Ermanno Wolf-Ferrari
Chamber Music

MDG 102 2344-2
2 CD • 1h 58min • 1988
28.12.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Deutsch-Italiener Ermanno Wolf-Ferrari (1876 – 1948) ist durch seine im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstandenen komischen Opern wie Die neugierigen Frauen, Die vier Grobiane oder Susannes Geheimnis bekannt geworden. Dass der Komponist auch eine Reihe von Kammermusikwerken geschaffen hat, vor allem in jungen Jahren, erfährt man durch die CD-Reihe Preziosa, die bei MDG, der Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, veröffentlicht wird. Aufnahmen, die 1988 im historischen Reitstadel zu Neumarkt gemacht wurden, liegen jetzt klanglich einwandfrei in einem CD-Album vor.
Rhapsodische Trios
Die Klaviertrios op. 5 und 7, die 1902 im Druck erschienen, wurden schon Jahre zuvor aufgeführt und beweisen, dass Wolf-Ferrari, der zunächst in Rom, dann bei Joseph Rheinberger in München studierte, schon früh seine eigene Diktion fand. Feine Kantabilität und rhythmische Verve sind auf spätromantischer Basis miteinander verbunden, eine Voraussetzung fürs musikdramatische Genre. Das 1982 gegründete Münchner Klaviertrio mit Michael Schäfer (Klavier), Ilona Then-Berg (Violine) und Gerhard Zank, (Violoncello) gestaltet die nach klassischen Formmustern entstandenen Werke mit Delikatesse und starkem Engagement. Der Pianist übernimmt unüberhörbar die Führung, manchmal seine Partner leicht übertönend. Dabei zeigt sich, dass Wolf-Ferrari zu einem rhapsodischen Stil tendiert, wobei er thematische Entwicklungen immer wieder sprunghaft unterbricht.
Quintette – früh und spät
Dies gilt auch für das in der gleichen Zeit entstandene Klavierquintett in Des-Dur op. 6. Hier bewährt sich der Dirigent Wolfgang Sawallisch (1923 - 2013) als feinsinniger Pianist, der zusammen mit dem Leopolder-Quartett München die kontrastreichen vier Sätze prägnant ausarbeitet. Immer wieder hört man, wie der Komponist gesangliche Phasen mit dramatischen Ausbrüchen abwechseln lässt. Dabei bleibt die Tonsprache trotz häufigen Modulierens durchaus fasslich und eingängig.
Selbst das wesentlich später, im Jahr 1942 geschriebene Streichquintett op. 24 in C-Dur bleibt bei dieser leichtfüßigen Spielweise und bei der Vorliebe für überraschende Kontraste. Typisch dafür ist das Scherzo, dessen Prestissimo-Hauptteil durch ein choralartiges Trio abgelöst wird. Bemerkenswert ist die gleichsam aus der Zeit gefallene Harmonik, die dem 19. Jahrhundert verhaftet bleibt. Das Leopolder-Quartett mit Wolfgang Leopolder, Hiroko Yoshida, Gerhard Breinl und Friedrich Kleinknecht, allesamt Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters, erweitert durch den zweiten Bratschisten Fritz Ruf, glänzt durch sonoren und doch durchsichtigen Klang wie durch sicher beherrschte Virtuosität.
Das Booklet in englischer, französischer und deutscher Sprache informiert in knapper Form über das MDG-Klangkonzept, über den Komponisten und die Werke. Dabei werden die Biografien aus der Erstausgabe übernommen, die noch für eine LP bestimmt war. Hier hätte man sich eine Ergänzung aus heutiger Sicht gewünscht!
Prof. Klaus Trapp [28.12.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ermanno Wolf-Ferrari | ||
1 | Klaviertrio Nr. 1 D-Dur op. 5 | 00:32:20 |
5 | Klaviertrio Nr. 2 Fis-Dur op. 7 | 00:25:38 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Klavierquintett Des-Dur op. 6 | 00:31:40 |
5 | Streichquintett C-Dur op. 24 | 00:27:02 |
Interpreten der Einspielung
- Münchner Klaviertrio (Klaviertrio)
- Leopolder-Quartett München (Streichquartett)
- Wolfgang Sawallisch (Klavier)