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Besprechung CD

Paul Büttner

Symphony No. 2 • A Vision • Heroic Overture

cpo 555 482-2

1 CD • 73min • 2022

13.01.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Mit Paul Büttner (1870‒1943) widmet sich der Dirigent Jörg-Peter Weigle einem der vielen heute vergessenen Komponisten, die im zwanzigsten Jahrhundert die Symphonik in klassisch-romantischer Tradition weitergeführt haben. Der Dresdner Büttner stammte aus einfachen Verhältnissen, was sich in seinem jahrzehntelangen Einsatz für die musikalische Bildung der Arbeiterschaft widerspiegelt und den seit 1907 mit Unterbrechungen am Dresdner Konservatorium wirkenden Pädagogen – ab 1924 als künstlerischer Direktor – und bekennenden Sozialdemokraten unter den Nazis 1933 die Stellung kostete. Seine musikalisch völlig unbedenkliche Kunst war fortan unerwünscht. Büttners jüdische Frau Eva saß ab 1922 sogar für die SPD im sächsischen Landtag, überlebte nach dem Tod ihres Gatten den Rassenwahn nur mit Glück und setze sich später in der DDR für die Pflege von dessen Werk ein. Trotzdem schaffte es bislang nur eine ältere Eterna-Aufnahme von Büttners 4. Symphonie auf CD (Sterling).

Von Optimismus sprühende Symphonik

Büttners Werk ist schmal, dabei aber von durchgehend höchster Qualität, wie diese Produktion eindrücklich beweist. Den Durchbruch im Konzertsaal erlebte der Komponist 1915 mit der Uraufführung seiner bereits 1910 entstandenen 3. Symphonie durch Arthur Nikisch. Erst danach erklangen auch die ersten beiden Gattungsbeiträge, und im folgenden Jahrzehnt wurde seine Orchestermusik, wenngleich regional recht begrenzt, regelmäßig gespielt. Die helle 2. Symphonie G-Dur (1902) sprüht nur so von Optimismus. Nur dreisätzig, erinnert sie hinsichtlich von Form und Instrumentation eher an Bruckner und Beethoven als an die Neudeutsche Schule. Schon Büttners Lehrer Felix Draeseke stand hierbei jedoch gewissermaßen zwischen den Stühlen. Die Klangfarben sind trotz obiger erkennbarer Vorbilder von einmaliger Strahlkraft, die rhythmische Energie – nicht nur im rasend schnellen Scherzo, das allerdings auch Momente wienerischer Walzerseligkeit kennt – faszinierend und die Anlage des vielschichtigen dritten Satzes (Introduzione, Variazioni e Finale) absolut zwingend. Selten hört man einen derart konsequenten positiven Sog, der keine Sekunde langweilt. Jörg-Peter Weigle, der bereits die Symphonien Draesekes für cpo eingespielt hat, bringt das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt – nicht nur bei dieser Ersteinspielung – in Höchstform. Präzises Zusammenspiel, herrlich differenzierte Dynamik und ein überbordender Ausdruckswille, der unmittelbar herüberkommt, bringen den Hörer zum Staunen.

Erstaunliche musikalische Frische

Die Heroische Ouvertüre von 1925 zelebriert nicht etwa militaristischen Pomp, sondern knüpft in geradezu perfekter Weise an die Tradition großer Konzertouvertüren des 19. Jahrhunderts ohne programmatischen Hintergrund an. Wiederum begeistern sowohl der orchestrale Glanz als auch die emotionale Tiefe des immerhin viertelstündigen Stücks. Noch interessanter erscheint freilich Präludium, Fuge und Epilog. Eine Vision. 1923 von Fritz Busch aus der Taufe gehoben, verarbeitet dieser symphonisch anmutende Zwanzigminüter in dramatischer Weise das kollektive Trauma des 1. Weltkriegs und dokumentiert – wie Büttners Kammermusik – großartiges kontrapunktisches Können. Nichts wirkt bei alldem altbacken; die Frische von Büttners Musik ist wirklich überraschend. Weil der Komponist im New Grove nicht einmal erwähnt wird und selbst im MGG2 (Musik in Geschichte und Gegenwart) nur einen beschämend kurzen Artikel erhalten hat, freut man sich umso mehr über den ganz ausgezeichneten, umfassend informierenden Booklettext von Christoph Schlüren – einem der derzeit berufensten Büttner-Kenner. Nicht zuletzt liegt die Aufnahmetechnik auf völlig adäquatem Niveau und der Repertoirewert dieser CD kann nicht hoch genug angesetzt werden. So verdienen diese Aufnahmen ohne Zweifel die volle Punktzahl.

Martin Blaumeiser [13.01.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Paul Büttner
1Heroische Ouvertüre C-Dur 00:15:33
2Präludium, Fuge und Epilog. Eine Vision 00:21:17
5Sinfonie Nr. 2 G-Dur 00:35:57

Interpreten der Einspielung

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