Johann Daniel Pucklitz
Opera Omnia Vol. 1 • Cantatas and Missas
 
MDG 902 2373-6
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2024
31.10.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Musikproduktion Dabringhaus und Grimm widmet dem bis dato so gut wie unbekannten Danziger Kirchenmusiker Johann Daniel Pucklitz (1705-1774) eine Gesamt-Edition seiner 62 erhaltenen Werke. Nachdem in früheren Jahren bereits sein Concerto Kehre wieder und sein Oratorio Secondo veröffentlicht wurden, setzt nun unter dem Gesamttitel „Opera Omnia“ eine systematische Einspielung seiner Kantaten und Messen ein. Initiator und Kopf des Unternehmens ist der 1974 in Danzig geborene Organist, Dirigent und Komponist Andrzej Szadejko, der mit dem von ihm 2008 gegründeten Goldberg Baroque Ensemble und dem in dieses integrierten Goldberg Vocal Ensemble konzertiert.
Eine unspektakuläre Künstlerlaufbahn
Pucklitz, über dessen frühe Jahre wenig bekannt ist, war seit 1731 in der Danziger Marienkirche als Musiker beschäftigt, hatte aber keine Chefposition. Deshalb rätselt die Wissenschaft darüber, wie es zu einer so großen Zahl an sakralen Kompositionen kam, die eigentlich das Privileg des ihm vorgesetzten Kapellmeisters Freislich waren. Später wurde er zusätzlich Musiker des Stadtrats, veranstaltete dann öffentliche Konzerte in verschiedenen Häusern der Stadt und beendete seine Laufbahn von 1759 bis zu seinem Lebensende als Kellermeister am Artushof. Seinen musikalischen Nachlass vermachte er testamentarisch der St. Johannes-Kirche, von wo er 1905 in die Sammlungen der Danziger Stadtbibliothek überführt wurde. Erst durch die Entdeckung durch Szadejko konnten die Manuskripte vom Archivstaub befreit und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.
Entdeckung eines originellen Musikers
Die Veröffentlichung des Oratorio Secondo durch MDG wurde vor ein paar Jahren als eine kleine Sensation wahrgenommen und mit einer Opus Klassik-Auszeichnung bedacht. Auch diese erste Folge der Messen und Kantaten zeigt einen Komponisten von herausragender Originalität, der sich nirgends mit überkommenen Formeln zufriedengibt, sondern auf erzählerische Eloquenz und ausgefallene Klangfarben setzt. Letzteres durch den Einsatz charakteristischer, aber selten eingesetzter Instrumente wie Violetta, Bombarde, Glasharfe. Auch in melodischer, harmonischer und rhythmischer Hinsicht wartet Pucklitz mit Überraschungen auf, zielt auf Verfremdungen und Kontraste. Dabei werden Instrumentalisten wie Gesangssolisten mitunter hohe technische Fähigkeiten abgefordert. In der Tenorarie der Kantate Erwecke dich, Herr folgen auf das Adagio „Schlafen Jesu Augen gleich“ als unmittelbarer Kontrast freudige Koloraturgirlanden auf den Text „Nur getrost, sein Herze wachet“.
Musikalische Charakterisierung
Oft illustriert und „inszeniert“ Pucklitz die vertonten Texte. Das marschartige fröhliche Festlied, das die Kantate Du hast den guten Wein bisher behalten einleitet, beschwört mit knappen Mitteln die Atmosphäre der Hochzeit zu Kana herauf. In Herr! Hast Du nicht guten Samen auf Deinen Acker gesäet? wird das störende „Unkraut“ durch ungelöste Harmonien und Akkord-Verschiebungen musikalisch charakterisiert. In der lebensfrohen Missa in C kommen im „Gloria in excelsis“ neben Streichquintett, Oboe und Continuo-Gruppe auch zwei Trompeten und Pauken zum Einsatz.
Vorbildliche Homogenität
Die Wiedergabe durch Andrzej Szadejko und seine Musiker, die sich nach dem Danziger Komponisten und Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg benennen, ist von exemplarischer Einfachheit und Klarheit. So wird ein schlankes Klangbild erreicht. Die Homogenität von Chorsängern und Instrumentalisten ist vorbildlich. Die vier Gesangssolisten fügen sich ins Ganze ein, ihre Stimmen erheben sich organisch aus dem Kollektiv des Chors. Dem Tenor Georg Poplutz werden dabei gelegentlich auch virtuose Qualitäten abverlangt. Der himmelsklare Sopran von Gudrun Sidonie Otto vermittelt trotz der depressiven Grundstimmung in der Arie Verzweifelt böse so etwas wie frohe Zuversicht.
Ekkehard Pluta [31.10.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
| Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss | 
|---|---|---|
| CD/SACD 1 | ||
| Johann Daniel Pucklitz | ||
| 1 | Missa in D PL-GD Ms. Joh. 226 | 00:12:31 | 
| 8 | Der Herr ist in seinem heiligen Tempel PL_GD Ms. Joh. 227 (Kantate zum 1. Sonntag nach Erscheinung des Herrn) | 00:08:20 | 
| 12 | Du hast den guten Wein bisher behalten PL_GD Ms. Joh. 228 (Kantate zum 2. Sonntag nach Erscheinung des Herrn) | 00:08:24 | 
| 17 | Dein Schade ist verzweifelt böse PL-GD Ms. Joh. 229 (Kantate zum 3. Sonntag nach Erscheinung des Herrn) | 00:09:43 | 
| 22 | Erwecke dich, Herr PL-GD Ms. Joh. 230 (Kantate zum 4. Sonntag nach Erscheinung des Herrn) | 00:09:45 | 
| 26 | Herr! Hast du nicht guten Samen PL-GD Ms. Joh. 231 (Kantate zum 5. Sonntag nach Erscheinung des Herrn) | 00:08:06 | 
| 30 | Missa C-Dur PL-GD Ms. Joh. 225 | 00:11:30 | 
Interpreten der Einspielung
- Gudrun Sidonie Otto (Sopran)
- Elvira Bill (Alt)
- Georg Poplutz (Tenor)
- Thilo Dahlmann (Bass)
- Goldberg Vocal Ensemble (Vokalensemble)
- Goldberg Baroque Ensemble (Ensemble)
- Andrzej Mikołaj Szadejko (Dirigent)



 
 
 
