht untypischen, gleichgültigen Haltung „Wir können sowieso alles“ herauszureißen. So erklingen zuweilen die Instrumentengruppen unbalanciert (Kleftikos, Serie III, Nr. 3) oder der rhythmische Impuls verschleppt (schnelle Tänze der Serie I). Solche „Durchhänger“ passieren gerade bei Serienproduktionen allerdings auch größeren Geistern der Dirigentenzunft.

Das Booklet bietet einen dankenswert ausführlichen Kommentar in mehreren Sprachen, die Einführungen zu den einzelnen Nummern der Tänze aber nur englisch. Trotz der Vorbehalte eine empfehlenswerte Edition.

Dr. Hartmut Lück † [05.05.2003]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Nikos Skalkottas
136 Griechische Tänze für Orchester
2Die Rückkehr des Odysseus (Orchester-Ouvertüre)

Interpreten der Einspielung

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