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Besprechung CD

Georg Druschetzky

Oboe Quartets Vol. 2
Grundmann-Quartett

cpo 555 370-2

1 CD • 81min • 2020

05.02.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wenn sich ein gemischtes Quartett nach dem Instrumentenbauer benennt, dem die Umformung der Barockoboe zur klassischen Form gelang, die bis heute – mit allerdings wesentlich reicher Beklappung – in Wien weiterlebt, kann man dies durchaus als Bekenntnis zu einem historisch informierten Interpretationsansatz betrachten. Der niederländische Oboist Eduard Wesly durchstöberte die europäischen Bibliotheken nach geeigneter Literatur, stieß dabei auf die Oboenquartette des Böhmen Georg Druschetzky und legt nach dem von mir eher kritisch betrachteten Vol. 1 jetzt eine völlig überzeugende Folge-CD vor.

Virtuose auf Oboe und Pauke

Der Westböhme Georg Druschetzky (1745-1819) – auf Tschechisch: Jiří Družecký – war wohl ursprünglich Militärmusiker. Er erhielt jedoch Gelegenheit sein Oboenspiel beim Dresdner Hofoboisten Carlo Besozzi zu vervollkommnen. Nach einer Station als Landespaukist des Landes Oberösterreich ging er nach Wien, um dort die kaiserliche Harmoniemusik, besetzt mit Holzbläsern und Hörnern – vergl. Mozarts Gran Partita – zu leiten. So verwundert es nicht, dass er als einer der wenigen Komponisten der Wiener Klassik gerade die Bläser reich mit Werken bedachte.

Seine Quartette stehen den Werken Joseph Haydns nahe. Wie dieser liebt er es den Hörer mit originellen Einfällen zu überraschen. Sei es das im D-Dur-Quartett sich mit virtuoser Figuration über Geige und Bratsche schwingende Cello – geschrieben möglicherweise für Anton Kraft, den Adressaten der Cellokonzerte Haydns –; seien es die überraschenden Dissonanzen im Menuett des C-Dur-Quartetts; seien es die eher an die Berliner Schule erinnernden empfindsamen Seufzer des als Da-Capo-Arie gestalteten kurzen g-Moll-Quartetts. Selbst wenn ein Satz mit fröhlichem Gegacker beginnt (Track 7) sollte man sich nicht allzu sicher sein, dass nicht irgendwo eine melancholische Moll-Episode lauert. Klanglich höchst apart das von Wesly auf einem Tabard-Instrument von 1830 interpretierte Englisch-Horn-Quartett. Da Družecký gern mit Kontrasten auf engem Raum arbeitet, erfordern seine Kompositionen intensive Arbeit am Detail und höchste Wachheit bei der Ausführung.

Souveräne Interpretation

Das Grundmann-Quartett (Eduard Wesly mit den Streicherinnen Ulrike Titze, Bettina Ihrig, Ulrike Becker) konnte mich in Vol. 1 noch nicht vollkommen überzeugen. Dies gelingt ihnen mit noch ausgefeilterer Artikulation, wesentlich verbesserter Intonation und liebevollster Ausgestaltung auch kleinster Details durch eine überzeugende Mikroagogik in der Fortsetzung nun vollauf. Ähnlich wie bei Wiener Oboen ist der Klang wegen seiner Schärfe in exponiert liegenden Fortepassagen etwas gewöhnungsbedürftig, was jedoch in der Natur des Instruments liegt, das seinen Freiluftcharakter vollständig erst mit den vollbeklappten Instrumenten französischer Bauart verlor.

Die Aufnahmetechnik gibt die Klangbalance realistisch und transparent wieder. Exzellent und höchst originell um die Ecke gedacht, der mit Assoziationen prunkende Booklet-Text von Eckhardt van der Hoogen.

Fazit: Ein höchst vergnügliches und unterhaltsames Album, das sich Oboisten unbedingt und Freunde geistreicher, unterhaltsamer Kammermusik, um sich eine Freude zu machen, zulegen sollten. Nachdrücklich empfohlen!

Thomas Baack [05.02.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Druschetzky
1Quartett D-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello 00:14:52
4Quartett C-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello 00:15:04
8A Quatro g-Moll 00:06:07
9Quartett F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello 00:15:17
13Quartett B-Dur für Englischhorn, Violine, Viola und Violoncello 00:14:19
16Quartett F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello 00:15:00

Interpreten der Einspielung

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