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Besprechung CD

Dancing Queen

Rameau meets ABBA

deutsche harmonia mundi 19802802552

1 CD • 73min • 2024

22.01.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die großen Hits der schwedischen Popgruppe ABBA und die Schöpfungen des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau werden in der Regel eher selten in einem Atemzug genannt. Doch bei genauerer kulturhistorischer Betrachtung kommt man um eine Einsicht nicht herum: Beide Repertoires spiegeln die populäre Musik ihrer jeweiligen Zeit wider, ja sind auf ihre ganz eigenwillige Art „Pop“-Musik gewesen. So wie Rameaus barocke Tanzsuiten die gesellschaftlichen Salons des frühen 18. Jahrhunderts in Schwung brachten, tanzten die Menschen in den 1970er Jahren zu ABBA auf den Discoflächen weltweit, und auch heute noch lebt der Kult weiter. Die Lautten Compagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner, wagte nun den faszinierenden Versuch, diese beiden musikalischen Welten miteinander zwar nicht zu verschmelzen, aber sie zumindest in faszinierend klangvoller Reife einander gegenüberzustellen. Die Lautten Compagney hat bereits einen guten Ruf erworben für ihre genre-sprengenden Experimente, wie etwa die Verbindung von Philip Glass mit Tarquinio Merula oder Henry Purcell mit den Beatles. Das neue, nun vorliegende „Rameau-meets-ABBA“-Projekt will hier anscheinend in seiner Kompromisslosigkeit noch eins draufsetzen, vor allem wenn es um diese höchst kunstvoll gewobenen Klangteppiche geht. Ein besonderer Reiz dieser Produktion liegt in der Art und Weise, wie diese hochmotivierten Musikerinnen und Musiker die ikonischen ABBA-Songs ihrer gewohnten Klangästhetik entkleiden und sie in einem neuen, barocken Licht erstrahlen lassen. In direkter Konfrontation mit der französischen Barockmusik offenbart sich sowohl die zeitlose Qualität der ABBA-Popmusik als auch die erstaunliche Modernität von Rameaus Werk. Ausdrucksstarke instrumentale Stimmen Das Ganze hat auch eine ausdrucksstarke „Stimme“, nämlich dank der brillanten Saxofonistin Asya Fateyeva, die hier auch mal souverän den Gesangslinien von Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad das Wasser reichen kann. Und dann erst diese fließenden Klänge des Cembalos, die wie ein warmer Regen durch die Arrangements perlen, während die Blockflöten, weich timbrierte Barockoboen und zahllose Saiteninstrumente jene verspielte Leichtigkeit beisteuern, die sowohl Rameaus Tanzsuiten als auch ABBAs Hitparaden-Erfolge durchziehen – ja, man kommt so schnell beim Hören aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Hinter allem steht die Kunstfertigkeit von Bo Wiget, denn er zeigt als Arrangeur ein tiefes Verständnis für die Klangfarben und die Wirkung instrumental kombinierter Elemente. So wird der Disco-Hit „Voulez-vous“ – ursprünglich eine glamouröse Partynummer für das Disco-Feeling der späten 1970er Jahr – in eine kammermusikalische Intimität transformiert. Vertraut, aber doch ganz neu, erklingt das kraftvolle „Gimme! Gimme! Gimme!“, das mit dieser markanten aufsteigenden Triole beginnt und auch hier, im Gewand eines Alte-Musik-Ensembles, seinen Wiedererkennungsfaktor nicht verleugnet. Neben bekannten ABBA-Klassikern wie „Dancing Queen“, „Waterloo“ und „Thank You for the Music“ erklingen Rameaus Werke wie „Les Indes Galantes“, „Hippolyte et Aricie“ und andere barocke Perlen, die das Ensemble auf höchstem Niveau zum Leben erweckt. Der hervorragenden spielerischen Flexibilität dieses Barockensembles ist es zu verdanken, dass sowohl die tänzerische Leichtigkeit der Pop-Hits gewahrt bleibt, als auch sich die komplexe Eleganz der barocken Werke in hervorragender Transparenz offenbart. Selbst wenn der Versuch, eine direkte musikalische Verwandtschaft zwischen dem französischen Barockmeister und den schwedischen Popikonen zu beweisen, nicht immer gelingt – oft bleibt es bei einer Art „Call and Response“, einer kunstvollen Collage – tut dies der Faszination dieser Produktion keinen Abbruch.

Stefan Pieper [22.01.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
1Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight) 00:03:09
Jean-Philippe Rameau
2Contredanse en rondeau (aus: Les Boréades) 00:01:37
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
3Voulez-Vous 00:04:40
Jean-Philippe Rameau
4Ouverture (aus: Naïs) 00:04:04
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
5Mamma Mia 00:05:11
Jean-Philippe Rameau
6II. La Cupis (aus: Pièces de clavecin en concerts Nr. 5) 00:04:18
7Deuxième Entrée (aus: Les Indes galantes) 00:01:40
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
8Thank You For The Music 00:04:51
Jean-Philippe Rameau
9Tambourin I - Tambourin II (aus: Les Indes galantes) 00:01:17
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
10Take A Chance On Me 00:03:08
Jean-Philippe Rameau
11Chantons sur la musette (aus: Hippolyte et Aricie) 00:01:51
12Rossignols amoureux (aus: Hippolyte et Aricie) 00:02:23
13Chaconne (aus: Hippolyte et Aricie) 00:03:03
14Les tendres plaintes (aus: Pièces de clavecin avec une méthode sur la mécanique des doigts (Suite)) 00:04:22
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
15Dancing Queen 00:04:22
Jean-Philippe Rameau
16Première et deuxième Gavotte (aus: Hippolyte et Aricie) 00:02:11
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
17Lay All Your Love On Me & Loure Grave 00:04:55
18S.O.S. 00:03:47
Jean-Philippe Rameau
19Entrée de Polymnie (aus: Les Boréades) 00:02:40
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
20Waterloo 00:03:16
Jean-Philippe Rameau
21Les Sauvages (Entrée - aus: Les Indes galantes) 00:03:41
Benny Andersson/Björn Ulvaeus
22Money, Money, Money & Tambourin 00:03:43

Interpreten der Einspielung

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