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Besprechung CD

Rock Symphonies

Orchestra Sinfonica di Milano • Nuno Côrte-Real

Solo Musica SM444

1 CD • 59min • 2022

26.01.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Wenn der portugiesische Dirigent und Komponist Nuno Côrte-Real sein aktuelles Orchesteralbum „Rock Symphonies" nennt, dann geht es ihm nicht um Crossover oder darum, sich mit einem Attribut beim Publikum anzubiedern. Vielmehr hinterfragt er den Begriff „Rock" im Hinblick auf seine künstlerische Haltung, um zu zeigen, was er am besten kann – farbenreiche, mitreißende Orchestermusik zu schreiben. Musik nach dem Verständnis des Portugiesen braucht suggestive Farben, Sinnlichkeit und Temperament. In diesem Sinne versteht der portugiesische Musiker seine Mission auch als Ansage an den akademisch-intellektuellen Elfenbeinturm der zeitgenössischen Avantgarde.

Zentrale sinfonische Werke

Die Einspielung einige seiner zentralen sinfonischen Werke zu einem CD-Programm mit dem hochmotivierten Orchestra Sinfonica di Milano markiert in dieser Hinsicht eine perfekte Realisation. Los geht es mit dem im wahrsten Sinne des Wortes rhythmisch pulsierenden Stück Rock – auch der Zusatz „Tribute to Ligeti‟ hat weniger mit einer Hommage an einen anderen Künstler zu tun als mit dem Einfühlen in eine künstlerische Haltung und dem Anknüpfen an vorhandene Seelenverwandtschaften. Das Orchester trumpft mit mächtigen, motorischen Fanfarenstößen auf, die bisweilen an die rhythmischen Exzesse Strawinskys erinnern – eine kraftvolle Ouvertüre!

Mit Orchesterklängen malen

Der beherzte Umgang mit Klangfarben, den Côrte-Real in seinen vielgestaltigen Werken, Besetzungen und Genres so gut beherrscht, wird auch von diesem italienischen Symphonieorchester meisterhaft umgesetzt – und kommt etwa in den lyrischen und vor allem von den Streichern fein gezeichneten Klangimpressionen des Concerto Verdas zum Ausdruck. Wenn Celesta und Klavier in eine funkelnde Wunderwelt hinein ziehen, zeigt sich der Filmkomponist Nuno Côrte-Real. Seine Sinfonie Noa Noa aus dem Jahr 2018 ist eine Hommage an den französischen Maler Paul Gauguin, mit dem der portugiesische Musiker ein musikalisches Farbempfinden teilt. In fünf Sätzen breitet sich ein raffiniertes Spiel mit emotionalen Kontrastwirkungen auf. Aus zarten Texturen, die manchmal auch an Minimal Music erinnern, erwächst ein Crescendo, um neue exotische Sehnsüchte zu artikulieren. Der zweite Satz „Contes Barbares" kombiniert schroffe Impulse, wie sie so ähnlich auch von Strawinsky gesetzt werden, mit gleißendem Blech. Eine Anspielung auf rätselhafte Rituale in fernen Kulturen? Elegisch, aber versöhnlicher, atmen die Streicher im Idyll a Tahiti. Die Holzbläser antworten mit einer Traumsequenz von berückender Schönheit. Peitschende Perkussion erinnert daran, dass es auch im Paradies manchmal stürmt, inklusive satt dosierter Sforzati, die entfernt an die stampfenden Synkopen aus dem Sacre erinnern.

Ausdrucksvolle Klänge

Todo o Teatro e un muro branco de Musica eröffnet mit einem rezitativischem Dialog zwischen Klavier und Klarinette – aus dem sich dann so etwas wie ein imaginäres, rhythmisch akzentuiertes Ballett entwickelt. Côrte-Real treibt hier ein Spiel mit schnellen Schnitten und verschachtelten Motiven auf die Spitze. Das letzte Stück Abertura Secondo Novecento setzt auf noch mehr Vorwärtsdrang, um die künstlerische Freiheit zu feiern.

Vor allem in seiner Jugend hat Nuno Côrte-Real zur Musik gemalt, heute „malt“ er mit noch mehr Leidenschaft mit sämtlichen Farben des großen Orchesters, was diese Aufnahme mit dem Orchestra Sinfonica die Milano beweist. Seine reichen Erfahrungen mit den großen Werken des sinfonischen Repertoires, ebenso mit den Potenzialen der besten Klangkörper dieser Welt erweisen sich dafür als die denkbar beste Palette.

Stefan Pieper [26.01.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Nuno Côrte-Real
1Rock op. 21B (tribute to Ligeti) 00:09:08
2Concerto Vedras op. 14B 00:14:44
5Sinfonia Noa Noa op. 62 00:21:12
10Todo o Teatro é um Muro Branco de Música op. 45 00:09:09
11Albertura Secondo Novecento op. 24 00:04:58

Interpreten der Einspielung

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