
Ondine ODE 920-2
1 CD • 60min • 1998
01.05.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auf den ersten Blick einnehmend ist der Rettungsversuch der nach wie vor unterschätzten, kaum aufgeführten f-Moll-Sinfonie allein schon deswegen, weil derzeit nur eine einzige Alternative unter Inbal auf CD erhältlich ist. Leider geriet Ashkenazys Interpretation ähnlich pauschal – ungeachtet des besseren Orchesterspiels und auch des vielleicht noch intensiveren musikalischen Engagements. Vor allem mangelt es an Feuer: Bruckner schrieb im ersten Satz immerhin die schnellste Tempobezeichnung seiner ganzen Laufbahn: Allegro molto vivace. Kaum zu glauben, wenn man dieses hier hört. Auch Andante und Scherzo wirken arg beschaulich und gemütlich. Die Steigerungen im zielsicher entwickelten Finale und das intensiv musizierte Quintett-Adagio können dafür ebenso wenig entschädigen wie der tolle Klang der legendären Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Zu sehr spekuliert die Interpretation auf die "Vorahnungen des Spätstils" und ignoriert andererseits die Bezüge zu Mozart, Haydn, Mendelssohn, Weber und Schumann. Ebenso auch der deutsch-finnische Covertext von K. Korhonen, für den nur der Spätstil Bruckners nach 1878 als "reif" (und somit wohl allein hörenswert) gilt. Mit derartigen Rettungsversuchen erweist man Bruckner eher einen Bärendienst.
Dr. Benjamin G. Cohrs [01.05.1999]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Sinfonie f-Moll (1863) |