CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Bach

Goldberg Variationen
Walter Feybli Gitarre

Ars Produktion ARS 38 650

1 CD • 60min • 2022

27.02.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Der Schweizer Gitarrist Walter Feybli hat sich hier einiges vorgenommen: Bachs Goldberg-Variationen wurden in erster Linie für Klavier geschaffen, haben zu immer neuen Interpretationen und wohl noch mehr Interpretationsvergleichen herausgefordert. Johann Sebastian Bach hat hier nicht weniger als 30 Variationen über eine Aria komponiert. Jede Variation verwendet verschiedene rhythmische, harmonische und melodische Elemente, wodurch der Ausdrucksgehalt der ursprünglichen Aria immer weiter wächst. Experimentiert wird mit allen erdenklichen Stilen und Techniken, wie Kontrapunkt, Fugen und Ostinato. Schon für Pianisten sind die schnellen Läufe und komplex gedachte Mehrstimmigkeiten Herausforderung genug.

Auf der Gitarre von Walter Feybli wirkt all dies erstaunlich unangestrengt und selbstverständlich. Der Spielfluss ist immer ausgewogen und die realisierte Klangwelt filigran und zart. Sich all dies für sein Instrument passend zu machen, ist das Resultat kluger konzeptioneller Planung. Darüber gibt der Booklet-Text Aufschluss. Demnach hat der Schweizer eine eigene, für sein Instrument besonders logische Neu-Zusammenstellung von 14 ausgewählten Variationen erstellt, weswegen hier auch von Suite die Rede ist.

Rhythmische Raffinesse und kontrapunktischer Feinsinn

Natürlich bleibt auch hier die Aria der Ausgangspunkt. Danach geht es sofort mit viel rhythmischer Raffinesse in der Polonaise voran, ebenso lässt sich der ganze kontrapunktische Feinsinn, wie er überhaupt auf einem Gitarrengriffbrett möglich ist, in den Fugen und Kanons erleben. Auch in einem Menuett offenbart sich die hohe Kunst, eine Mehrstimmigkeit, die hier vom Klavier herrührt, auf der akustischen Gitarre zu inszenieren. Die Gigue kommt treibend und vital daher, wie es auch in vielen Solosuiten dem Interpreten Gelegenheit zum temperametvollen „Loslassen“ gibt.

„Quodlibet“ heißt übersetzt in etwa „wie es beliebt“. Im Spiel von Walter Feybli leben hier anmutige, improvisatorische Züge auf. Feyblis Instrumentenbeherrschung ist über jeden Zweifel erhaben, glänzt durch Ausgewogenheit zwischen präziser Artikulation und einfühlsamer Agogik. Wenn seine Finger sanft über die Saiten gleiten und einen warmen, ausdrucksstarken Klang erzeugen, sorgen auch – die wohl ganz bewusst mit aufgenommenen – Nebengeräusche auf den Saiten für noch mehr unmittelbare Musikalität. Überhaupt beeindruckt wieder die Aufnahmequalität: Das Instrument steht plastisch im Raum, ebenso wie das Spiel von Feibly einen eigenen Klangraum für sich absteckt – fast so, als wären hier mehrere Instrumente am Werk. Aber die Vereinigung multipler Instrumentalstimmen unter den Händen eines Spielers gehört ja oft zu Bachs Kernanliegen, wenn er für Soloinstrumente komponierte. Feybli hat mit seiner Übersetzung eines Klavierwerks für die Gitarre ja auch eine ähnliche, auf jeden Fall bereichernde Transformation realisiert.

Stefan Pieper [27.02.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Walter Feybli (Gitarre)