Der österreichische „Componist“ Gottfried von Einem wurde am 24. Januar 1918 in Bern als Sohn des österreichischen Militärattachés und späteren Generals William von Einem geboren. Sein leiblicher Vater war der ungarisch Graf Laszlo Hunyady, der in den 1920er Jahren bei der Jagd ums Leben kam. Seine Eltern bewegten sich in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen und waren viel unterwegs. Er sah seine Eltern nur etwa sechs Wochen im Jahr und wurde von Bediensteten erzogen. 1921 zog die Familie nach Malente-Gremsmühlen in Schleswig-Holstein. Mit sechs Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht und wollte seit seinem siebten Lebensjahr „Componist“ werden. Von 1928 an besuchte er die Staatliche Bildungsanstalt in Plön. 1937 kam er nach Berlin, ging jedoch nicht wie geplant an die Hochschule für Musik, sondern wurde 1938 Korrepetitor an der Staatsoper Berlin. Ab 1941 hatte er Kompositionsunterricht bei Boris Blacher, der später ständiger Berater und sein Librettist wurde. Aus dieser Zeit stammt sein Opus 1, Prinzessin Turandot auf Anregung seines Freundes Werner Egk. Der internationale Durchbruch als Komponist gelang ihm mit der Oper Dantons Tod nach Georg Büchner, die 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. Ab 1953 lebte von Einem in Wien. Er war von 1948 bis 1951 und 1954 bis 1964 Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele und schließlich von 1963 bis 1972 Professor für Komposition an der Wiener Musikhochschule, danach verbrachte er die meiste Zeit in der ländlichen Umgebung des Waldviertels in Niederösterreich. Von Einems Musiksprache ist gemäßigt modern und weitgehend tonal. Der Dodekaphonie der Schönberg-Schule stand er kritisch gegenüber. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt im Bereich der Oper und des Balletts, sein Werkverzeichnis umfasst aber auch symphonische Werke, Konzerte, Kammermusik und Lieder. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Opern Der Prozess (nach Franz Kafka, 1953) und Der Besuch der alten Dame (nach Friedrich Dürrenmatt, 1971). Viele seiner späteren Werke basieren auf Texten seiner zweiten Frau, der Schriftstellerin Lotte Ingrisch, darunter auch die Mysterienoper Jesu Hochzeit, deren Uraufführung 1980 einen Theaterskandal auslöste. Gottfried von Einem starb vor 20 Jahren am 12. Juli 1996 in Oberdürnbach in Niederösterreich.
Tabellarische Biographie
24.1.1918 | Der österreichische Komponist wurde in Bern (Schweiz) geboren, wo sein Vater zu der Zeit Militärattaché an der Österreichischen Botschaft war. |
1928-1937 | Kindheit und Jugend verbrachte Gottfried von Einem in Schleswig-Holstein, wo er die Gymnasien von Plön und Ratzeburg besuchte. |
1938 | Repetitor an der Staatsoper Berlin. Im Sommer Assistent bei den Bayreuther Festspielen. |
1941-1943 | Kompositionsstudium bei Boris Blacher. |
1944 | UA des Balletts Prinzessin Turandot unter der Leitung von Karl Elmendorff in Dresden. Im April leitet Herbert von Karajan die UA des Concerto für Orchester op. 4. |
1945 | Fortsetzung des Studiums bei Johann Nepomuk David in Salzburg. |
1946 | Berater des Direktoriums der Salzburger Festspiele. |
1947 | UA der Oper Dantons Tod (nach Georg Büchner) bei den Salzburger Festspielen. |
1948-1951 | Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele. Sein Einsatz für den aus den USA zurückgekehrten Bert Brecht, den er für die Österreichische Staatsbürgerschaft vorschlug, führt zu seinem Skandal. Einem wird als Kommunist bezeichnet und 1951 aus der Direktion der Salzburger Festspiele entlassen. Seine nächste Oper Der Prozess nach Franz Kafka wird allerdings noch in Salzburg uraufgeführt, ist jeoch kein Erfolg. |
1953 | UA Der Prozess (nach Franz Kafka) am 17.8. bei den Salzburger Festspielen. |
1963-1972 | Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in Wien. 1971 UA der Oper Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt. |
1976 | In Zusammenarbeit mit seiner Frau Lotte Ingrisch entstand für Wien Kabale und Liebe (nach Schiller). |
1980 | UA des Mysterienspiels Jesu Hochzeit zu dem ebenfalls Lotte Ingisch das Libretto schrieb. |
1990 | Das letzte Bühnenwerk Einems ist die Oper Tulifant, die im Wiener Ronacher-Theater ihre UA erlebte. |
12.7.1996 | Tod des Komponisten in Oberdürnbach (Österreich) |