Liebestraum
Scarlatti • Liszt • Fauré • Tournier
Nora von Marschall

Prospero Classical PROSP0105
1 CD • 51min • 2023, 2024
18.01.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die 1991 in Düsseldorf geborene Harfenistin Nora von Marschall hat in Düsseldorf, Würzburg und Berlin studiert und ist derzeit Harfenistin am Nationaltheater Mannheim und Dozentin an der Musikhochschule Würzburg. Dies ist ihre erste CD, als Projekt während der Corona-Spielpause ersonnen. Die ausgesuchten Stücke sind lauter Lieblingsstücke, Stücke, zu denen sie eine tiefe persönliche Beziehung hat, schreibt sie im – zweisprachigen – und sehr persönlich gehaltenen und liebevoll gestalteten Booklet.
Harfenspiel und Gesang
Über die Auswahl der Stücke kann man diskutieren: Die meisten sind Arrangements für Harfe, viele von der Solistin selber. Umso schöner sind die Originalstücke, insbesondere die Sonatine op. 30 von Marcel Tournier. Da klingt das Spiel der Harfenistin, als sei sie heimgekehrt aus den Weiten der arrangierten Stücke. Fein gezeichnet sind die kleinen Disharmonien, groß ist der Klangfarbenreichtum und weit ist die Bandbreite der Dynamik. „Ich habe beim Harfenspielen immer nach dem Gesang gesucht, dabei ist die Harfe ja eher ein perkussives Instrument“, sagt Nora von Marschall im Interview (Rondo, 12/2024). Diese Suche ist erfolgreich, ihre Harfe singt immer, jedenfalls mehr als sie perkussiv tätig ist.
Sie singt auch bei den drei Sonaten von Domenico Scarlatti, dessen ursprünglichen Cembaloklang sie anreichert mit einer neuen Klangdimension. Sehr bewegt und sehr beweglich in Dynamik und Agogik ist Nora von Marschall da, kostbar im Klangsinn, empfindsam im Anschlag, technisch mühelos und empfindungsreich (vor allem in der langsamen Sonata K32 in d-Moll (Track 2)). „Die Spieltechnik auf einer Harfe ist nicht vergleichbar mit der auf einem Klavier“, liest man bei Wikipedia zum Thema „Spieltechnik der Harfe“ – nicht vergleichbar heißt hier: auf einer anderen Ebene reichhaltiger.
Gefühl in Saiten gebannt
Den Liszt’schen Gefühlsüberschwang (dem Rezensenten sind’s etwas zu viel Liszt-Stücke) bannt sie perfekt in die Harfensaiten, veredelt ihn in Saitenzauber. Das Stück von Gabriel Fauré (Une châtelaine en sa tour, Track 5) spielt sie, wie es in diesem Gedicht von Paul Verlaine heißt, „avec cela le charme insigne / D’un frais sourire triomphant“, also „mit dem besonderen Zauber eines frischen triumphierenden Lächelns“. Die Gedichte, auf die sich die Stücke beziehen, sind im Booklet zwei- bis dreisprachig abgedruckt und ergänzen so den niveauvollen Charme der gesamten CD.
Rainer W. Janka [18.01.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Sonate h-Moll K 27 | 00:03:52 |
2 | Sonate d-Moll K 32 | 00:02:24 |
3 | Sonate d-Moll K 1 | 00:02:50 |
Franz Liszt | ||
4 | Le Rossignol S 250 (Air Russe) | 00:04:28 |
Gabriel Fauré | ||
5 | Une Châtelaine dans sa tour op. 110 | 00:05:31 |
Franz Liszt | ||
6 | Liebestraum Nr. 1 As-Dur S 541/1 (Hohe Liebe, Notturno) | 00:07:17 |
7 | Liebestraum Nr. 2 E-Dur S 541/2 (Seliger Tod, Notturno) | 00:04:11 |
8 | Liebestraum Nr. 3 S 541/3 (O lieb, so lang du lieben kannst, Notturno) | 00:05:10 |
Marcel Tournier | ||
9 | Sonatine pour harpe op. 30 | 00:14:52 |
Interpreten der Einspielung
- Nora von Marschall (Harfe)