Helene Liebmann
Violin Sonatas • Cello Sonata • Piano Trio
Gernoth Süßmuth • Ramón Jaffé • Monica Gutman

cpo 555 638-2
1 CD • 59min • 2023
14.07.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Helene Liebmann, geb. Riese, (1795-1869) legte einen abenteuerlichen Lebensweg zurück. Geboren als Lea Riess in eine wohlhabende Berliner jüdische Familie zeichnet ihre Biografie den Weg vom gebildeten Berliner Judentum der Zeit des Moses Mendelssohn (1729-1786) bis in eine in den ersten Jahrzehnten breite Übertrittsbewegung zur Evangelischen Kirche in Preußen nach. Als Zehnjährige absolvierte die Künstlerin im Februar 1806 in Berlin ihren ersten Konzertauftritt und errang in den folgenden Jahren hier einen gewissen Ruhm als Pianistin und Komponistin. 1813 konvertierte Lea Riese zum Protestantismus, heiratete im selben Jahr den Kaufmann John Joseph Liebmann, der seiner Frau 1819 in die Evangelische Kirche folgte. Ab 1814 hielt sich das Ehepaar Liebmann einige Zeit in London auf, wo die Künstlerin Unterricht bei Ferdinand Ries nahm, der seinerseits Schüler Beethovens gewesen war. Ab 1819 in Hamburg ansässig änderte das Ehepaar wegen der antisemitischen Stimmung in der Hansestadt seinen Ehenamen in das weniger jüdisch klingende „Liebert“. 1859 brachen die Eheleute von Hamburg in Richtung Sachsen und Österreich nach Italien auf; im Laufe dieser Reise verliert sich ihre Spur.
Umstrittener Todeszeitpunkt
Das bisher meist mit „nach 1859“ angegebene Todesjahr ist umstritten – neuerdings existiert auch die Angabe 1869; zumindest legt ein Hinweis im „Kirchliche Wochenzettel Dresden Nr. 25/1869“ nahe, dass sie am 2. Dezember 1869 in der sächsischen Hauptstadt verstorben ist.
Kammermusikalisches Kaleidoskop
Mit einer Cellosonate, einer Violinsonate und einem Klaviertrio legt die vorliegende CD ein kammermusikalisches Porträt von Helene Liebmann/Liebert vor. Der Geiger Gernot Süßmut, Ramón Jaffé als Cellist und die Pianistin Monica Gutman verstehen einander vorzüglich als Kammerensemble, haben sie doch ein Repertoire zu bewältigen, das einerseits einer breiteren Öffentlichkeit völlig fremd war, und das es ob seiner totalen Unbekanntheit andrerseits in der künstlerischen Darstellung vor einer vorurteilshaften Einordnung in die Sphäre des Unerheblichen zu bewahren galt. Das gelingt den Musikern vortrefflich, und somit widerfährt der Komponistin Helene Liebmann hier späte Gerechtigkeit als fantasievoller Komponistin, die mit ihrer Verankerung in der klassischen musikalischen Szene Ausblicke in die kommende musikalische Sprache der Romantik bietet.
Detmar Huchting [14.07.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Helene Liebmann | ||
1 | Grande Sonate B-Dur op. 11 für Violoncello und Klavier | 00:19:53 |
4 | Sonate B-Dur op. 14 für Violine und Klavier | 00:18:35 |
7 | Grand Trio A-Dur op. 11 für Violine, Violoncello und Klavier | 00:19:58 |
Interpreten der Einspielung
- Gernot Süssmuth (Violine)
- Ramón Jaffé (Violoncello)
- Monica Gutman (Klavier)